Basel Aus für Einkaufs-Tempel

Michael Werndorff
Visualisierung: MIR Images - HAA – URW Quelle: Unbekannt

Planung: Neues Gesetz verhindert Unibail-Projekt

Ein neues französisches Gesetz macht den Plänen von Unibail Radamco, beim EuroAirport (EAP) ein riesiges Einkaufszentrum zu errichten, den Garaus. Der ShoppingTempel wies beeindruckende Zahlen auf.

Von Michael Werndorff

Saint-Louis. Beim EuroAirport sollte auf 80 000 Quadratmetern Fläche ein Einkaufszentrum mit rund 150 Geschäften und 25 Restaurants entstehen. Christophe Noël, Verantwortlicher für große städtische Projekte bei URW, betonte zuletzt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass das geplante Zentrum zu einer Begegnungsstätte für die Menschen aus den drei benachbarten Ländern werden solle. So spiele der Name des Projekts „3 Pays“ auf das Zusammentreffen der Nationen am Rheinknie an. Das Einkaufszentrum sollte nach den Wünschen des Investors Besucher in einem Umkreis von 100 Kilometern anziehen.

„Wir möchten mehr als nur Shopping anbieten“, verdeutlichte Noël vor drei Jahren den multifunktionalen Charakter des Zentrums.

Viele Freizeitaktivitäten

„Eine ganze Palette an Freizeitaktivitäten wird im ,3 Pays’ für Vergnügen und Unterhaltung sorgen.“ Ziel war es, dass die Menschen dort einen ganzen Tag mit Kulturangeboten wie Kino und Konzerten sowie mit Sportaktivitäten versorgt werden. Die Investoren haben sogar die Errichtung eines Tauchturms für Hobbytaucher geprüft.

Doch das Vorhaben, das bereits eine jahrelange Vorgeschichte hat, – die Planungen gehen auf das Jahr 2008 zurück – ist Schnee von gestern. Grund ist ein neues französisches Gesetz, wie die Basellandschaftliche Zeitung jetzt berichtete. Demnach beschränkt das Gesetz die Verkaufsfläche von Einkaufszentren in Frankreich auf nur noch 10 000 Quadratmeter – die reine Verkaufsfläche von „Trois Pays“ betrug den Planungen zufolge 60 000 Quadratmeter.

Das Gelände gehört dem südelsässischen Zweckverband Saint-Louis Agglomération (SLA), der aus 40 Gemeinden besteht. Präsident Jean-Marc Deichtmann bestätigte der Basellandschaftlichen Zeitung gegenüber, dass der Investor den Vorvertrag für den Landkauf von 20 Hektar, der Ende 2022 auslief, nicht wahrgenommen habe. Damit sei das Vorhaben vom Tisch, wie es weiter heißt.

Neue Planungen möglich

„Jetzt könnten wir die Planung für den Technoport vollumfänglich neu beginnen.“ Ein Einkaufszentrum für den 80 Hektar großen Technoport schließt der Bürgermeister aus. „Ich sehe dafür eine industrielle oder wirtschaftliche Nutzung.“

Der nächste Schritt steht bereits fest: Zunächst soll die sogenannte Zone d’Aménagement concerté (ZAC), eine Form der Raumplanung, am nördlichen Standtrand von Saint-Louis und in der Nähe des Bahnhofs entwickelt werden. Angedacht sind hier ein Ableger der Université de Haute Alsace von Mulhouse, ein großer privater Konzertsaal, 700 Wohnungen, Büros für 6500 Arbeitsplätze sowie ein neuer Sitz des Zweckverbands. Entschieden ist laut Deichtmann allerdings noch nichts. Auch einen Investor gebe es noch nicht.

Umstrittenes Projekt

Das Vorhaben, ein derart großes Einkaufszentrum zu bauen, war von Anfang an umstritten: Die Gegner des Projekts, allen voran der Einzelhandel und der damalige Bürgermeister von Saint Louis, Jean Ueberschlag, erreichten vor dem Straßburger Verwaltungsgericht, dass die Planungen aufgrund formaljuristischer Fehler für nichtig erklärt wurden.

Ueberschlag befürchtete nicht nur einen Verkehrskollaps, sondern auch ein Ausbluten des Einzelhandels vor Ort. Was die Größe des Einkaufszentrums angeht, war damals von einer noch nie dagewesenen Dimension die Rede: 120 000 Quadratmeter Gesamtfläche standen anfangs im Raum.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading