^ Bad Bellingen: Gastronomen massiv unter Druck - Bad Bellingen - Verlagshaus Jaumann

Bad Bellingen Gastronomen massiv unter Druck

Claudia Bötsch
Viele Betriebe sind derzeit geschlossen, weil es sich für sie unter den aktuellen Bedingungen nicht lohnt, zu öffnen. Foto: pixabay/Mammiya

Corona: Dehoga-Kreisvorsitzender Ciesiolka: Den meisten steht das Wasser bis zum Hals / Positive Signale

Nach fast zwei Jahren Pandemie ist die Situation auch bei den hiesigen Gastronomen katastrophal. „Den meisten Wirten und Hoteliers steht das Wasser bis zum Hals“, berichtet Dehoga-Kreisvorsitzender Marcus Ciesiolka im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber es gibt Hoffnung.

Von Claudia Bötsch

Bad Bellingen. 2G-plus beziehungsweise 2G haben den Betrieben schwer zugesetzt. „Mancher hat schon monatelang zu“, weiß Ciesiolka, der in Bad Bellingen das Restaurant „Das Park“ im Kurhaus betreibt. Andere hätten im Dezember noch offen gehabt und dann entschieden, Januar, Februar und März zu schließen, weil das Geschäft sich betriebswirtschaftlich einfach nicht mehr rechne. „Der größte Teil der Betriebe hat derzeit komplett oder teilweise geschlossen“, bilanziert Ciesiolka. Ein Grund dafür sei auch, dass zuletzt unklar gewesen sei, ob überhaupt Hilfsgelder fließen. So etwas wie Planung sei da nicht möglich.

Massive Verluste

Nach fast zwei Jahren Pandemie steht die Gastro-Branche massiv unter Druck, macht der Vorsitzende des Dehoga-Kreisverbands Müllheim im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich: „Seit März 2020 verzeichneten Hotellerie und Gastronomie in Baden-Württemberg einen Umsatzverlust von zwölf Milliarden Euro – dem stehen Fördergelder von Bund und Ländern in Höhe von drei Milliarden Euro gegenüber.“

Die Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) unterstütze die in Schwierigkeiten geratenen Betriebe mit Beratungen, berichtet der Gastronom. Dabei gehe es vor allem um betriebswirtschaftliche Unterstützung. Als Vorsitzender der Kreisstelle in Müllheim ist Ciesiolka Ansprechpartner für die Betriebe im Umkreis von Bad Krozingen bis Bad Bellingen und Kandern – der Zuschnitt entspricht noch dem alten Landkreis Müllheim.

Froh über Lockerungen

„Der Winter war und ist hart, aber es gibt positive Signale“, fasst Ciesiolka die aktuelle Lage zusammen. Er und seine Kollegen seien bereits sehr erleichtert gewesen, als jüngst die Kontaktdaten-Erhebung und die Sperrstunde abgeschafft wurden. „Wir sind froh, dass es Lockerungen gibt und hoffen, bis Mitte März wieder zu einem relativen Normalbetrieb zurückkehren  zu   können.“ Das heiße vor allem 3G für Hotels und Restaurants, „um endlich auch wieder ungeimpfte Gäste begrüßen zu können“. Ciesiolka findet: „Es geht in die richtige Richtung.“ Zumal die Gastronomie ohnehin nachweislich kein Coronatreiber sei.

In seinem eigenen Betrieb, dem Kurcafé, sei es die vergangenen Wochen noch recht passabel gelaufen – vor allem wegen der Eisbahn, die zusätzliche Gäste anlockte. Das habe das geplatzte Weihnachtsgeschäft zumindest etwas abgefedert – pandemiebedingt wurden bei Ciesiolka im Dezember 1200 Platzreservierungen abgesagt.

Die Eisbahn soll zwar dieser Tage wieder abgebaut werden, „zum Glück kommen jetzt aber schon die ersten Minigolfer“, berichtet Ciesiolka, der froh ist um die Lage im Kurpark. „Am vergangenen Wochenende war der Park bei schönem Wetter rappelvoll“, das gebe Hoffnung für die Zukunft. Seit zwei, drei Wochen habe er zudem endlich auch wieder Schweizer und französische Gäste begrüßen können. Diese seien die vergangenen Monate ferngeblieben, „weil sie unsere Regeln nicht mehr verstanden haben – wie wir ja auch nicht“.

Generell seien in der Bevölkerung unterschiedliche Tendenzen spürbar: „Die einen sind immer noch sehr zurückhaltend und haben Angst, sich anzustecken. Die anderen wollen ein Ende der Einschränkungen und einfach nur raus“, hat der Dehoga- Kreisvorsitzende beobachtet.

Ciesiolka hat seinen Betrieb noch weitgehend normal geöffnet, kann aber nicht abschätzen, wie es die kommenden Wochen sein wird. Das hänge auch vom Infektionsgeschehen ab, „wir hatten bereits die ersten Corona-Fälle unter den Mitarbeitern“. Da komme man bei generell angespannter Personallage schnell in die Bredouille.

Große Personalprobleme

Personalmangel ist ein Problem, das inzwischen fast alle Gastronomen betrifft – es hat sich durch Corona noch einmal extrem verschärft. „Fast dreiviertel der Betriebe in Deutschland haben mittlerweile Personalprobleme, im Sommer war es noch knapp die Hälfte“, zeigt Ciesiolka auf. Viele Angestellte haben sich während der Corona-Krise umorientiert. „Die Löhne in der Gastro-Branche sind ohnehin nicht hoch. Werden die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, kommen sie oft nicht über die Runden und suchen sich etwas Neues“, weiß er.

Seit Corona hat auch Ciesiolka mit Personalproblemen zu kämpfen. Für sein Restaurant habe er schon sehr viele Buchungsanfragen für den Sommer erhalten, sowohl von Privatleuten als auch von Betrieben. „Leider können wir gar nicht alle Veranstaltungen annehmen, weil wir es personell nicht schaffen.“

Wegen der Pandemie konnten auch seine drei Lehrlinge aus Indonesien nicht wie geplant im September anfangen. „Die Botschaft in Jakarta war fünf Monate zu und es wurden keine Visa ausgestellt.“ Er hofft, dass die Lehrlinge nun im März einreisen können. Inzwischen gebe es übrigens einige Betriebe in der Region, die auf Lehrlinge aus dem Ausland wie Indonesien oder Vietnam setzen, berichtet Ciesiolka. „Dieses Ausbildungsmodell funktioniert relativ gut“, sind seine bisherigen Erfahrungen.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading