^ Basel: An der Grenze zum Nazi-Reich - Basel - Verlagshaus Jaumann

Basel An der Grenze zum Nazi-Reich

Michael Werndorff

Geschichte: Historisches Museum plant Sonderschau „Grenzfälle – Basel 1933 bis 1945“.

Basel - In einer Sonderausstellung will das Historische Museum Basel zeigen, wie das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben in der Stadt am Rheinknie zur Zeit des Nationalsozialismus war. Gesucht werden nun Alltagsgegenstände und Geschichten der Menschen im Dreiland aus dieser Epoche.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs wird im Jahr 2020 genau 75 Jahre zurückliegen. Diese Zeitmarke nehmen die Verantwortlichen des Historischen Museums in Basel zum Anlass, eine Sonderschau mit dem Titel „Grenzfälle – Basel 1933 bis 1945“ auf die Beine zu stellen. Konkret geht es um die Situation Basels als Grenzstadt.

„Die letzte große Ausstellung zu diesem Thema fand vor dreißig Jahren statt“, sagt Projektmitarbeiterin Alexandra Heini im Gespräch mit unserer Zeitung. Angesichts aktueller gesellschaftlicher wie politischer Entwicklungen sei es angebracht, das Thema wieder auf das Tapet zu bringen. Zudem gebe es mittlerweile neue wissenschaftliche Erkenntnisse. So zeige sich die Rolle der Schweiz während des Dritten Reichs um einiges deutlicher, verweist Heini unter anderem auf neue Forschungsergebnisse bei der Flüchtlingspolitik. „Das ist das größte und zugleich problematischste Thema der Ausstellung“, ergänzt sie.

Für die Schau werden unter anderem Dokumente von Unternehmen sowie Behörden- und Polizeiakten herangezogen, daneben soll die Epoche aber auch exemplarisch an Einzelschicksalen aufgezeigt werden, macht sie deutlich. Das Museum wendet sich nun an die Öffentlichkeit und bittet die Menschen im Dreiland um interessante Alltagsgegenstände. „Wichtig ist, dass mit den Dingen eine Geschichte verbunden ist.“ Sie geht davon aus, dass in vielen Familien Gegenstände aus der Zeit aufgehoben wurden. „Das kann alles sein, vom Essgeschirr, der Brille bis hin zur Karte, die bei der Flucht über die grüne Grenze in die Schweiz genutzt wurde.“ Die Objekte sollen von Menschen stammen, die in Basel in besagter Zeit aktiv waren, sei es politisch, wirtschaftlich oder kulturell.

Dass noch vieles aus der Zeit des Nationalsozialismus in Familien schlummert, weiß auch Urs Reiniger, stellvertretender Vorsitzender des Bunkervereins Magden. „In vielen Familien ist die Erinnerung an diese Epoche noch wach“, erzählte er unserer Zeitung im Rahmen einer Reportage über die Festung „Ängi Ost“ bei Magden. Er erhalte immer mal wieder Gegenstände, oft militärischer Art, die dann einen Platz in der Ausstellung des historischen Sperrwerks findet, das die Wehrmacht bei einem möglichen Einmarsch in die neutrale Schweiz am weiteren Vorstoß hätte hindern sollen. Auch für Reiniger ist klar: „Es geht um eine Epoche, die nicht vergessen werden sollte.“ Das sei auch wichtig, so Heini, denn: „ Die Zeitzeugen werden weniger.“

Im Rahmen der geplanten Ausstellung soll der Blick auch über die Landesgrenzen geworfen werden. So wird neben dem Thema Flucht unter anderem auch das Leben von Baslern aufgezeigt, die damals auf der deutschen Seite der Grenze lebten.

Als „typisch Baslerische Geschichte“ wird auch der Badische Bahnhof Teil der Schau werden, erläutert Heini. Weil Basel als Grenzstadt exponiert war, sei die Sorge der Einwohner vor einem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht groß gewesen. Gezeigt hat sich das unmittelbar am Badischen Bahnhof, der als trojanisches Pferd und mögliches Einfallstor nach Basel galt. Wollten die Behörden das komplette Bahnareal – zugleich deutsches Hoheitsgebiet – umzäunen und wie bereits im Ersten Weltkrieg den gesamten Verkehr unterbinden, so wurde von der Idee doch Abstand genommen. Anstelle eines Zauns wurden mit Maschinengewehren gesicherte Barrikaden an der Rosentalstraße errichtet. „Die Schweizer haben die Situation ernstgenommen, obwohl es klar war, dass Basel im Ernstfall kaum zu verteidigen gewesen wäre“, weiß der Basler Historiker Oswald Inglin. Er beschäftigte sich mit der Geschichte des Bahnhofs, dessen Gewölbekeller einst das getarnte Vereinslokal der Basler NSDAP-Ortsgruppe gewesen war. In den Kellern trainierten laut Inglin bis Kriegsende auch Mitglieder der nationalsozialistischen Sportgruppe, zu der auch Basler zählten.  Interessierte können Alexandra Heini per E-Mail an alexandra.heini@bs.ch kontaktieren.

Umfrage

2adaf948-0d33-11ef-8d09-186c8841fdbe.jpg

Die Kommunal- und Europawahl werfen Ihre Schatten voraus. Werden Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?

Ergebnis anzeigen
loading