Bad Bellingen Wohnungen statt Schrebergärten

Weiler Zeitung
Die Gemeinde will die Schrebergartenflächen an der Rheinstraße am nördlichen Ortsausgang zu einem kleinen Baugebiet entwickeln. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Wohnen: Bad Bellinger Gemeinderat stellt Weichen für neues Baugebiet „Rheinstraße Nord“

Nach wie vor ist Bad Bellingen und hier besonders der Kernort bei Wohnungssuchenden und Bauwilligen gefragt. Deshalb hat der Gemeinderat nun beschlossen, die Verwaltung zu beauftragen, mit der Steg Stadtentwicklung aus Stuttgart den erforderlichen Vertrag für die Projektsteuerung des Baugebiets „Rheinstraße Nord“ abzuschließen.

Von Jutta Schütz

Bad Bellingen. Ursprünglich war ein weiteres Baugebiet im Beschlussvorschlag genannt, nämlich der „Lettenbuck Süd“. Dieses Gebiet wurde aber vorerst zurückgestellt, weil hier Rebstücke betroffen gewesen wären.

Die Entscheidung fiel fast einstimmig. Nur Niclas Heitz (CDU) votierte dagegen. Er hatte seine Bedenken gegen das Baugebiet „Rheinstraße Nord“ in der ausgiebigen Diskussion deutlich gemacht. Heitz hatte darauf verwiesen, dass die dort liegenden Schrebergärten „intensiv und gerne“ genutzt werden und er sich nicht vorstellen könne, dass alle Grundstücksbesitzer verkaufen.

Zur Vorgeschichte

Der Gemeinderat hatte im Mai 2018 die Entwicklung kleinerer Baugebiete in Bad Bellingen und in Hertingen beschlossen. In Bad Bellingen wurde die „Rheinstraße Nord“ – dort liegen die erwähnten Schrebergärten – ins Auge gefasst. Die genauen Flächen sind noch nicht definiert. In Hertingen ist mit einigen wenigen Grundstücken der Bereich zwischen Hinterdorfstraße und dem Hotel „Hebelhof“ im Gewann „Hinter der Kirche“ vorgesehen. Mit Grundstücksbesitzern in Bad Bellingen und in Hertingen befinde man sich derzeit in Gesprächen, die Resonanz sei gut, informierte Bürgermeister Carsten Vogelpohl.

Andreas Großhans (FW) fragte nach, warum jetzt schon wieder Baugebiete im Kernort anvisiert würden vor dem Hintergrund, dass sich derzeit noch das große Baugebiet „Hinterm Hof II“ fülle. „In den Teilorten ist in den vergangenen Jahren dagegen wenig gelaufen“, meinte er. Man müsse die Zuzügler auch unterbringen und integrieren und auch Platz in Kindergärten und der Grundschule haben, gab er zu bedenken.

Bedenken wegen Infrastruktur

Auch André Kammüller (FW) fragte nach dem Bevölkerungszuwachs. „Mit wie vielen Einwohnern rechnet die Verwaltung und wie liegen unsere Kapazitäten für die Einwohner, was die Infrastruktur betrifft – es wäre gut, wenn man sich dazu mal Gedanken macht“, gab er weiter. Dorothea Dosenbach (CDU) ergänzte, dass sie nicht glaube, dass Familien, die in der Steillage im Gebiet „Hinterm Hof II“ gebaut haben, „dort alt werden, da werden wir in ein paar Jahren Wegzüge und einen Wandel sehen“, war sie sicher. Es sei wichtig, dass man auch für ältere Menschen Bau- und Wohnflächen auf flacheren Grundstücken finde. Hier stimmten mehrere Gemeinderäte zu, die ähnliche Bedenken und Anregungen äußerten.

Vogelpohl erwiderte, dass sich in Rheinweiler im schon lange anvisierten Baugebiet „Weingarten“ nun bald etwas tun würde. Zudem erwähnte der Rathauschef, dass die Nachfrage nach Bauland überall in der Gemeinde hoch sei, im Kernort aber am höchsten.

Kritik an Verwaltung

Großhans, Wolfgang Müller (FW) und Andreas Hubrich (CDU) kritisierten, dass den Gemeinderäten vorab keine Lagepläne der anvisierten Baugebiete zugegangen seien. Man könne eigentlich nicht über Pläne zu einem Baugebiet abstimmen, wenn man nicht über die genaue Lage und Eingrenzung informiert sei, hieß es hier besonders zum „Lettenbuck“.

Vorschlag „Rheinstraße Süd“

Müller gab zudem den Hinweis, dass man anstelle des Lettenbucks, bei dem Reben betroffen wären, das Gebiet „Rheinstraße Süd“, am südlichen Ortsausgang, wo ebenfalls Grünflächen und Schrebergärten liegen, ins Auge fassen solle.

„Das Gelände dort ist flach wie bei der Rheinstraße Nord und lässt sich viel leichter bebauen als die Hanglagen am Lettenbuck. Dort würde auch das Landschaftsbild mehr tangiert“, sagte er. Der Vorschlag, die Flächen an der „Rheinstraße Süd“ für eine Bebauung zu prüfen, wurde von Vogelpohl als Anregung aufgenommen.

Müller forderte überdies für die Zukunft, dass man von Verwaltungsseite her den Gemeinderat vorab zur Entscheidung über künftige Baugebiete „mitnehmen und informieren“ müsse. Wolfgang Schwab (CDU) gab zu bedenken, dass man, nachdem der Gemeinderat sich über mögliche Bauflächen beraten und ausgetauscht habe, dann zeitnah die Grundstücksbesitzer einbinden müsse.

Beschleunigtes Verfahren

Die Gemeinde will in Sachen Wohnbebauung keine Zeit verlieren. Denn der Paragraf 13b des Baugesetzbuchs, der die Ausweisung kleinerer Baugebiete im Anschluss an bestehende Bebauung im vereinfachten, beschleunigten Verfahren ermöglicht, gilt nur noch bis zum 31. Dezember.

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