Basel BVB-Direktor schmeißt hin

(sda/boz)
 Foto: Archiv

Die Führungsebenen der Basler Verkehrsbetriebe stehen derzeit im Hagel der Kritik.

Basel - Als Folge der anhaltenden Kritik hat der Direktor der BVB, Erich Lagler, gestern den Hut genommen. Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Basler Großen Rats kritisierte die Führung der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) scharf. Auf allen Führungsebenen werde die Aufsichtspflicht vernachlässigt, heißt es im Spezialbericht der Kommission.

Es ist bereits der dritte Spezialbericht der GPK zu den BVB. „Wir mussten feststellen, dass unsere früheren Empfehlungen nicht umgesetzt wurden“, sagte Kommissionspräsident Christian von Wartburg (SP) dieser Tage vor den Medien.

Alle Führungsebenen haben versagt

Das Fazit der GPK ist, dass auf allen Führungsebenen bis hinauf zum Regierungsrat mangelhaft gearbeitet worden sei. Der BVB-Verwaltungsrat wird aufgefordert, alles zu tun, um die Defizite „umgehend“ zu beheben. Und an die Exekutive geht die Forderung, dass sie „jetzt den Ernst der Lage erkennt“ und in Wahrung der gesetzlichen Aufsichtspflicht Maßnahmen zur Beendigung der „Dauerkrise“ ergreift.

Wechsel der BVB-Direktion

Einen Tag nach der Veröffentlichung des Berichts erklärte Lagler seinen Rücktritt. Er verlasse das Unternehmen auf eigenen Wunsch, teilten die Verkehrsbetriebe mit. Im GPK-Bericht kam auch er schlecht weg. Ihm sei es nicht gelungen, die BVB wieder auf Kurs zu bringen. Stattdessen falle er mit einer misslungenen Kommunikation gegen innen und außen auf, konstatierte die GPK.

Lagler, der früher als Kadermann bei der SBB tätig gewesen war, übernahm die Direktion im Jahr 2014.

Kommission hat das Vertrauen verloren

Das Vertrauen in die BVB-Direktion verloren hat die Unterkommission, wie der Betrieb das Debakel mit den außerordentlichen Gleisschäden aufgearbeitet hat.

Von seiner Seite hatte es geheißen, dass mangelhaft gewartete Tramzüge die Ursache gewesen seien. Ein extra herbeigezogener externer Experte sei aber zu anderen Schlüssen gekommen, heißt es im Bericht.

Die GPK hat bei ihren Recherchen laut Bericht überdies festgestellt, dass das Bundesamt für Verkehr (BAV) bereits 2014 herausfand, dass im Bereich Infrastruktur „dringender Handlungsbedarf“ besteht. Das alles habe Zweifel an der Professionalität in der Führungsarbeit in diesem Bereich zur Folge.

Mitarbeiter haben kein Vertrauen in die Führung

Aber nicht nur von Seiten der Aufsichtskommission ist das Vertrauen in die operative Führung angeschlagen. Auch auf der Mitarbeiterebene harzt es. Als klares Zeichen für ein schlechtes Arbeitsklima wertet die GPK, dass bei der Frage an die Mitarbeiter, ob Vertrauen in die Geschäftsleitung bestehe, im Mittelwert nur 39 Basispunkte erreicht worden seien – 29 Punkte unter dem nationalen Benchmark.

BVB-Direktor Erich Lagler habe es also nicht geschafft, in seiner mittlerweile fünfjährigen Amtszeit Vertrauen zu schaffen, stellt die GPK fest. Er sei im Gegenteil mit einer schlechten Kommunikationskultur gegen innen und nach außen aufgefallen.

Und die Mitarbeiterzufriedenheit habe sich 2018 sogar noch verschlechtert, was sich nicht zuletzt auch in der erneut gestiegenen Anzahl an krankheitsbedingten Ausfällen gezeigt habe.

Aufsichtsrat hat seine Pflicht mangelhaft erfüllt

Als prekär bezeichnet die Kommission, dass der Direktor bei einer Auftragsvergabe mit einer Summe von über 590 000 Franken das Submissionsrecht verletzt habe. Dies hatte die Finanzkontrolle festgestellt, die von der GPK aufgeboten worden war. Es handelte sich um den Auftrag für ein Management-Seminar. Die GPK kommt zum Schluss, dass der Verwaltungsrat unter der erst 2018 eingesetzten Präsidentin Yvonne Hunkeler, aber auch der Regierungsrat ihre Aufsichtspflicht nur mangelhaft erfüllt hätten.

Besonders schlecht weg kommt der zuständige Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels. Er negiere Probleme, schiebe die Verantwortung ab und nehme Warnhinweise nicht ernst, heißt es im Bericht.

BVB wehrt sich gegen Vorwürfe

In einer Stellungnahme wehren sich die Verkehrsbetriebe gegen den im Bericht erhobenen Vorwurf, der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung würden nicht handeln und nicht die richtigen Prioritäten setzen. „Gegen diesen Vorwurf wehren wir uns entschieden, weil er nicht korrekt ist“, sagt Verwaltungsratspräsidentin Yvonne Hunkeler. „Die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit ist eines unserer zentralen Anliegen, seit der neue Verwaltungsrat im Amt ist.“

Die BVB werde den Bericht nun im Detail analysieren und die daraus nötigen Schritte einleiten, sofern diese nicht bereits eingeleitet wurden, heißt es weiter in der Mitteilung.

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