Basel Abrissarbeiten für Bau des Claraturms starten bald

Die Oberbadische

Stadtentwicklung: Mieter müssen historische Häuserzeile verlassen / Bauarbeiten dauern drei Jahre

Nach einer Verzögerung von rund fünf Jahren ist es in wenigen Tagen soweit: Ende des Monats müssen die Wohnungen, Beizen und Geschäfte am Basler Riehenring geräumt sein, denn dann beginnen die Abrissarbeiten für den Bau des 100 Meter hohen Claraturms.

Von Michael Werndorff

Basel. „Nächste Woche rollen die Bagger“, sagt Frank Keller, Inhaber des Second-Hand-Ladens „Graf Seismo“, mit leiser Stimme. „Knapp zehn Jahre war das hier mein Tempel, Gefängnis und Theater“, doch jetzt ist endgültig Schluss. Die umliegenden Mieter sind schon fast alle raus, er sei einer der letzten, die noch die Stellung halten würden und schlägt ein Buch auf mit dem Titel „Lebensräume Riehenring“. Das zeigt unter anderem ihn inmitten seines Sammelsuriums, das Neugierige und Sammler zum Stöbern und Entdecken einlud. „Zu mir kamen Besucher aus aller Welt“, erzählt das Basler Stadtoriginal. „Die wollen Authentizität und keine Hochhäuser, aber das Kapital hat ja das Sagen“, kritisiert der 74-Jährige, der kein neues Ladenlokal eröffnen wird. Stattdessen kommt der gesamte Fundus an verstaubten Hüten, Lederjacken, antiken Deckenleuchtern und Musikinstrumenten in ein Lager, wo kein Publikumsverkehr möglich sein wird – dann will Keller per Onlinehandel seinen Trödel verkaufen.

Die historische Häuserzeile beheimatete nicht nur „eine überdimensionierte Schatzkiste“ (Keller), sondern auch das legendäre „Alte Warteck“ – ein Stück Basler Brauereigeschichte – sowie das „Wurzengraber“. Der Abriss der Häuser war ein Politikum. Nachdem das Basler Stimmvolk für den Claraturm votierte, zog Andreas Bernauer, Betreiber der Piano-Bar, vor Gericht, und zwar mit der Begründung, dass der Kanton Basel-Stadt das Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) übergangen habe. Letztlich hat das Verwaltungsgericht in Lausanne vergangenen November grünes Licht für den Bau des Turms gegeben.

Der Bebauungsplan für den Claraturm samt Anbau war vom Großen Rat im Juni 2013 beschlossen und in der Referendumsabstimmung vom November 2013 mit 52,9 Prozent Ja-Stimmen angenommen worden. Der rund 100 Meter hohe Turm und sein etwa 20 Meter hoher Annexbau gegenüber des Messeareals bieten laut UBS Platz für Wohn-, Kommerz- und Einzelhandelsflächen, wobei die Wohnnutzung deutlich überwiegen wird. Im Erdgeschoss sind Gewerbe- und Gastronomieflächen geplant. Ab dem zweiten Stock entsteht ein Mix aus Ein- bis Viereinhalb-Zimmerwohnungen. In den drei Untergeschossen befinden sich eine Auto-Einstellhalle sowie Velo-Parkplätze, und das oberste Geschoss wird öffentlich nutzbar sein, wie es in einer Medienmitteilung vom April hieß. „Mit dem Claraturm entsteht neuer Wohnraum an zentraler Lage“, wird Daniel Brüllmann, Leiter Immobilien Schweiz bei UBS Asset Management, zitiert. Die Stadtwohnungen sollen in zeitgemäßem Standard ausgebaut und zu marktüblichen Preisen im mittleren Segment vermietet werden. Die Bauarbeiten sollen insgesamt drei Jahre dauern.

Ein weiteres Hochhaus ist am Messegelände geplant, wo das marode Parkhaus abgerissen werden soll. Nach dem Willen der Basler Stadtoberen soll hier der Rosentalturm entstehen, vorausgesetzt der Große Rat stimmt zu und es kommt zu keinem Referendum.

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