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Bad Bellingen Hotel-Neubau kontrovers diskutiert

Jutta Schütz
Der Hotelneubau ist auf einem Grundstück neben der Therme vorgesehen. Foto: Claudia Bötsch

Tourismus: Bei Vermieterversammlung werden Argumente ausgetauscht. Projektentwickler Grossmann vor Ort.

Bad Bellingen - Um Pro und Contra zu einem möglichen Hotelneubau auf dem großen Grundstück direkt neben der Balinea-Therme ging es bei der Vermieterversammlung im Kurhaus. Das Interesse war groß.

Mehr als 40 Hotel- und Pensionsbetreiber, Gastronomen, aber auch interessierte Bürger waren gekommen, denn angekündigt hatten sich Unternehmer und Architekt Jürgen Grossmann und sein Partner Svetozar Ivanoff von der Grossmann Group aus Kehl, die für das Hotelgrundstück als Investor auftreten. Moderator der Veranstaltung war Hotelkaufmann Dirk Monath von der Tourismusberatung „Futour“. Am Schluss der lebhaft und kontrovers geführten Diskussion stand fest, dass sich ein konstruktives Gremium bilden wird, an dem Grossmann und auch die Vermieter vor Ort beteiligt sind.

Mehr Öffentlichkeit gefordert

Ein großer Wunsch der Anwesenden war der „nach mehr Öffentlichkeit im Vorfeld zu Entscheidungen, die die Zukunft der Gemeinde betreffen“, hieß es unisono Richtung Bade- und Kurverwaltung und Gemeinderat. Bürgermeister Carsten Vogelpohl stellte dazu fest, dass jetzt mit dem Optionskaufvertrag mit Grossmann (wir berichteten) ein Sachstand erreicht sei, bei dem es Sinn ergebe, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Das Ziel: ein hochwertiges Hotel

Grossmann stellte per Powerpoint-Präsentation bereits realisierte Projekte im Bereich Hotelneu- und Umbauten vor. Auf das große Grundstück an der Therme sei er aufmerksam geworden, als er begann, auf dem ehemaligen Sankt Marien-Klinikgelände ein Seniorenpflegeheim zu bauen. Ziel sei die Ansiedlung eines hochwertigen Sterne-Hotels mit direktem Zugang zur Therme. Für die Suche nach einem Betreiber hat Grossmann nun zwei Jahre Zeit.

Die Bedenken gegen den Hotelneubau

Marc Speck (Markushof) äußerte Bedenken wegen der Größe des Projekts, die mehrere Hoteliers am Ort teilen. Das Hotel sei mit rund 340 Betten viel zu groß geplant für den Standort, stellte er fest. Zudem wollte er wissen, wie Grossmann darauf komme, ein Hotel neben der Autobahn mit ihrem Lärm bauen zu wollen. „Das war bisher für jeden Interessenten ein K.O.-Kriterium“, so Speck. Großmann hielt fest, dass ihm der Lärmschutz keine Angst mache.

Marina Koehly vom Aparthotel Badblick fragte nach der Auslastung, die wirtschaftlich sein müsse – vor dem Hintergrund, dass auch die Therme und selbst moderne Betriebe im Ort häufig nicht ausgelastet seien. Peter Fräulin vom „Schwanen“ hielt zudem die Idee von zusätzlichen Boardinghouse-Apartments für problematisch, weil diese die Ferienwohnungsbetreiber treffen würden, Stichwort „gleiche Kundschaft“. Edgar Kaiser (Kaiserhof) glaubt angesichts zurückgehender Übernachtungszahlen: „Ein neues Hotel würden viele Betriebe nicht überleben.“

Golfplatzbetreiber Heinz Wolters verwies darauf, dass er seit Jahren ein Sterne-Hotel auf einem von ihm erworbenen Grundstück bauen wolle, die Gemeinde ihm dies aber verwehre. Gemeinderat Wolfgang Müller warf ein, dass er sich wundere, warum bei so einem Projekt keine europaweite Ausschreibung erfolgt sei. Gabriele Silcher (Hotel Ambiente) bezweifelte, dass sich für Bad Bellingen ein „Fünf-Sterne-Kundenklientel“ finden werde, denn es fehle nicht an Hotels, aber an der Werbung für den Ort – die „wurde verschlafen“, hielt sie fest. Dennis Schneider, Geschäftsführer der Bade- und Kurverwaltung, stimmte hier zu, bat aber auch darum, neue Ansätze nicht gleich zu verteufeln und wies darauf hin, dass die Werbung nun bereits verstärkt wurde.

Die Vorteile eines neuen Hotels

Grossmann stellte fest, dass es für Bad Bellingen neue Kunden brauche. „Ich glaube an Qualität und auch daran, dass ein neues Hotel vom hohen Anspruch her eine Attraktivität ausstrahlen kann, von der auch andere Häuser vor Ort profitieren könnten“, sagte er. „Das Bessere ist oft der Feind des Guten“, bemerkte er überdies nüchtern. BuK-Geschäftsführer Schneider sagte, dass man auch die Therme modernisieren müsse, wenn man ein Sterne-Hotel bauen will. „Man muss die Diskussion auch mal sachlich führen vor dem Hintergrund, dass Bad Bellingen in den vergangenen Jahren ein Viertel der Betten verloren hat – ein neues Hotel bietet auch Chancen“, so Schneider. Eine Pensionsbetreiberin sah es auch so. „Dem Bad würde ein Sterne-Hotel gut tun. Ich sehe das positiv, langfristig auch für uns“, meinte sie. Für große Busgruppen etwa fehle ein Betrieb, wo alle Mitreisenden unterkommen, so Schneider, der auch Kongresse und Tagungen mit vielen Teilnehmern ins Spiel brachte.

Dem angeblichen Manko an einem Zimmerangebot widersprachen Koehly und Speck, die viele Zimmer anbieten, energisch. „Was wir aber nicht wollen, ist der absolute Billigtourismus und Billigbusreisen, das passt nicht zu einem Kurort“, so Koehly.

Gerhard Lang meldete sich als Bürger mit seinen Urlaubserfahrungen zu Wort. „Es geht auch darum, die Heimat attraktiv zu machen“, stellte er mit Blick auf hochwertige Hotels fest. Marcus Ciesiolka von „Das Park“ war sich sicher, dass besondere Übernachtungs-, Veranstaltungs- und Freizeitangebote ein Mehr an Touristen und Gästen, die im Ort bleiben, bringen.

Der Konsens: Gruppen begleiten Prozess

Carsten Vogelpohl berichtete, dass der Landkreis und auch das Land die Tourismuswerbung unterstützen, auch das solle man nutzen. Er schlug vor, dass sich in der Gemeinde und im Gemeinderat sowie unter den Tourismusfachleuten im Ort Gruppen bilden, die den Prozess begleiten. Grossmann begrüßte dies. Auch Marc Speck will sich nun in einer „Lenkungsgruppe“, so die Überschrift, einbringen und die Entwicklung für die bestehenden Häuser am Ort mitgestalten.

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