Bad Bellingen Vor 60 Jahren erstes „Public Viewing“ im Kurort

Weiler Zeitung

Rückblick: 1958 wurde im „Beckseppi“ bei Familie Höferlin gemeinsam die Weltmeisterschaft verfolgt

Von Klaus Amann

Bad Bellingen. Die Bad Bellinger Therme sprudelte gerade drei Jahre, da eröffnete im April 1958 die alteingesessene Bäckerfamilie Josef Höferlin und Maria Elisabeth das „Café Höferlin“ im eigenen Wohnhaus am Dorfbrunnen. Mit diesem neuen „Stüble in der Stube“ kam ein unbekanntes Kuchen- und Tortenangebot in den Ort – samt „neumodischer“ Eisschleckereien.

Nicht nur die wachsende Zahl an Kurgästen hatten ihre helle Freude an diesem neuen Café mit Blick auf den plätschernden Dorfbrunnen, sondern vor allem die Dorfjugend und die Vereine entdeckten das noch im Nierentisch-Look der 50er Jahre ausgestaltete Lokal. Zumal im „Beckseppi“ einer der ersten „Fernsehkäschte“ mit einem ziemlich kleinen, schwarzweißen Bild zur Weltmeisterschaft 1958 in Schweden installiert wurde. Das Lokal war „probbevoll“, bestuhlt wurde wie in einem Kino. Sogar auf dem „Beckseppibrunnen“ und auf der Eingangstreppe drängelten die Fans, die damals durch das offene Fenster von den Spielen wohl mehr gehört als wirklich gesehen haben.

Das ganze Dorf aber fand gemeinsam eine große Zuneigung zu Josefa Fuchs-Höferlin, der charmanten und selbstbewussten Tochter der Bäckerfamilie, die schon im jugendlichen Alter die Regie im „Beckseppi“ übernehmen musste, nachdem ihr Vater Josef 1963 überraschend verstorben war. Hatte sich der Name „Café“ gegen das stabile Prädikat „Beckseppi“ nicht so recht durchsetzen können, so verankerte sich nun im Volksmund zusätzlich der Ausspruch „Mir gön zum Josefa“ – und jedermann wusste, selbst außerhalb der Dorfgrenzen, welches Lokal gemeint war.

Josefa, ihre Mutter Maria Elisabeth und ihr Bruder Harald, ein damals angehender Bäcker- und Konditormeister, entwickelten und vergrößerten das Familienunternehmen Stück um Stück. Höhepunkt wurde mitten in den 70er Jahren der komplette Neubau eines Cafés samt Bäckerei und Konditoreifachbetrieb.

60 Jahre nach der Neueröffnung des „Beckseppi“ steht das Café „Auszeit“ mit seinem „Public Viewing“ zur Fußball-WM 2018 in einer alten Tradition. Aus dem kleinen Fernsehgerät von 1958 wurden allerdings eine Kinoleinwand im Lokal und ein großer Fernsehbildschirm unter freiem Himmel.

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