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Basel Als Birsfelden das Tor zur Welt war

Michael Werndorff
Der Flugplatz Sternenfeld um 1928: Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv

Basels erster Flughafen öffnete im September 1920 auf dem Sternenfeld seinen Betrieb.

Im Schritttempo fährt ein Güterzug mit Kesselwagen an der Hafenstraße entlang, Lkw-Fahrer warten ungeduldig auf die nächste Ladung – riesige Tanklager und Logistikfirmen prägen das Bild des Birsfelder Rheinhafens, wo ein großer Teil der Schweizer Ölimporte umgeschlagen wird. Nur der Name Sternenfeldstraße erinnert an den ersten Basler Flugplatz, der ab dem 12. September 1920 auf dem Sternenfeld das Tor zur Welt darstellte.

Große Flugschau

Damals sorgte eine große Eröffnungsflugschau für viel Begeisterung. Tollkühne Piloten präsentierten am Himmel ihr Können. Als Erster landete am Eröffnungstag der Oltner Fliegerleutnant Max Cartier, wie sich der Aviatikpionier Eugen Dietschi in seinem Buch „Vom Ballon zum Jet“ erinnert.

Den Stein ins Rollen brachte der Schweizer Flugpionier Oskar Bider. Der stellte an Weihnachten 1913 mit einem Direktflug von Paris nach Bern mit vier Stunden und 20 Minuten einen neuen Rekord auf. Am 21. Juni 1919 startete er in St. Jakob mit zwei Passagieren zu einem Flug rund um die Schweiz. Die PR-Aktion war von Erfolg gekrönt, kurz darauf wurde nämlich der Verein zur Förderung der Zivilluftfahrt in der Region Basel gegründet – schnell waren die finanziellen Mittel zusammen, um auf dem Sternenfeld ein ebenes Gelände zu pachten und dort einen kleinen Hangar zu bauen. Nicht lange, und die Handley Page Aircraft Company betrieb vom Londoner Croydon Airport aus einen regelmäßigen Linienverkehr. Die belgische Sabena flog von Amsterdam nach Basel. Es folgte die Badisch-Pfälzische Luftverkehrsgesellschaft, die die Strecke Frankfurt–Mannheim–Karlsruhe–Freiburg–Basel bediente.

Zeppelin besucht Basel

1924 verfügte Basel bereits über Luftverbindungen mit vier wichtigen europäischen Metropolen. Ein Jahr später wurde Luftfahrtgeschichte geschrieben, als das Basler Luftverkehrsunternehmen Balair aus der Taufe gehoben wurde, welches sich später mit der Zürcher Luftverkehrsgesellschaft Ad Astra Aero zur Swissair vereinigte. Einen denkwürdigen Tag hatte der Flugplatz, als am 12. Oktober 1930 das Luftschiff „Graf Zeppelin“ in der Stadt am Rheinknie Station machte. Rund 30 000 Menschen verfolgten damals die Landung von „LZ 127“, die unmittelbar nach dem Unglück der „Hindenburg“ außer Dienst gestellt wurde.

Bis zum Zweiten Weltkrieg erfolgte auf dem Sternenfeld ein schrittweiser Ausbau, Reisende und Frachtunternehmen standen 13 Ziele zur Wahl –das Flugfeld hatte sich zum zweitgrößten Flugplatz der Schweiz gemausert mit einem Marktanteil von rund einem Drittel am schweizerischen Luftverkehr. „Basel hatte eine Stellung erreicht, die es später nie mehr erreichen konnte“, schreibt Peter F. Peyer in seiner Flughafengeschichte „Vom Sternenfeld zum Euro-Airport Basel-Mulhouse-Freiburg.“

Die Höchstzahl von 4953 Landungen, 25 285 Passagieren und 715 Tonnen Fracht, Post und Gepäck wurde unmittelbar vor Ausbruch des Kriegs verzeichnet, welcher ein Ende des Steigflugs bedeutete, denn während des Kriegs blieb das Sternenfeld geschlossen. Bis Juni 1950 flogen einzig private Motorflugzeuge und Segelflieger, da die Graspiste für die modernen Flugzeuge zu kurz und der für eine Verlängerung benötigte Platz nicht vorhanden war.

Flugplatz mit Ablaufdatum

Außerdem war das Sternenfeld von Anfang an ein Flugplatz mit Ablaufdatum, denn das Gelände war vom Kanton Basel-Landschaft gekauft worden, um ein Kraftwerk sowie einen Rheinhafen zu errichten.

Also wohin mit dem Flughafen? Das Rennen in der Standortfrage machte mangels Alternativen auf Schweizer Seite Blotzheim im Elsass, wo am 8. März 1946 der Spatenstich erfolgte. Es brauchte nur zwei Monate Bauzeit, bis Anfang Mai 1946 das erste Flugzeug auf dem von der Schweiz und Frankreich gemeinsam betriebenen Flugplatz landete.

Heute ist der EAP der drittgrößte Landesflughafen der Schweiz und der fünftgrößte Regionalflughafen Frankreichs. In den 77 Jahren seines Bestehens hat der Flughafen eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen und ist zu einem wichtigen Knotenpunkt für den internationalen Flugverkehr geworden. In den 1960er-Jahren begann das schnelle Wachstum, und 1985 wurde mit einer Million Passagiere die Schallmauer durchbrochen. Die weiteren Millionen-Grenzen folgten in immer kürzer werden Abständen, auch kurzfristige Einbrüche wie beim Anschlag auf das World Trade Center in New York und das Swissair-Grounding konnten den Höhenflug nicht auf Dauer stoppen. Im Jahr 2019 zählte der EAP rund neun Millionen Passagiere.

Erst die Corona-Pandemie sorgte für einen starken Einbruch der Zahlen. Mittlerweile ist der EAP wieder im Aufwind, das Vor-Corona-Niveau wurde 2022 mit sieben Millionen Reisenden aber noch nicht erreicht. Ein dickes Plus gab es derweil im Frachtverkehr am EAP. Hier verbuchte der Flughafen 8243 Tonnen mehr als im Jahr 2019, als 106 076 Tonnen über das Drehkreuz abgewickelt wurden.

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