Bad Bellingen Hebels Einsatz für die Kirchenunion

Weiler Zeitung
Fototermin im Freien beim Bad Bellinger Kurhaus, wo dieses Jahr coronabedingt erstmals der Hebelschoppen stattfand: (v.l.) Bürgermeister Carsten Vogelpohl, Hebelvogtin Christa Heimann, Referent Pfarrer i. R. Axel Hüttner, der langjährige Hebelvogt Karl Mannhardt und Siegfried Bürgelin, der die Gäste mit Klavierbeiträgen erfreute Foto: Bianca Flier

Hebelschoppen: Veranstaltung mit Vortrag in Bad Bellingen / Erstmals mit Vogtin Christa Heimann

Zahlreiche Hebelfreunde folgten der Einladung zum Hebelschoppen ins Kurhaus Bad Bellingen, der von Christa Heimann, dem ersten weiblichen Hebelvogt, mit dem traditionellen „Hebelglöckle“ eingeläutete wurde.

Von Bianca Flier

Bad Bellingen. Im Mittelpunkt stand der Vortrag von Pfarrer i. R. Axel Hüttner zum Thema „Ökumene vor 200 Jahren: Johann Peter Hebel und die badische Kirchenunion von 1821“.

Musikalisch eröffnet wurde der Hebelschoppen mit Liedbeiträgen des Männerchors der Chorgemeinschaft Bad Bellingen unter der Leitung von Günter Meyer.

Hebels Verhältnis zur Landeskirche

Im ersten Teil seines Vortrags, „Hebel und seine Kirche“, erläuterte Hüttner das 40 Jahre andauernde Wechselverhältnis zwischen Hebel und der badischen Landeskirche. Schon früh war Hebel von der Lieblingslektüre seiner Mutter, den „Biblischen Historien“ von Johann Hübner, beeinflusst. Der Besuch der Lateinschule in Schopfheim und des Gymnasiums in Karlsruhe vermittelte ihm eine fundierte religiöse Erziehung. Das geistige Klima an der Universität Erlangen, wo Hebel Theologie studierte, war bestimmt von „frommer Aufklärung“.

Nach dem 1780 abgelegten Examen wurde er Hilfsvikar in Hertingen, was ihn auch dazu verpflichtete, dem „durchlauchtigsten Markgrafen“ gehorsam zu sein, denn als kirchlicher Amtsträger war er zugleich Staatsbeamter. Ab 1783 wirkte er am Pädagogium Lörrach und widmete sich fortan ganz dem Schulstand. Seine Leistungen wurden von den Vorgesetzten in Karlsruhe belohnt, denn ab 1791 stieg er langsam aber sicher die Stufen der kirchlichen Laufbahn hinauf, zunächst als Subdiakon und Lehrer am Karlsruher Gymnasium, ab 1798 als Professor Extraordinarius für dogmatische Theologie und Hebräisch. 1808 wurde er Direktor des Gymnasiums und 1819 Prälat sowie Mitglied der ersten Kammer des badischen Landtags.

Hebel als Wegbereiter der Union

Der zweite Teil des Vortrags widmete sich dem Anteil Hebels an der badischen Kirchenunion von 1821. Hebel war als reformiert Getaufter zunächst skeptisch gegenüber dem Plan, die verschiedenen evangelischen Konfessionen in einer Union zusammenzufassen. Doch seinem Freund und eigentlichem Initiator der Union, dem Kirchenrat „Nikki“ Sander, gelang es, ihn mit ins Boot zu holen. Gerade in seiner Heimat leistete Hebel wichtige Überzeugungsarbeit bei den Pfarrern, und es ist wohl seinem Einfluss zu verdanken, dass sich schließlich sämtliche vorbereitenden Synoden für die Union aussprachen. Am 2. Juli 1821 erklärten sich die Synodalen der Reformierten und Lutherischen anlässlich der Generalsynode in Heidelberg einverstanden mit der Vereinigung. Nach der Zustimmung des Großherzogs wurde am 28. Oktober 1821 die Union in allen Kirchen Badens gefeiert.

Grußwort von Bürgermeister Vogelpohl

In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Carsten Vogelpohl, die Gemeinde habe das Kurhaus gerne für den Hebelschoppen zur Verfügung gestellt. Hebel habe zwar Bellingen nie erwähnt, wie der Ortshistoriker Hubert Gilgin recherchiert habe, doch sei zu seinen Lebzeiten der Rhein hier „noch mäandert“. Heute würde Hebel sicher gerne im Kurpark spazieren gehen, hieß es.

Buntes Rahmenprogramm im Kurhaus

Der gemütliche Teil der Veranstaltung wurde mit alemannischen Einlagen von Reinhard Geugelin bereichert. Mit am Flügel schwungvoll vorgetragenen Stücken von Dvorak, Durand und Brahms erfreute Siegfried Bürgelin die Gäste. Das Trachtentrio Anita Möhring, Susi Engler und Thomas Hofer trug Lieder nach Texten Hebels vor, unter anderem „Das Spinnli“. Ein Urgestein des Hebelschoppens, Gérard „Saubi“ Saubermann, rezitierte Poetisches auf Baseldytsch, sein Landsmann Jürg Burkhardt erinnerte an seine Kindheit in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Gedichtvorträge aus Hebels Schatzkiste rundeten das Programm ab.

Dank der Hebelvogtin Christa Heimann

Hebelvogtin Christa Heimann dankte in ihrem Schlusswort allen, die zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen hatten, insbesondere lobte sie die unermüdliche Organisationsarbeit von Schriftführer Jürgen Wolf und würdigte auch ihren Vorgänger im Amt, den langjährigen Hebelvogt Karl Mannhardt, der kürzlich seinen 90. Geburtstag feierte.

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