Badenweiler Er hat den Kurort geprägt

Silke Hartenstein
Von 1963 bis 1991 war Rudolf Bauert Bürgermeister von Badenweiler. Heute feiert er seinen 90. Geburtstag. Foto: Silke Hartenstein

Jubilar: Badenweilers Alt-Bürgermeister Rudolf Bauert wird heute 90 Jahre alt

Fast 30 Jahre lang lenkte er die Geschicke des Kurorts: Heute, am 28. September, wird Badenweilers Alt-Bürgermeister Rudolf Bauert 90 Jahre alt. Am kommenden Samstag feiert er seinen Geburtstag mit einem guten Essen im Kreise Familie: mit seiner Frau, den drei Kindern und vier Enkeln.

Von Silke Hartenstein

Badenweiler. Von 1963 bis 1991 war Bauert Bürgermeister von Badenweiler und von 1971 bis 1991 zugleich Kurdirektor. „Ich habe meine beiden Ämter weitgehend mit großer Befriedigung ausgeführt“, sagt er heute.

In Bauerts Amtszeit fallen viele wichtige Projekte wie der Neubau der René-Schickele-Schule, des Kurhauses und der Cassiopeia-Therme.

Erst Auslandskorrespondent, dann Rathauschef

In die Wiege gelegt wurde dem gebürtigen Oberweiler all das nicht, sein Vater hatte einen kleinen Handwerksbetrieb. Dennoch besuchte Bauert das Gymnasium in Müllheim, die Sprachenschule in Gengenbach, studierte Englisch und Französisch am Dolmetscherinstitut in Heidelberg und arbeitete sodann als Auslandskorrespondent in Viersen.

1956 begann er das Studium der Volkswirtschaft in Freiburg und promovierte 1961. Zur Finanzierung des Studiums gab es eine dem heutigen BAföG ähnelnde Unterstützung, in den Ferien jobbte Bauert im Finanzamt. Später wurde er Exportverkaufsleiter bei einer Maschinenfabrik in Achern.

1963 kandidierte Bauert erfolgreich für das Amt des Bürgermeisters. Im selben Jahr war auch die Hochzeit mit Ehefrau Gerlinde, einer studierten Volkswirtin. Sie zog die drei gemeinsamen Kinder groß und hielt ihrem beruflich stark eingespannten Ehemann den Rücken frei. Erst spät, sagt Bauert, habe er wirklich erkannt, welch wertvolle Arbeit seine Frau geleistet habe. Heute kümmert er sich mit etwas Unterstützung um seine Ehefrau. Er selber sei körperlich soweit mobil, stellt er fest.

Bedeutendes Versöhnungszeichen

Geistig beweglich ist er allemal. Er pflegt sein Hobby, die Fremdsprache Russisch, und blickt gern auf seine zwei Russlandreisen zurück, nach Moskau, Taganrog und Sachalin. Noch frisch im Amt, wirkte er 1963 mit an der Einweihung des Anton-Tschechow-Gedenksteins am Schwanenweiher in Badenweilers Kurpark. Dies galt damals, nach Mauerbau und Kubakrise, als erstes Versöhnungszeichen zwischen der UdSSR und der Bundesrepublik.

Einsatz für die Völkerverständigung

Ein großes Anliegen war ihm die Pflege der deutsch-französischen Freundschaft, hierfür wurde Bauert vom französischen Präsidenten mit dem Ordre national du Mérite geehrt. Seine weiteren großen Auszeichnungen sind das Bundesverdienstkreuz und die Ehrenurkunde der Europaunion.

Privatheilbad mit prominenten Gästen

Zum damaligen Tourismus- und Kurbetrieb sagt er: „Badenweiler war neben Baden-Baden das Privatheilbad per excellence und galt als Ministerbad.“

Johannes Rau, Theodor Heuss und viele weitere deutsche Politiker waren hier zu Gast ebenso wie der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak, für den Bauert ein Bankett im Grandhotel „Römerbad“ organisierte. In den Ort kamen prominente Schauspieler und Musiker, es gab täglich zwei Führungen, jede Woche einen Theater- und alle 14 Tage einen Konzertabend, die Gäste blieben im Durchschnitt vier Wochen.

Im Einsatz für die VHS Markgräflerland

Nach vielen Jahren als Bürgermeister, Kreisrat und Kurdirektor ging er 1991 in den Ruhestand. Zur Ruhe gesetzt hat er sich jedoch nicht: Er wurde VHS-Außenstellenleiter, hielt Vorträge, gab Exkursionen und Führungen und erwarb mit Praktika bei einer Schreinerei und einer Hoch- und Tiefbaufirma die Fachkenntnisse für die Umsetzung eines privaten Renovierungsprojekts in Oberweiler.

Sein Sohn Martin wurde 2008 Badenweiler Gemeinderat. Er selber, meint er, habe sich zurückgehalten. Auch zur aktuellen Lage im Heilbad äußert er sich nicht, getreu dem Motto, das er 1991 seinem Nachfolger Karl-Eugen Engler mitteilte: „Gehe nicht zu Deinem Fürst, eh Du nicht gerufen wirst.“

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