Bad Bellingen Naturerfahrung statt Selbstoptimierung

Jutta Schütz
Johann Peter Hebel in einem Portrait von Adolf Glattacker Foto: zVg/Sammlung Dreiländermuseum

In Bad Bellingen findet der 112. Hebelschoppen statt. In diesem Jahr wird Franz Littmann zum Thema „Hebel, Natur und Dichtung“ referieren.

Littmann, Philosoph, Soziologe, Pädagoge und Mitarbeiter der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe, ist Mitherausgeber einer kommentierten Studienausgabe zu den Werken Hebels. Mit dem Thema seines Vortrags will er die These aufstellen, dass Zufriedenheit und Ruhe angesichts einer hektischen, von vielen Krisen geprägten Zeit nicht durch Selbstoptimierung und durch das von „Influencern“ übernommene sogenannte wahre Selbst erreichbar sind.

„Burn-Outs“ seien die Kennzeichen des jetzigen Zeitalters, meint Littmann. Der Hebel-Kenner behauptet, dass etwa Selbstoptimierung, und damit die ständige Konzentration auf das eigene Ich mit dem Zweck der ultimativen Verbesserung der persönlichen Fähigkeiten und der eigenen Verfassung nicht die Lösung von Problemen bedeutet, sondern genau das Problem darstellt.

Hebel hingegen gehörte als Spätaufklärer zu denjenigen, die überzeugt waren, dass der Mensch im Einklang und im Austausch mit der Ordnung der Natur leben müsse, um Ruhe und Zufriedenheit zu erlangen, eine Überzeugung, die heute in Teilen der Gesellschaft sehr aktuell ist. Littmann wird darauf eingehen, was und wer Hebel hier beeinflusst hat, wird Beispiele zu Hebels eigenen Naturerlebnissen und -erfahrungen schildern, seine theologische Ausbildung und damit seinen Glauben sowie Einflüsse literarischer oder wissenschaftlicher Art, wie durch den Aufklärer und Philosophen Johann Gottfried Herder, heranziehen. Für Hebel, dokumentiert Littmann, geht es in vielen Texten darum, alltägliches Verhalten zu unterbrechen, um die Natur oder Naturphänomene wahrzunehmen und auf sich wirken zu lassen.

Littmann wird den Festvortrag zusammen mit Inge Hemberger vom Hebelbund Lörrach halten, die Originalpassagen aus Hebels Werken zitieren wird.

Jürgen Wolf aus Hertingen, der dieses Jahr den Hebelschoppen organisiert, will trotz vieler Schwierigkeiten wie dem Älterwerden von Mitarbeitern im Organisationsteam und trotz des Todes bedeutender Hebelschoppen-Unterstützer wie Karl Mannhardt aus Schliengen als langjährigem Hebelvogt und Bad Bellingens Altbürgermeister Eberhard Stotz im vergangenen Jahr am Hebelschoppen festhalten. Wolf und Hebelvögtin Christa Heimann ist wichtig, dass Vorträge zu Hebel einen Bezug zu Themen der Gegenwart haben.

112. Hebelschoppen

Termin:
Sonntag, 22.Oktober, ab 14 Uhr im Kurhaus Bad Bellingen

Programm:
 Festvortrag von Franz Littmann, musikalische Unterhaltung durch die Chorgemeinschaft Bad Bellingen und Siegfried Bürgelin, Ehrungen sowie Kaffee und Kuchen

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