Basel Chancen für eine attraktive Stadt

Michael Werndorff

Umnutzung: Basel nutzt Entwicklungspotenziale ungenutzter Flächen.

Basel - Basel wächst: In den vergangenen zehn Jahren entstanden 20. 000 neue Arbeitsplätze, und vor kurzem hat der Stadtkanton die 200. 000 Einwohner-Marke geknackt. Städtisches Entwicklungspotenzial bieten ehemalige Industrieareale, die nach und nach eine neue Nutzung erfahren.

Ungenutzte Areale sind rar

Die Stadt am Rheinknie ist alles andere als fertig gebaut, gleichwohl sind im Kanton mit seinen 37 Quadratkilometern ungenutzte Areale rar. Entwicklungspotenzial gibt es auf einer Gesamtfläche von rund 140 Fußballfeldern, verteilt auf sechs Standorte, wo Stadtplaner Wohnen und Gewerbe unter einen Hut bringen wollen. Das soll unter anderem auf Volta-Nord, dem Wolf oder auf dem Klybeckareal geschehen, die laut Hans-Peter Wessels, Vorsteher des Basler Bau- und Verkehrsdepartements, große Potenziale für Arbeits-, Wohn- oder Freizeitnutzungen bieten würden. „Die hier angestrebte Verdichtung bietet viele Chancen für eine attraktive Stadt“, sagte Wessels jüngst im Rahmen des Basel Economic Forums 2018.

Langer Atem vonnöten

Dass dabei ein langer Atem vonnöten ist, zeigt das Erlenmattquartier am Badischen Bahnhof, wo seit gut elf Jahren ein neues Stadtquartier entsteht. Auf dem ehemaligen Güterbahnhofgelände der Deutschen Bahn finden sich mittlerweile Miet- und Eigentumswohnungen, ein Seniorenzentrum, großzügige Frei- und Grünräume, Gewerbeflächen, eine Grundschule sowie ein Kindergarten. Das Areal hat sich von Grund auf geändert und dem Stadtteil ein neues Gesicht gegeben.

Wichtige Entscheidung fiel per Volksabstimmung

Das soll in den nächsten zehn bis 15 Jahren auch andernorts in Basel geschehen. Eine wichtige Entscheidung hierzu fiel jetzt mit der Volksabstimmung über das 11,7 Hektar große Lysbüchel-Areal (Volta-Nord). Hier sprach sich zum Leidwesen der Gewerbetreibenden die Mehrheit für eine Bebauung aus. Laut Planung sollen dort bis zu 3000 neue Arbeitsplätze entstehen und Wohnraum für rund 1900 Personen, was dazu beitragen soll, die Wohnungsnot zu lindern und Pendlerströme zu reduzieren. Dazu dürfen nun im Planungsgebiet unweit der Grenze zum elsässischen Saint-Louis bestehende Arbeitsgeschossflächen verdichtet sowie vergrößert und das Wohnquartier im Südteil erweitert werden. Das Lysbüchel-Areal ist eines von sechs großen Gebieten, wo Basel Wohnraum schaffen will. Neben Klybeckplus und dem Güterbahnhof Wolf haben die Planer auch das Hafenareal Klybeck, Dreispitz Nord und das Stadtbauprojekt „Walkeweg“ im Fokus.

Platz für 20 .000 Einwohner und 30. 000 Arbeitsplätze

Klybeckplus ist dabei das größte Vorhaben: Platz für 20 .000 Einwohner und 30. 000 Arbeitsplätze verspricht sich der Kanton bei der Umwandlung des Industrieareals, das Novartis und BASF besitzen. Als Reaktion auf die intensive Bürgerbeteiligung beginnt der erste Schritt mit einer auf fünf Jahre angelegten Zwischennutzung, wie im März bekannt wurde. Drei geeignete Gebäude stellt BASF zur Verfügung, in denen sich größtenteils Büros, Ateliers und Werkstätten ansiedeln werden. Aber auch die Gastronomie soll in ein ehemaliges Fabrikgebäude einziehen. Probleme stellen Altlasten auf dem 40 Fußballfelder großen Gelände dar, die Ergebnis einer 150-jährigen Pharma- und Chemie-Industriegeschichte vor Ort sind. Bevor an diesem Ort ein neues Stadtquartier entstehen kann, muss zunächst die Frage der Altlastensanierung gelöst sein.

Flächen weiterentwickeln

Und kaum schneller wird die Entwicklung auf dem benachbarten Klybeck-Hafenareal laufen, wo der Verein Shift Mode vor einigen Jahren den Zuschlag für die Zwischennutzung erhielt. Hier will der Kanton die momentan belegten Flächen weiterentwickeln und das Projekt 3Land realisieren. Geplant ist ein trinationales Gebiet, das von der Palmrainbrücke bis zur Dreirosenbrücke reicht und ebenfalls Platz für 20 000 Einwohner schafft.

Besonders zukunftsweisendes Pilotquartier

Vor dem Hintergrund der Digitalisierung soll auf dem Wolf ein besonders zukunftsweisendes Pilotquartier mit der Smart City entstehen. „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, welche die technische Erneuerung fördern, wie dies zum Beispiel das innovative Smart City Lab auf dem Wolf zum Ziel hat“, erklärte Basels Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann vor wenigen Tagen. Die SBB und der Kanton testen dort, wie sich digitale Kommunikations- und Informationstechnologien und die Nutzung von digitalen Daten für Innovationen bei der ganzheitlichen Raumentwicklung einsetzen lassen. Wann die Smart City mit Wohnungen und Büros aufwarten kann, ist noch offen.

Planungen am Walkenweg schreiten voran

Etwas konkreter schreiten die Planungen am Walkenweg voran, wo noch eine Bodensanierung ansteht, bevor erste Bauten in etwa fünf Jahren bezugsfertig sein werden. Ähnlich langsam geht die Entwicklung am Dreispitz vorwärts. Der Bebauungsplan wird wohl erst im Jahr 2020 oder 2021 im Großen Rat diskutiert werden. Ziel ist wiederum die hohe bauliche Verdichtung und laut Verantwortlichen die Schaffung eines „autoarmen Wohnraums“ und neuer Gewerbeflächen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading