Badenweiler Spannendes ausgegraben

(do)
Das Grabungsteam von „Archaeo Task“ mit Leiter Francisco Gomez (l.). Foto: Dorothee Philipp

Parktherme: Fundamente eines römischen Wohnhauses.

Badenweiler - Die Notgrabungen auf dem Erweiterungsareal der Parktherme – die Fachklinik für onkologische Rehabilitation und Anschlussrehabilitation wird um 20 behindertengerechte Patientenzimmer erweitert – kommen voran. Noch etwa zwei bis drei Wochen wird das fünfköpfige Spezialistenteam der Firma „ArchaeoTask“ brauchen, bis die Grabungsstelle wissenschaftlich dokumentiert ist. Dabei spielt den Wissenschaftlern das derzeit herrschende trockene Wetter gut in die Karten.

Bei einem Vororttermin gestern erklärten Marcel El-Kassem vom Landesamt für Denkmalpflege, das die Arbeiten begleitet, und Grabungsleiter Francisco Gomez, was man bisher gefunden hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um die Fundamente eines römischen Wohnhauses aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, das entsprechend der Hanglage auf drei Ebenen angelegt war. Man habe es hier in Badenweiler mit einer „spannenden Siedlung“ zu tun, erklärte El-Kassem.

Die aktuelle Grabungsstelle zeige nun zum ersten Mal die Reste von Profanbauten, nachdem die Badruine und der römische Tempel auf dem Areal der evangelischen Kirche bereits weitgehend erforscht sind. Schon 1988 hatte man auf dem Grundstück der Parktherme, etwa 150 Meter von der römischen Badruine entfernt, im Zuge einer Erweiterung römische Mauerfundamente freigelegt und dokumentiert. Diese Befunde werden jetzt durch die aktuellen Grabungen bestätigt und ergänzt.

Inzwischen sei man in der Archäologie aber nicht nur darauf bedacht, Mauerreste freizulegen, sondern genauso interessant und für die Forschung aufschlussreich seien die umgebenden Erdschichten, erklärte Gomez. Aus den Gebäudetypen ließe sich auch beispielsweise die Siedlungsdichte rekonstruieren. Wie groß die römische Siedlung rund um die Thermalquelle in Badenweiler wirklich gewesen ist, und wer da gewohnt hat, kann bisher nur vermutet werden. Interessant ist auch, dass nach dem dritten Jahrhundert die Siedlungsgeschichte in Badenweiler erst einmal abreißt, also von den Römern bis zu den Bewohnern im Mittelalter im Bereich der Thermalquelle keine kontinuierliche Entwicklung stattgefunden hat, erklärte El-Kassem.

Außer Mauerfundamenten und Bodenestrich haben die Archäologen auch einige wenige Scherben von Tongefäßen verschiedener Größen gefunden, dazu minimale Reste von Wandbemalung, wie Gomez anhand einer kleinen „Ausstellung“ im Bauwagen zeigte. Und die Arbeiten sind anspruchsvoll: Man verwende hier alle Werkzeuge vom Bagger bis zu Pinzette und Pinsel, sagte eine junge Archäologin aus dem Team. Die Funde und Befunde werden digital beschrieben, so dass die Forschung auch nachdem das Areal überbaut ist, ein genaues Bild von den römischen Resten hat. Die Bodenfunde werden gereinigt, katalogisiert und dann im Zentralen Fundarchiv des Landes in Rastatt aufbewahrt, wo sie für Ausstellungen angefordert werden können oder für wissenschaftliche Arbeiten zugänglich sind.

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