Der neue Gehweg wird zwei Meter breit sein. Um eine Fahrbahnbreite von rund sechs Metern beizubehalten, muss auf der gegenüberliegenden Seite der Hertinger Straße eine entsprechende Fläche von Grünstreifen und Gehweg abgeknapst werden, lautet die Sorge und der zentrale Kritikpunkt der Anwohner. „Mit der Umgestaltung rückt der Verkehr deutlich näher an unsere Häuser“, macht der 95-jährige Max Nunninger beim Vor-Ort-Termin mit unserer Zeitung deutlich.
„Lieber den Status quo weitgehend so belassen“
Die Anwohner plädieren daher dafür, den Status quo weitgehend zu belassen „und die Summe von 140 000 Euro, die in der heutigen Bausituation ohnehin nicht reichen wird, für gute Zwecke zu spenden“, so Harter. Sinnvoll sei lediglich eine einfache Querungshilfe mit Verengung an der Petit-Landau-Straße, denn dort sei die Situation für Kinder teils lebensgefährlich.
„Deutliche Einschränkung für die Wohnqualität“
Sauer sind die Anwohner auch, dass sie als direkt Betroffene „mit keiner Silbe“ von der Verwaltung über die Maßnahme informiert worden seien. „Obwohl das Ganze für uns eine deutliche Einschränkung der Wohnqualität bedeutet“, betont Harter. Die Informationen seien auch nur tröpfchenweise geflossen, meint Harter. Die Anwohner bemängeln in diesem Zusammenhang „fehlende Bürgernähe und mangelnde Transparenz“. Verwiesen wird zudem darauf, dass die Maßnahme zweimal im Gemeinderat vertagt wurde.
Bereits 2018, vor der Erschließung des Baugebiets, hatten sich Wild und Harter mit ihren Bedenken an unsere Zeitung gewandt („Neue Baugebiete in der Kritik“, erschienen am 24.2.2018).
„Baugebiet zu schnell übers Knie gebrochen“
Damals hatten sie betont, dass sie Verständnis für den Zuzug und die Baugebiete hätten, zumal Wohnraum knapp sei und der Ort von neuen Einwohnern und Familien profitiere. Allerdings kritisierten sie die Pläne als „zu schnell übers Knie gebrochen“ und forderten deshalb Nachbesserungen und „vernünftige Lösungen für den fließenden und ruhenden Verkehr“. Damals hatten sie unter anderem eine Ring- statt Stichstraße für das Baugebiet gefordert, um dem zusätzlichen Verkehrsaufkommen gerecht zu werden. Nach der Bebauung sehen sie nun ihre Bedenken bestätigt.
Als einen Beleg der Fehlplanung sehen sie auch, dass das Gefälle der Petit-Landau-Straße zu niedrig geraten sei: „Bei Regen steht dort das Wasser.“
Unverständlich sei für die Anwohner zudem, dass trotz erhöhtem Verkehrsaufkommen nicht zumindest hin und wieder auf der Straße geblitzt wird. „Ich bin seit fünf Jahren Rentner – in dieser Zeit habe ich keine einzige Radarkontrolle erlebt“, so Wild.
Unbefriedigend sei zudem die Parksituation. Verwiesen wird vor allem auf eine im Baugebiet ansässige Baufirma, die sämtliche Fahrzeuge wie Bagger & Co. nicht auf ihrem Gelände, sondern auf der Hertinger Straße abstelle. Auch andere Bewohner stellten ihre Autos regelmäßig auf der Hertinger Straße statt auf dem eigenen Grund ab.
„Das Mikroklima hat sich verändert“
Neben dem erhöhten Verkehrsaufkommen haben die Anwohner noch eine weitere negative Folge des Baugebiets bemerkt, in dem mehr als 300 Menschen ein neues Zuhause fanden. „Das Mikroklima hat sich verändert“, hat Hobbygärtner Klaus-Dieter Drechsler beobachtet, der auf Trockenschäden in seinem Garten verweist. „Die abendlichen kühlen Hangabwinde gibt es seit der Bebauung nicht mehr“, bestätigt auch Harter.