Basel Clown für jeden Anlass

Die Oberbadische
Fotos: zVg/Tobias Sutter/Palazzo Colombino Foto: Die Oberbadische

Interview: Der Berliner Sven Pawlitschko zeigt im Gourmet-Theater Palazzo Colombino ein Varieté, das mitreißt

Der Berliner Sven Pawlitschko ist als Komiker „Daniello“ bei der Dinnershow des Palazzo Colombino in Basel nicht mehr wegzudenken. Lebhaft unterhält die schusselige Servicekraft mit Humor das gesamte Spiegelzelt und tritt dabei in jedes Fettnäpfchen. Denis Bozbag unterhielt sich mit dem vielseitigen Clowntalent über seinen Werdegang und die Herausforderung, das Publikum gut zu unterhalten.

Frage: Herr Pawlitschko, wie sind Sie zur Clownerie gekommen?

Bis in das Jahr 1995 habe ich Leistungsfußball betrieben. Als ich keine Lust mehr dazu hatte, suchte ich nach einem beruflichen Ersatz in der Unterhaltungsbranche. Viele Workshops für Schauspielerei waren damals in Berlin überfüllt, und ich bin schließlich bei der Clownerie gelandet.

Ich fühlte mich seit jeher dazu berufen, Kindern wie Erwachsenen gute Laune zu bereiten und sie humorvoll zu unterhalten. Mir wird nachgesagt, dass ich ein verrückter Kopf voller kreativer Ideen sei. Zudem sind meine drei Brüder als Clowns tätig. Mein Onkel ist schon in der Nachkriegszeit mit eigenen skurrilen Nummern wie das Verschlucken von Messerklingen durch die Kneipen getingelt. Ein familiärer Zusammenhang lässt sich also nicht abstreiten.

Frage: Wie haben Sie sich zum Clown ausbilden lassen?

Es gibt Clownschulen in Deutschland, aber ich selber habe mein Handwerk hauptsächlich in den Workshops gelernt. Bei der Ausbildung erfährt man, einen eigenen Charakter zu entwickeln, welche Sparte von Clown man später verkörpern will und welche Kunstfigur zu einem selbst passt.

Frage: Wie verlief Ihre Karriere nach der Ausbildung?

Ich bin anfangs unbezahlt in Kneipen und Bars aufgetreten und habe langsam gelernt, meinen Unterhaltungswert richtig einzuschätzen. Für meine Auftritte bekam ich zu Beginn nur 100 Mark bezahlt.

Bei einer Veranstaltung trat ich zeitgleich mit einer Dame auf, die für ihre solide Darbietung das Fünffache verlangte. Aus solchen Erfahrungen lernt man letztendlich, seinen Wert zu erkennen und zu verhandeln. Ich habe zu der Zeit ein Netzwerk für Clowns aufgebaut, die in den Krankenhäusern krebskranke Kinder besuchen und aufheitern. Auch habe ich einen Kinderbuchverlag zusammen mit dem Autor Rolf Barth gegründet. Er entwickelte die Helferfigur für Kinder „Herr Wolke“, die sowohl auf Bühnen als auch in Büchern auftritt. Zudem betreibe ich als drittes berufliches Standbein die Agenur „Hullimogulli“, die Workshops für Unternehmen in den Bereichen begeisterndes Verkaufen und emotionale Kundenbindung anbietet. Ich finde, dass gute Stimmung mehr Freude an der Arbeit und damit mehr Umsatz bringt.

Frage: Sie schlüpfen als Zauberclown Daniel gleich in mehrere Rollen und Berufe. Welches ist dabei ihre Lieblingsfigur?

Clown Daniel ist eine Figur, die sich gerne ausprobiert. Wenn mich ein Malerbetrieb für eine Show bucht, kommt er als Malermeister. Das Osterhasenkostüm liebe ich. In der Verkleidung meint Daniel, dass er als Osterhase anerkannt ist und will von den Kindern Geschenke haben. Damit verdreht er die Situation total, was sehr lustig ist.

Frage: Waren Sie als Clown bei Auswahlverfahren?

Ich war in Berlin an einem offenen Casting für den „Cirque de Soleil“ zusammen mit 200 weiteren Clowndarstellern. Dort konnte ich die Jury von meinem Talent überzeugen, und es folgten wöchentlich Anrufe mit Angeboten für längerfristige Engagements. Erst lehnte ich ab, weil meine Tochter noch zu jung war und ich bei ihr in Berlin sein wollte.

Frage: Aber dann haben Sie später doch zugesagt?

Ja, später bin ich für acht Monate mit dem „Cirque de Soleil“ international auf Tour gegangen. Dort traf ich auf den Kontakt, der mich zum Palazzo Colombino mit seinem Format der unterhaltsamen Dinnershows gebracht hat. Vor gut zehn Jahren wurde ich dann zum ersten Mal für einen Auftritt in Basel engagiert.

Frage: Was ist das Besondere an den Vorstellungen im Palazzo Colombino?

Auf jeden Fall die Nähe zu den Gästen und dass ich sehr lange mit ihnen verweile. Daniello ist für sie der erste Kontakt vor der Vorstellung. Sie werden von ihm empfangen, und ich begleite sie als schusselige Servicekraft den ganzen Abend hindurch.

Mit meinen Kollegen dort kann ich die Show inhaltlich mitgestalten. Für mich ist das kein Alleingang, sondern das Produkt eines hingebungsvollen, engagierten Teams. Von den Technikern bis zur PR-Abteilung ziehen alle an einem Strang und leisten tolle Arbeit hinter den Kulissen.

Wir erzählen beim Dinner eine Geschichte mit mehreren Strängen. Teils als Liebesgeschichte, teils als Drama, wenn Daniello die Show übernehmen muss, weil der Moderator vom Chef gefeuert wird. Wir haben ein Format mit musikalischer Komponente entwickelt, das seinesgleichen sucht, was die Interaktion mit den Gästen betrifft

Frage: Welchen Herausforderungen begegnen Sie, das Publikum täglich gut zu unterhalten?

Die Herausforderung ist, wie man das unterschiedliche Publikum am Abend mitreißt. Sonntags sind mehr Familien mit Kindern anwesend. Unter der Woche haben wir Firmengruppen bei uns. Da ist es wichtig, alle schnell in die Atmosphäre einzubinden, was uns im Palazzo Colombino meiner Meinung nach gut gelingt. Wir bieten ein Viergangmenü im Spiegelsaal mit unerwarteten Wendungen einer Rahmengeschichte. Ich präsentiere am Abend keine einfache Comedy, sondern ein richtiges Varieté mit Konflikten aus der realen Welt.

 Das Gourmet-Theater „Palazzo Colombino“ gastiert bis 5. Januar auf der Rosentalanlage in Basel. Vorstellungen finden statt dienstags bis samstags ab 19.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ab 18 Uhr und an Silvester ab 19.30 Uhr. Informationen zu Programm und Künstlern sind auf www.palazzocolombino.ch ersichtlich.

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