Bad Bellingen Hält die Infrastruktur noch Schritt?

Alexander Anlicker
Am Nordrand von Bad Bellingen soll ein neues Baugebiet entstehen. Foto: Alexander Anlicker

Bei der Beratung des Bebauungsplans „Rheinstraße Nord“ kamen Fragen zur Schule auf.

Mit dem Bebauungsplan „Rheinstraße Nord“ will die Gemeinde Bad Bellingen Wohnraum für rund 220 Menschen schaffen. Das Baugebiet hat eine Gesamtfläche von 1,88 Hektar, davon entfallen 1,45 Hektar auf Wohnbauflächen. Im Süden und Westen des Areals sollen acht Mehrfamilienhäuser in drei- bis viergeschossiger Bauweise entstehen. Hinzu kommen eine Hausgruppe mit fünf Hauseinheiten, sieben Doppelhäuser und acht Einzelhäuser mit maximal zwei Vollgeschossen und ausgebautem Satteldach.

Planerin Julia Messerschmidt vom Büro fsp-stadtplanung aus Freiburg stellte den Offenlageentwurf sowie die eingegangenen Anregungen aus der frühzeitigen Beteiligung vor. Sie wies zudem auf die umfangreichen Einschränkungen durch Arten- und Immissionsschutz hin.

Lärmschutz

Zu den Herausforderungen im Plangebiet gehört das Thema Lärmschutz. Lärmquellen sind die unmittelbar angrenzende Rheintalbahn im Osten und die Autobahn im Westen. Auf der Ostseite soll eine neu zu bauende Lärmschutzwand die künftigen Einwohner vor Bahnlärm schützen. Die Wand, die auf Bahngelände errichtet wird, muss vor Baubeginn der Wohnhäuser fertiggestellt sein.

Problematischer ist der Lärm von der Autobahn. Die Mehrfamilienhäuser auf der Westseite sollen das übrige Baugebiet abschirmen. Die Schlafzimmer müssen daher auf der Ostseite im Gebäude liegen. Damit der Lärmschutz auch durchgehend ist, sollen zwei Mehrfamilienhäuser auf der Westseite mit einem Zwischenbau verbunden werden. Dennoch, erklärt die Planerin, müssen die Balkons mit Glaswänden eingehaust werden. Auch seien bei allen Gebäuden Schallschutzfenster und schallgedämmte Lüftungsanlagen erforderlich.

Artenschutz

Alexandra Nothstein erläuterte die Artenschutzuntersuchung und die daraus resultierenden Maßnahmen. Schutzmaßnahmen sind für den Gartenrotschwanz, Zwerg- und Mückenfledermaus sowie für Zaun- und Mauereidechsen erforderlich. Unter anderem ist eine 0,78 Hektar große Ausgleichsfläche in der Nähe des Naturschutzgebiets Rütschelen geplant.

Diskussion

Gemeinderat Wolfgang Müller bemängelte die kurze Zeitspanne zwischen Einladung und Sitzung, die kaum Zeit lasse die 367 Seiten umfassende Vorlage auch durchzulesen. Müller wollte zudem wissen, warum auf den Flachdächern eine Begrünung, nicht jedoch Photovoltaikanlagen vorgeschrieben seien.

Messerschmidt verwies darauf, dass das Land ohnehin im Klimaschutzgesetz auf 60 Prozent der Dachfläche PV-Anlagen vorschreibe. Darüber hinaus ergänzten sich Dachbegrünung und PV-Anlagen durch den kühlenden Effekt der Pflanzen im Sommer.

Hauptkritikpunkt von Müller ist jedoch die Tatsache, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren bereits acht Hektar an Baugebieten ausgewiesen habe. „Wie sollen wir die Infrastruktur nachziehen und stemmen“, wollte er wissen. Die Grundschule sei im Moment stabil in der Zweizügigkeit, erklärte Bürgermeister Carsten Vogelpohl. Das Problem sei aber nicht die Schülerzahl sondern das Thema Ganztagsbetreuung. Die Verwaltung habe bereits mit dem Architekten der Schule Kontakt aufgenommen, was Erweiterungsmöglichkeiten angeht.

André Kammüller äußerte Bedenken, dass das Baugebiet angesichts der vielen Einschränkungen noch bezahlbar bleibt. „Welcher Normalverdiener kann sich das noch leisten?“

Am Ende stimmte der Gemeinderat mit sieben Ja- zu vier Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen für den Entwurf. Der Bebauungsplan geht voraussichtlich im Mai in die Offenlage, im September soll dann der Satzungsbeschluss erfolgen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading