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Basel Ausborgen statt unbenutzt besitzen

Denis Bozbag

Leihladen: Meret Vischer und Team setzen auf nachhaltigen Umgang mit Gebrauchsgegenständen

Basel  - Ein Schild mit der Aufschrift Leihlager hängt neben der Klingel. Einmal geläutet, kommt sogleich ein Mann in einem rot-gelben Overall die Treppe hochgeschossen und öffnet die Tür: „Folgen Sie mir in den Keller“, bittet er freundlich.

Ordentlich nach Verwendungszweck in Regalen sortiert, stehen zahlreiche Gegenstände in einem kleinen Kellerraum zur Ausleihe bereit. Von der Gartenschere über Campingsausrüstung bis zur Bohrmaschine findet man jedes nützliche Utensil für Haushalt, Reinigung, Küchenbedarf, Multimedia oder Reisen.

Leihläden oder sogenannte „Bibliotheken der Dinge“, liegen seit Jahren in Nordamerika, Großbritannien und den europäischen Metropolen im Trend. Dort kann alles für die Hilfe im Alltag, das nur gelegentlich benutzt wird, ausgeliehen werden.

„Bei einer Reise nach Toronto in Kanada habe ich den Leihladen ,The Sharing Depot' entdeckt und war von dem Konzept total begeistert“, erzählt Mitgründerin Meret Vischer im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Februar hatte die ausgebildete Soziologin mit ihren beiden Geschäftspartnern Noël Michel und Felix Elbert im Kleinbasler Matthäus-Quartier den ersten Leihladen in Basel ins Leben gerufen.

„Wir wussten, dass es bereits einen in Bern gibt, haben uns mit den Verantwortlichen dort ausgetauscht und von ihnen viele Tipps für den Start erhalten.“ Mit der Ausleihe spare man Geld, Platz in der Wohnung und trage dazu bei, dass nicht zu viel Neues produziert werde, zählt Vischer als Vorteile des Konzepts auf. „Der Standort in der Feldbergstraße war unser Wunsch. Denn hier gibt es in der Nähe einige Läden, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, wie ein Unverpackt-Geschäft, ein Bio-Laden und ein nachhaltiges Café.“

Das Angebot richtet sich an jeden

Als es wieder läutet, tritt eine Gruppe junger Menschen in den Raum und sieht sich neugierig um. Vor allem Studenten und Auszubildende zieht es in den neuen Leihladen. Aber das Angebot richte sich an jeden, betont die 29-jährige Baslerin.

Alle Gegenstände seien qualitativ hochwertig, würden von den Mitarbeitern vorab auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft und in ein Datensystem eingepflegt. Das Leihlagerteam bestehend aus derzeit 18 ehrenamtlichen Helfern übernimmt die Lagerung, Wartung und Reparatur der Sachen, die online reserviert und vor Ort abgeholt und zurückgebracht werden können. Bei der ersten Ausleihe könne man dann zwischen drei Abonnement-Varianten wählen. In der Regel gilt, dass man drei Gegenstände gleichzeitig für eine Woche mitnehmen kann. Jede Verlängerung um sieben Tage sei mit einem Aufpreis verbunden, erklärt Vischer.

18 000 Franken seien während einer Spenden-Kampagne in den Sozialen Medien für das Projekt zusammengekommen. Das sind laut Vischer 3000 mehr als geplant. Zudem hätten einige private Gönner sowie Firmen noch vor der offiziellen Eröffnung des Ladens Mitte Februar die ersten Gegenstände und Werkzeuge für das Leihlager gespendet.

Bereits mehr als 100 Mitglieder in der Kartei

Mehr als 100 Mitglieder habe man bereits in der Kartei, freut sich die junge Frau und erzählt von weiteren Plänen. Man wolle Pick-up-Stationen in anderen Quartieren der Stadt errichten, an denen Nutzer die Gegenstände abholen und wieder zurückgeben könnten. Auch ein Verwahrschrank beim Leihlager sei irgendwann vorgesehen, in den auch außerhalb der Öffnungszeiten Sachen zurückgelegt würden.

 Wer das Lager mit einem Leihobjekt, einem Geldbetrag oder als Lagerist unterstützen will, findet Informationen unter www.leihlager.ch. Die Öffnungszeiten sind dienstags von 17 bis 22 Uhr sowie samstags von 9 bis 15 Uhr.

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