Von Michael Werndorff
Basel. „Nächste Woche rollen die Bagger“, sagt Frank Keller, Inhaber des Second-Hand-Ladens „Graf Seismo“, mit leiser Stimme. „Knapp zehn Jahre war das hier mein Tempel, Gefängnis und Theater“, doch jetzt ist endgültig Schluss. Die umliegenden Mieter sind schon fast alle raus, er sei einer der letzten, die noch die Stellung halten würden und schlägt ein Buch auf mit dem Titel „Lebensräume Riehenring“. Das zeigt unter anderem ihn inmitten seines Sammelsuriums, das Neugierige und Sammler zum Stöbern und Entdecken einlud. „Zu mir kamen Besucher aus aller Welt“, erzählt das Basler Stadtoriginal. „Die wollen Authentizität und keine Hochhäuser, aber das Kapital hat ja das Sagen“, kritisiert der 74-Jährige, der kein neues Ladenlokal eröffnen wird. Stattdessen kommt der gesamte Fundus an verstaubten Hüten, Lederjacken, antiken Deckenleuchtern und Musikinstrumenten in ein Lager, wo kein Publikumsverkehr möglich sein wird – dann will Keller per Onlinehandel seinen Trödel verkaufen.