Bad Bellingen Inklusive Kunst kann sich sehen lassen

Ines Bode
Elisabeth De Wambersie, Brigitte Bercher, Petra Tröndlin und Wolfgang Hauber boten ihre Kunst beim Frühlingsmarkt an. Foto: Ines Bode

Hier ein Chagall, da ein Picasso, aber auch Bilder, die auf Eigenkreation schließen lassen: Wer mit interessiertem Blick durch die Flure der Werkstätten des St. Josefshauses schlendert, kann sich an echten Kunstobjekten erfreuen – kein Wunder, seit zwanzig Jahren besteht die „Malgruppe“.

Einen Hingucker bilden die Reproduktionen, die auf Grund leuchtender Farbwahl die Wände auf zwei Stockwerken zieren. Bewundern lassen sich neben berühmten Vorlagen auch Exponate, die der Fantasie der Mitglieder der Malgruppe entstammen, allesamt Bewohner des Josefhauses.

Von Beginn dabei ist Wolfgang Hauber. Der 80-jährige war lange als Ministrant tätig und wählte gern Motive wie Kirchen und Uhren. Jahrelang haben ihn die Gotteshäuser und Turmuhren beschäftigt, erzählt er. Aber jetzt sei es genug. Eines seiner jüngeren Bilder zeigt zwei Gestalten. „Einen Mann und eine Frau“, klärt Hauber auf. Die Zeichnung ist in dominantem Rot gehalten. Zudem ist Blau sichtbar vertreten. Blau sei seine Lieblingsfarbe, sagt der Hobbymaler. Und Grün – wie die Hoffnung, fügt er an. Schwarz indes mag er überhaupt nicht. Und bis auf dünne Skizzierlinien lässt sich kein Schwarz ausmachen.

Ludwig gründet Malgruppe

Auch Petra Ludwig kennt alle typischen Gewohnheiten ihrer Teilnehmerrunde. Sie war es, die vor zwanzig Jahren die Malgruppe ins Leben rief. Grund: Es gab keine. Ludwig arbeitete damals in der Einrichtung und erinnert sich: „Ich fand, dass auf dem Gebiet der künstlerischen Beschäftigung zu wenig angeboten wurde.“ Mittlerweile betreut sie ehrenamtlich die Bamlacher Malgruppe und darüber hinaus die Malgruppe im „Haus Engels“ Hertingen. „Gefühle ausdrücken“, das könne man beim Malen, gab ein dortiger Bewohner im Rahmen einer Veranstaltung an. Ganz egal, ob mit einfach gehaltener Darstellung oder detailgetreuer Nachbildung. Ob mit feiner Pastellfarbe oder kräftigem Farbton. Denn, wie so oft gilt die Devise: Jeder nach seiner Fasson.

Vorgegebene Themen

Gern gebe sie ein Thema vor, erzählt die Leiterin, die in Freiburg Kunst studiert hat. Eine dieser Vorlagen stammte von Pablo Picasso. 1907 veröffentlichte er unter dem schlichten Titel „Frau“ ein Ölbild, das zur Phase „Demoiselles d’Avignon“ zählt. Ludwig berichtet, „es hing im Kunstmuseum Beyeler“. Als Besitzer gilt das New Yorker „Museum of Modern Art“. Von dort wanderte es ins „Getty Museum“ Los Angeles, um in der Folgezeit in der Riehener Fondation Beyeler präsentiert zu werden. Wer nun einen Blick aufs Original wirft, könnte angesichts auffälliger weißer Felder mit dem Gedanken konfrontiert werden, Picassos „Frau“ sei ein wenig unvollendet. Dieser Eindruck tat sich wohl auch beim Schöpfer der Malgruppe auf, dessen Werk – zumindest dem Kunstverstand des laienhaften Betrachters nach – vollendet erscheint. Nahezu übernommen wurde das Original, die leeren weißen Bereiche indes wurden geschickt und passend gefüllt.

Verewigt wurden weiter Marc Chagalls „Kerzenleuchter“ in einer Eigen-Interpretation oder auch sein bekanntes Notre Dame-Pärchen. „Wir malen meist mit Stiften oder Wasserfarben“, sagt Ludwig. Und es werde über die Ergebnisse gesprochen. Gern gewählte Themen seien die Jahreszeiten.

Brigitte Bercher, ebenfalls von Beginn an dabei, malte gerade Ostereier und suchte sanfte Farben aus. Voller Freude dabei sind auch Petra Tröndlin, eine der jüngeren der Runde sowie Elisabeth De Wambersie.

Kunstbücher inspirieren

Manchmal weckt Ludwig bei den Mitgliedern eine spontane Eingebung mit Hilfe von Kunstbüchern. Auf alle Fälle lasse sie ihre weiblichen und männlichen Teilnehmer frei agieren. Um dann etwa ein Miniatur-Gesicht inmitten farbenfroher abstrakter Formen zu entdecken. Und plötzlich entpuppt sich das Gesicht als komplette Figur, die gar Beine hat. Die genauere Inspektion ergibt eine zweite Gestalt. Mit langen animalischen Ohren. Man müsse eben genau hinschauen, rät Ludwig. Neben dem freien Schaffen scheint die Berührung mit großen Namen Spuren zu hinterlassen. Nicht selten zeigt sich die teils kindlich wirkende Handschrift Chagalls oder Picassos geometrische Formen auf den Bamlacher Zeichnungen. „Fantastische Bilder“ kommen dabei heraus, sagt die Kunstkennerin Petra Ludwig. Seit jeher bestehe ihre Malgruppe aus einem Dutzend Teilnehmern.

Ausstellungen im Umland

Gemalt werde von acht bis zehn Uhr, danach geht’s an die Arbeit in den Werkstätten. Nicht ohne Stolz erwähnt sie die Ausstellungen, im Umland und gar bis Wehr wurden die Exponate ihrer Schützlinge schon gezeigt.

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