Bad Bellingen Klimaschäden belasten Bäume

Alexander Anlicker
Eine spezielle Verkehrssicherungspflicht besteht im Wald nur im Bereich von Erholungseinrichtungen. Ansonsten zählt das Spazierengehen im Wald zum persönlichen Lebensrisiko. Trotzdem sieht Revierförsterin Heike Wiegand eine moralische Verpflichtung der Waldbesitzer, Bäume am Wegesrand, die umzustürzen drohen, auch umzulegen. Foto: Alexander Anlicker

Der Bad Bellinger Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig den Forstbetriebsplan 2024 beschlossen. Die Verkehrssicherungsmaßnahmen verursachen hohe Kosten im Gemeindewald.

Der Wald ist vor allem in den unteren Lagen stark vom Klimawandel belastet, berichtete die Forstrevierleiterin Heike Wiegand bei der Vorstellung des Forstbetriebsplans 2024. „Wir haben leider die Situation, dass viele Bäume abgängig sind“, stellte sie fest. Es seien alle Waldbereiche betroffen und es seien immer wieder Verkehrssicherungsmaßnahmen mit hohen Kosten notwendig.

Die Anpassung an den Klimawandel steht bei der Aufforstung und bei Neupflanzungen im Mittelpunkt. Im wilden Teil des Kurparks wurden fünf Baumarten gepflanzt, die laut Wiegand gut mit dem Klimawandel zurechtkommen wie Esskastanie, Walnuss, Elsbeere, Speierling und Roteiche. Diese würden auch auf Gemarkung Rheinweiler im Rahmen der Ausgleichsmaßnahmen für das Baugebiet „Hinterm Hof II“ gepflanzt.

Im Hertinger Wald soll der Eichenanteil durch zwei kleine neue Anbauflächen mit je 3000 Quadratmetern erhöht werden. Diese Maßnahme wird duch ein Projekt der Volksbank Dreiländereck finanziell gefördert, heißt es in der Vorlage.

Fördermittel vom Bund

Darüber hinaus habe die Gemeinde um eine Förderung aus dem bundesweiten Förderprojekt „Klimaangepasstes Waldmanagement“ beantragt und eine Förderzusage erhalten. Im Gegenzug, erklärte Wiegand, würden zusätzliche Waldflächen beziehungsweise fünf so genannte Habitatbäume pro Hektar aus der Bewirtschaftung herausgenommen.

Hiebsatz: 580 Festmeter

Der Forstbetriebsplan für das kommende Jahr sieht einen Einschlag von 580 Festmetern vor. Wiegand rechnet mit Erlösen von rund 63 450 Euro, was über dem Erlös vom Vorjahr liege. Davon entfallen 17 325 Euro auf den Verkauf von Brennholz und Nebenerzeugnissen sowie 14 875 Euro auf den Verkauf von Nutzholz.

Umbau des Walds

Auf der Ausgabenseite fließe viel Geld in den Umbau des Waldes, erläuterte die Revierförsterin. „Unsere Hoffnung ruht auf artenreichen Mischwäldern“, ergänzte sie. Die Ausgaben betragen rund 60 300 Euro.

Größter Brocken sind Kulturen, Pflanzungen und die Bestandspflege mit 22 500 Euro. Bei der Ernte der Forsterzeugnisse fallen Aufwendungen in Höhe von 16 300 Euro an. Der an den Landkreis zu entrichtende Forstverwaltungsbeitrag beläuft sich auf rund 11 000 Euro.

Insgesamt rechnet die Försterin mit einem Gewinn von 3150 Euro aus dem Gemeindewald. Im Vermögenshaushalt sind 5000 Euro für den Ankauf von Waldgrundstücken eingestellt.

Schlechte Wege

Aus den Reihen des Gemeinderats wurden massiv beschädigte Waldwege und ein desolater Zustand am Waldparkplatz in Hertingen bemängelt. Die betroffenen Wege liegen im Zuständigkeitsbereich des Staatswaldes und seien Sache von ForstBW, erläuterte Wiegand. Im Bereich des Waldparkplatzes gebe es viel Privatwald, erläuterte die Revierförsterin.

Schreiben an Waldbesitzer

Verkehrssicherungspflichten gebe es nur im Bereich von Parkplätzen, Raststellen und Spielplätzen, sagte sie. Das gehen auf den Waldwegen gehöre laut Rechtsprechung zum persönlichen Lebensrisiko der Waldbesucher, ergänzte sie. Gleichwohl sieht Wiegand eine moralische Pflicht der Privatwaldbesitzer darin, dass diese Bäume die umzustürzen drohen, umlegen. Sie werde sich daher mit einem Schreiben an die Waldbesitzer wenden.

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