Bad Bellingen Wie sich der Ort abheben könnte

Jutta Schütz
Die Landschaft rund um Bad Bellingen und hier auch die Wege am Rhein könnten bei Gästen besser beworben werden, lautete eine Analyse. Foto: Jutta Schütz

Tourismuskonzept: Berater fordert „Willen zum Erfolg“. Mehr Übernachtungsgäste anlocken.

Bad Bellingen - Die Entwicklung des Bad Bellinger Tourismuskonzepts mit dem Bad Krozinger Tourismusberater Dirk Monath von „Futour – die Umsetzungsberatung“ ging mit einem Termin im Kurhaus in die dritte Runde. Aus den vorangegangenen Sitzungen haben sich laut Monath Kernthemen entwickelt, durch die sich Bad Bellingen von der Masse abheben könne.

Damit fange die Arbeit aber erst an, stellte Monath fest, der bei den mitwirkenden Fachleuten im Tourismus vor Ort auch den „Willen zum Erfolg“ forderte.

Der Fachmann traf im Plenum, das sich aus interessierten Bürgern zusammensetzte, vor allem aber aus Hoteliers, Pensionsbetreibern und Gastronomen, auf positive, aber auch kritische Resonanz. Nicht alle Anwesenden konnten die teilweise deutliche Kritik Monaths an den örtlichen Beherbergungsbetrieben und deren Werbestrategien nachvollziehen. Zu Wort meldeten sich auch Bürgermeister Carsten Vogelpohl und der Geschäftsführer der Bade- und Kurverwaltung, Dennis Schneider.

Kernthemen für mehr Erlebbarkeit für den Gast

Zu den Kernthemen, die touristisch auszubauen seien, gehören das Mineral-Thermalwasser, verbunden mit den Punkten Gesundheit und Regeneration, Entspannung und Wohlbefinden, die Landschaft mit Kurpark, Rheinufer und Umgebung, das Dreiländereck mit Kultur und Sehenswürdigkeiten, die Kulinarik und Wein sowie die Golfplatzdichte mit Greenfee-Rabatt, Golf-Arrangements und Turnieren. Der Entwicklungsschwerpunkt liege dabei immer bei den „To-do-Listen in Sachen Erlebbarkeit und der Attraktivität für den Gast“, betonte Monath. „Die Kernthemen müssen in digitaler Präsenz immer wieder auftauchen, hierbei spielen die visuellen, mit Bildern unterlegten Eindrücke, eine besondere Rolle“, so der Tourismusfachmann, der die Kernpunktethematik unter die Überschrift „Mit natürlichem Flair und heilsamen Wassern“ gestellt hatte.

Monath, Heike Glatzel und Friederike Gass von „Futour“ bezogen sich auf die zurückgehenden Übernachtungszahlen und die nach wie vor nicht befriedigende Aufenthaltsdauer im Kurort. Diese stünden konträr zum boomenden Tourismus im Hochschwarzwald, hieß es seitens der Fachleute.

Sinkende Gäste- und Übernachtungszahlen

Dennis Schneider rückte hier die Perspektive gerade, da er gerade die neuesten Übernachtungszahlen der Hochschwarzwald Tourismus auf den Tisch bekommen habe. Hier zeichne sich ab, dass die Gäste- und Übernachtungszahlen im südlichen Schwarzwald gesamthaft rückläufig seien, so Schneider. In Bad Bellingen sind die Übernachtungszahlen auf unter 200 000 gesunken, bereits für 2017 verzeichnete der Kurort mit noch rund 205 000 Übernachtungen – ein Minus von 0,5 Prozent zum Vorjahr, die Auslastung der Betriebe lag bei rund 32 Prozent, die Aufenthaltsdauer betrug 3,6 Tage.

Angebote für unterschiedliche Zielgruppen

Gefragt seien also Themen, die Gäste interessieren und zu einem längeren Aufenthalt bewegen könnten. Dazu sollen sich die Gäste auch rundum wohlfühlen, was wiederum kreative Hoteliers, Pensionsbetreiber und Gastwirte voraussetze. „Unterschiedliche Altersgruppen haben unterschiedliche Interessen“, betonten die Fachleute. Ältere Zielgruppen interessierten sich besonders für Gesundheitsangebote, Jüngere könnten sich für andere, sportliche, kulturelle Aktivitäten, aber auch für Wellness begeistern. Die Modernisierung des Thermalbads sei eminent wichtig, um auch in der Zukunft zu punkten, so Monath. Zusätzlich könnten Gesundheitsschwerpunkte, die man nach außen in die Natur verlege, wie ein Smovey-Pfad, Tai-Chi oder Meditation, angeboten werden. Arrangements in Zusammenarbeit mit Hotels und Bade-und Kurverwaltung (BuK) wie besondere Gesundheitswochen, die auch außerhalb der Saison auf Interesse bei Touristen und nicht nur bei Kurenden treffen könnten, wären ein weiteres Plus, wurde betont.

Thematische Schwerpunkte ergeben sich auch für Gartenfreunde – mit Kurpark, Ettenbühl, eventuell einer kleinen Gartenschau. Saisonale Gastronomienagebote in Verbindung etwa mit „Wiiwegli“-Führungen und Picknickideen in freier Landschaft könnten ebenfalls Übernachtungsgäste locken. „Dazu kommt Golf für eine ganz besondere Besuchergruppe – dies kann ganz besonders beworben werden, denn wo gibt es schon eine derartige Golfplatzdichte“, so Monath.

Fehlendes hochwertiges Übernachtungsangebot?

Monath fehlten in seiner Bestandsaufnahme Zugpferde im Übernachtungsbereich in der höheren Sterne-Kategorie, er verwies auf das „nicht realisierte Golf-Hotel“ und das geplante „hochwertige Hotel an der Therme“ (dazu berichten wir noch). „Es gibt Gäste, die durchaus bereit sind, für ein hochwertiges Angebot viel Geld auszugeben. Diese Klientel kann in Bad Bellingen bisher nicht bedient werden“, sagte Monath. Er lobte die Hoteliers und Gastronomen vor Ort, die Investitionsbereitschaft und ein ansprechendes Unterhaltungsangebot zeigen – aber die Zahl der Hotels, die sich hier einbringen, sei überschaubar, kritisierte er. Man solle ein „Forum Bad Bellingen“ einrichten, in dem regelmäßig über Neuerungen und Ideen diskutiert werden könne, forderte Monath.

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