Basel Bücher als Impulsgeber

Die Oberbadische
Intendantin und Festivalleiterin, Katrin Eckert Foto: Ben Koechlin Foto: Die Oberbadische

Interview: Festivalleiterin Katrin Eckert über Literatur, Zukunft und junge Autoren

Basel. „Zukunft jetzt“ lautet das Motto des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel, das vom 8. bis 10. November dauert. Drei Tage lang locken zahlreiche Lesungen, Autorenbegegnungen, Diskussionsrunden und andere Veranstaltungen nach Basel. Fragen zur BuchBasel stellte Gabriele Hauger der Intendantin und Festivalleiterin, Katrin Eckert.

Frage: Haben Sie inzwischen die Absage der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk zur Eröffnung des Festival s verarbeitet – und Ersatz gefunden?

Ja, wir haben uns mit der Absage abgefunden und freuen uns, dass Olga Tokarczuk einen Auftritt in Basel für nächsten Frühling zugesagt hat. Und mit Carolin Emcke haben wir einen großartigen Ersatz gefunden.

Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie so unkompliziert zugesagt hat. Ich wollte sie so oder so gerne einmal als Eröffnungsrednerin gewinnen.

Frage: „Zukunft jetzt“ heißt das diesjährige Thema. Dabei bietet die aktuelle weltpolitische Lage doch keinen Grund zum Optimismus. Wieso dieses Thema?

Gerade weil die weltpolitische Lage so schwierig ist, scheint es mir ganz wichtig, den Blick auch einmal dorthin zu lenken, wo positive Entwicklungen im Gang sind. Wir haben in den letzten zwei Jahren am Festival viel über Populismus, Nationalismus und autoritäre Entwicklungen gesprochen und sie analysiert. Jetzt ist es Zeit, sich bewusst zu machen, dass viele Menschen aktiv sind, sich für eine offene und tolerante Gesellschaft und eine klimafreundliche Entwicklung engagieren.

Frage: Angesichts des Populismus und der politischen Extremisten, die derzeit zum Teil auch in Europa an der Macht sind: Was bewirkt es beispielsweise in Polen, wenn eine kritische Olga Tokarczuk den Literaturnobelpreis erhält?

Diese Preisvergabe stärkt die kritischen Stimmen, und vor allem diejenigen, die sich gegen das verengte Geschichtsbild, das die PiS-Regierung durchdrücken will, wehren. Die Hälfte der polnischen Bevölkerung trägt die PiS-Politik nicht mit. Für sie ist Unterstützung von außen sehr wichtig. Und es stärkt natürlich Olga Tokarczuk. Die Regierung kann diese herausragende Literatin nicht mehr so leicht als „Verräterin“ diffamieren.

Frage: Mit welchen Angeboten möchten Sie junges Publikum ansprechen?

Mit Formaten, in denen sich Gattungen vermischen und die etwas wagen. Manchmal wissen wir nicht, was dabei rauskommt, zum Beispiel beim Workshop mit dem jungen Autor Juan S. Guse, dessen dystopischer Roman „Miami Punk“ an sich schon ein gewagtes Unterfangen ist. Ausgehend von diesem Text arbeitet er drei Tage mit Studierenden der Musik-Akademie Basel. Was dabei entsteht, kann man am Freitagabend (8.11.) im Jazzcampus hören. Oder man kann live miterleben, wie Podcasts entstehen, zum Beispiel mit der Spoken-Word-Poetin Fatima Moumouni. Dabei wird es um die Frage gehen, ob man mit Sprache Rassismus bekämpfen kann.

Und die beliebten Shot-Stories in verschiedenen Kneipen wird es wieder geben.

Frage: Sie bieten auch den Allerjüngsten viel. Was ist neu?

Neu gibt es Veranstaltungen zum Thema Philosophieren mit Kindern. Anhand von Bilderbüchern denkt Tamara Koch gemeinsam mit den Kindern über Fragen nach wie „Woher kommen Ideen in meinen Kopf?“ oder „Wie kommen Dinge zu ihrem Namen?“

Frage: Auch junge Wilde haben beim Festival ihren Platz. Was zeichnet die neue Schriftsteller-Generation aus?

In der Region Basel gibt es einige starke junge Autorinnen, wie zum Beispiel Simone Lappert, Eva Seck, Legion Seven oder Yael Inokai, die alle am Festival auftreten. Auch scheint mir das Politische wieder stärker im Bewusstsein und in den Texten zu sein, als noch vor einigen Jahren. Außerdem finde ich, dass sich das Literaturinsitut Biel positiv bemerkbar macht. Es gibt in den letzten Jahren viele interessante Newcomer.

Frage: Welche Rolle spielen Ihrer Erfahrung nach die Örtlichkeiten bei der Resonanz auf die jeweilige Veranstaltung des Festivals?

Sie spielen eine große Rolle, deswegen haben wir das dezentrale Konzept auch entwickelt. Gerade das junge Publikum erreichen wir viel besser in „coolen“ locations, in denen sie auch sonst verkehren. Aber auch das ältere Publikum und die Autoren schätzen die Atmosphäre von ungewöhnlichen Räumen.

Frage: Welche großen Namen sind dieses Mal dabei?

Herta Müller, um mit einer Nobelpreisträgerin zu beginnen, Carolin Emcke, Navid Kermani und Liao Yiwu, die alle den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen haben. Nicolas Mathieu, der mit seinem Buch über die französische Provinzjugend den renommierten Prix Goncourt gewonnen hat. Außerdem der Bestsellerautor Eugen Ruge, und Franz Hohler, ein treuer und lieber Gast des Festivals.

Frage: Wie schaffen Sie den Spagat zwischen dem Angebot intellektueller Weltliteratur und publikumsnahen, populären Schreibern?

Das Konzept ist auf eine große Breite ausgerichtet. Eckpfeiler sind das politische Schwerpunktthema, die Internationalität des Programms und die Plattform für junge Autoren und experimentelle Formate. Alle Programmbereiche werden sorgfältig kuratiert. Außerdem kooperieren wir mit vielen verschiedenen Partnern und Institutionen. Das trägt auch zur Vielfalt und Lebendigkeit des Literaturfestivals bei.  Informationen und Programm: www.buchbasel.ch; es liegt ein ausführliches Programmheft aus.

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