Frage: Mit welchen Angeboten möchten Sie junges Publikum ansprechen?
Mit Formaten, in denen sich Gattungen vermischen und die etwas wagen. Manchmal wissen wir nicht, was dabei rauskommt, zum Beispiel beim Workshop mit dem jungen Autor Juan S. Guse, dessen dystopischer Roman „Miami Punk“ an sich schon ein gewagtes Unterfangen ist. Ausgehend von diesem Text arbeitet er drei Tage mit Studierenden der Musik-Akademie Basel. Was dabei entsteht, kann man am Freitagabend (8.11.) im Jazzcampus hören. Oder man kann live miterleben, wie Podcasts entstehen, zum Beispiel mit der Spoken-Word-Poetin Fatima Moumouni. Dabei wird es um die Frage gehen, ob man mit Sprache Rassismus bekämpfen kann.
Und die beliebten Shot-Stories in verschiedenen Kneipen wird es wieder geben.
Frage: Sie bieten auch den Allerjüngsten viel. Was ist neu?
Neu gibt es Veranstaltungen zum Thema Philosophieren mit Kindern. Anhand von Bilderbüchern denkt Tamara Koch gemeinsam mit den Kindern über Fragen nach wie „Woher kommen Ideen in meinen Kopf?“ oder „Wie kommen Dinge zu ihrem Namen?“
Frage: Auch junge Wilde haben beim Festival ihren Platz. Was zeichnet die neue Schriftsteller-Generation aus?
In der Region Basel gibt es einige starke junge Autorinnen, wie zum Beispiel Simone Lappert, Eva Seck, Legion Seven oder Yael Inokai, die alle am Festival auftreten. Auch scheint mir das Politische wieder stärker im Bewusstsein und in den Texten zu sein, als noch vor einigen Jahren. Außerdem finde ich, dass sich das Literaturinsitut Biel positiv bemerkbar macht. Es gibt in den letzten Jahren viele interessante Newcomer.
Frage: Welche Rolle spielen Ihrer Erfahrung nach die Örtlichkeiten bei der Resonanz auf die jeweilige Veranstaltung des Festivals?
Sie spielen eine große Rolle, deswegen haben wir das dezentrale Konzept auch entwickelt. Gerade das junge Publikum erreichen wir viel besser in „coolen“ locations, in denen sie auch sonst verkehren. Aber auch das ältere Publikum und die Autoren schätzen die Atmosphäre von ungewöhnlichen Räumen.
Frage: Welche großen Namen sind dieses Mal dabei?
Herta Müller, um mit einer Nobelpreisträgerin zu beginnen, Carolin Emcke, Navid Kermani und Liao Yiwu, die alle den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen haben. Nicolas Mathieu, der mit seinem Buch über die französische Provinzjugend den renommierten Prix Goncourt gewonnen hat. Außerdem der Bestsellerautor Eugen Ruge, und Franz Hohler, ein treuer und lieber Gast des Festivals.
Frage: Wie schaffen Sie den Spagat zwischen dem Angebot intellektueller Weltliteratur und publikumsnahen, populären Schreibern?
Das Konzept ist auf eine große Breite ausgerichtet. Eckpfeiler sind das politische Schwerpunktthema, die Internationalität des Programms und die Plattform für junge Autoren und experimentelle Formate. Alle Programmbereiche werden sorgfältig kuratiert. Außerdem kooperieren wir mit vielen verschiedenen Partnern und Institutionen. Das trägt auch zur Vielfalt und Lebendigkeit des Literaturfestivals bei. Informationen und Programm: www.buchbasel.ch; es liegt ein ausführliches Programmheft aus.