Bad Bellingen Widerstand gehen geplantes Hotel

Claudia Bötsch
Auf einem Grundstück neben der Therme ist der Hotelneubau vorgesehen. Foto: Claudia Bötsch

Tourismus: Hoteliers am Ort sehen Standort und Größe kritisch. Ängste um wirtschaftliche Existenz.

Bad Bellingen - Der geplante Hotelneubau an der Bad Bellinger Therme sorgt bei Hoteliers und Gastronomen im Kurort für heftigen Widerstand. Die Kritik zielt vor allem auf die Größe, den Standort und den bisherigen Entscheidungsprozess. Und die Betriebe fürchten um ihre wirtschaftliche Existenz. Bürgermeister Carsten Vogelpohl sieht das Projekt indes als große Chance. Als Bürgermeister müsse er die Entwicklung und Zukunft der Gesamtgemeinde im Auge haben.

Wie berichtet, haben Gemeinde und Kurverwaltung dem Projektentwickler Grossmann Group ein Grundstück an der Therme zum Kauf angeboten. Ziel der Verwaltung ist die Ansiedlung eines hochwertigen Hotels mit Anbindung an die Therme.

„Eine Nummer zu groß“

„Der Gewerbeverein Bad Bellingen BBB und viele Hoteliers und Leistungsträger im Kurort sehen dieses Vorhaben in der angedachten Form sehr kritisch“, machten Peter und Alexander Fräulin (Schwanen), Marc Speck (Markushof), Edgar Kaiser (Kaiserhof), Marina Koehly (Aparthotel Badblick) und Gabriele Silcher (Hotel Ambiente) bei einem Pressegespräch deutlich. Sie fürchten einen „großen Hotelkomplex mit etwa 120 Zimmern und zusätzlichen 30 bis 50 Boarding-House-Einheiten (Kurzzeitwohnen)“. Im Erdgeschoss seien ein Restaurant und Gewerbeflächen für Einzelhandel geplant.

Kein Luxushotel an A 5

„Es geht um unsere Zukunft und die von Bad Bellingen“, meinte Peter Fräulin. Das Projekt sei völlig überdimensioniert, argumentierte Speck, der sich dagegen wehre, „dass der Kurpark mit einem Riesenklotz zugebaut wird“. Er sorge sich um den Standort Bad Bellingen, der an Attraktivität verlieren würde. „Die Gäste, die hierher kommen, schätzen gerade die kleinen, dörflichen Strukturen.“ Das geplante Hotel sei „eine Nummer zu groß“, betonte Koehly. Damit würde man die Strukturen des Orts zerstören.

Auch den Standort sieht Speck als „völlig falsch gewählt“. Den Gemeinderäten habe die Verwaltung den Floh ins Ohr gesetzt, dass hier ein Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel gebaut werden könne. „Aber zwölf Meter neben der Autobahn wird es nie ein Grandhotel geben“, so Speck. Dabei verwies er auf Gespräche mit „etlichen Investoren“, die sich in den vergangenen Jahren im Ort schon umgeschaut hätten.

„Betriebe werden zumachen“

„Es ist ein Märchen, dass Bad Bellingen durch dieses Hotel mehr Gäste und Einnahmen bekommt“, sagte Peter Fräulin. Vielmehr würden dem Ort dann zahlreiche bestehende Ferienwohnungen wegbrechen, fürchtet er einen „Kannibalismus“. „Woher sollen auf einmal die tausenden Gäste mehr herkommen“, fragte Alexander Fräulin.

„In diesem schrumpfenden Markt ein neues Hotel dieser Größenordnung anzusiedeln, bedeutet zwangsläufig den wirtschaftlichen Exodus mehrerer bestehender Betriebe“, so die Hoteliers. Da neben der A 5 wegen des Lärms kein Luxushotel betrieben werden könne, werde auch das geplante Hotel zwangsläufig um den gleichen Gast mit den bestehenden Betrieben konkurrieren, lautete die Sorge. Schließlich würden die Betriebe, die in den vergangenen 40 Jahren den Ort mitaufgebaut hätten, von der Bildfläche verschwinden. Dazu komme: „Wenn die Auslastung nicht stimmt, gehen die Preise runter“, befürchtete Alexander Fräulin.

Gleichzeitig machten die Hoteliers deutlich: „Wir sind nicht grundsätzlich gegen ein weiteres, neues Hotel.“ Zuvor müsse allerdings ein touristisches Konzept erstellt werden.

Die Gründe für den Niedergang des Kurorts müssten geklärt werden, forderten sie. Dabei verwiesen sie darauf, dass im Jahr 2018 rund 80 Prozent der Übernachtungen auf Durchreisende entfallen seien. Unverständlich sei ihnen auch, dass das Golfhotel in Bamlach in den vergangenen Jahren mehrfach vom Gemeinderat abgelehnt „und massiv verhindert“ worden sei. „Obwohl dieses eine neue Gästeklientel erschließen würde“, von der auch die Läden und Restaurants im Ort profitierten, meinte Speck.

Großer Infobedarf

Ein Vorwurf der Hoteliers ist außerdem, „dass die Kurverwaltung und das Marketing in den vergangenen 20 Jahren ohne strategische Ausrichtung agiert haben.“ Alles andere als förderlich seien hierbei auch die häufigen Kurdirektorenwechsel gewesen, meinte Speck. Peter Fräulin sah ein generelles Problem bei der Personalführung.

Bei dem geplanten Hotel handle es sich um „das größte Projekt seit Jahren“, das das Gesicht des Kurparks verändern werde, so Speck. „Es gibt großen Gesprächs- und Informationsbedarf“, drängte er auf die Einbeziehung von Bürgern und Leistungsträgern im Ort.

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