Bad Bellingen (jut). „Des isch aber schö gsii!“, äußerte sich strahlend eine ältere Dame vor der Bad Bellinger Pfarrkirche Sankt Leodegar. Gemeint war das Kirchenkonzert des Musikvereins Bad Bellingen, einstudiert mit dem neuen Dirigenten Dirk Amrein. Für die fröhlich-unkonventionelle Stückeauswahl und eine begeisternde musikalische Darbietung bekamen die Musiker stehende Ovationen. Das schönste Erlebnis aus Musikersicht war dabei sicherlich: Die Kirche war voll besetzt, selbst auf der Empore gab es keinen Stehplatz mehr. „Musik schenkt Freude“, damit begrüßte der erste Vorsitzende des Vereins, Erich Höferlin, die Musikfreunde in der Kirche. Die Musiker schenkten aber mit dieser Ankündigung noch mehr: Pater Marian Rybak machte darauf aufmerksam, dass das Konzert ein Benefizkonzert sei – und, wenn es gefällt, die freiwilligen Gaben gleich zwei guten Zwecken dienen, nämlich zum einen der Förderung der Jugendarbeit des Musikvereins und zum anderen als Spende für die Innenrenovation der Pfarrkirche. Schon jetzt, nach nur kurzem aber intensivem Proben, war zu erkennen, wo Dirk Amrein zukünftig die Akzente setzen wird. Die ausgewählten Werke mit Choralinterpretation, modernem Weihnachtslied, Gospel und Filmmusik forderten Aufmerksamkeit bei den Rhythmuswechseln, einen zurückhaltenden, aber punktgenauen Einsatz der jeweils im Vordergrund stehenden Register und schlichtweg Begeisterung für das Musizieren. Letzteres war deutlich zu hören – und auch zu sehen. Die Musiker hatten Spaß an dem, was sie boten, und diese Stimmung übertrug sich aufs Publikum. War der Konzertbeginn mit „Beautiful Savour“ von James Swearingen noch festlich getragen, so brachte „Canto a Unicef“ mit seinen durchlaufenden Bläserklängen gleich Schwung in das Konzert. Komponiert wurde das Stück von Ferrer Ferran zum 50. Jubiläum der Organisation, wie Diana Lewetag, die durch das Programm führte, mitteilte. Melodiös und packend folgte der Evergreen „The Rose“, bekannt geworden durch Bette Midler, mit einem anrührenden Klarinettensolo von Jasmin Hugenschmidt. Für Posaunen, Bässe, Hörner, Trompeten und Klarinetten – und damit vielen Solopartträgern wie Christoph Amman, Joachim Kramer, Erich Höferlin, Florian Heitz, Michael Bierwirth, Hendrik Kienzler und Inge Gründel-Pfaff – schlug die Stunde mit „Just a Closer Walk with Thee“, arrangiert von Don Gillis in waschechtem, typischem New Orleans Dixieland Stil. Die Zuhörer, darunter viele junge Leute, wechselten begeisterte Blicke, und donnernder Spontanapplaus folgte dieser im wahrsten Sinne mitreißenden Komposition. Ganz anders, nachdenklich und melancholisch war „Hymn to the Fallen“, bekannt aus dem Film „Der Soldat James Ryan“ – ein musikalisches Denkmal für all die Menschen, die in Kriegen ihr Leben verlieren. Die leisen, eindrücklichen Akzente an der Trommel setzte hier Leon Heitz. Christliche moderne Popmusik mit bekannten Gospelmelodien folgte mit „Spiritual Moments“. Der Choral „The Last Song“ mit seiner komplexen Instrumentierung mit einem nuanciert wiederholten Motiv setzte einen ganz besonderen akustischen Akzent. Und was wäre ein Kirchenkonzert ohne einen ganz populären Titel – in diesem Fall „Rudolph, the Red Nosed Raindeer“. Rhythmischer Beifall und die anschließende „standing ovation“ forderten Zugaben – darunter „Oh, du fröhliche“ zum Mitsingen.