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Basel Damit der Verkehr fließen kann

Die Oberbadische

Infoabend: Astra stellt Sanierungsarbeiten an Basler Stadtautobahn vor / Staus sollen minimiert werden

Die Straßen im Raum Basel sind in Spitzenstunden regelmäßig überlastet. In Zukunft müssen Autofahrer noch mehr Geduld aufbringen. Denn: Das Schweizerische Bundesamt für Straßen (Astra) plant unter dem Projektnamen „Erhaltungsprojekt Osttangente Basel“ in den kommenden Jahren umfangreiche Sanierungs- und Ertüchtigungsmaßnahmen auf den grenznahen Autobahnen A2 und A3.

Von Michael Werndorff

Basel/Rheinfelden. Wie Richard Kocherhans vom Astra am Mittwochabend im Bürgersaal in Rheinfelden im Rahmen einer Informationsveranstaltung berichtete, seien die Sanierung und der Ausbau der grenznahen Autobahnen dringend notwendig. Unter anderem umfasse das gesamte Sanierungsprojekt elf Brücken, die in Etappen saniert werden sollen. Bereits ab August soll mit der Sanierung der Autobahngrenzbrücke Weil am Rhein/Basel begonnen werden. Diese und weitere Instandsetzungsmaßnahmen der Basler Stadtautobahn A2 werden bis voraussichtlich 2025 ausgeführt.

Zudem ist vorgesehen, in den Folgejahren die Engpässe auf der A2 (Osttangente Basel) zu beseitigen. Als besonders aufwendige Maßnahme nannte Kocherhans, der auf Einladung des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg von den Maßnahmen berichtete, den Bau des sogenannten Rheintunnels unter Basel sowie den achtspurigen Ausbau der A2 zwischen Hagnau und Augst.

Rheintunnel:

Laut Kocherhans wird die Osttangente durch den 1,7 Milliarden Franken teuren Rheintunnel deutlich entlastet und die Kapazität der Verbindung „wieder auf ein genügendes Level gebracht“. Das Projekt sieht vor, den bestehenden Zubringer Birsfelden zu nutzen und dann unter Birsfelden und dem Rhein hindurch die Verbindungen einerseits Richtung Frankreich und andererseits Richtung Deutschland sicherzustellen, wozu es im Bereich der Wiese beim Badischen Bahnhof Verflechtungen geben wird. Der Verkehr von und nach Deutschland wird auf die Grenzbrücke Basel geführt. Geplant sind zwei Tunnelröhren mit je zwei Fahrspuren. Was den Zeitplan betrifft, erklärte der Astra-Vertreter, dass die Genehmigung des Projekts durch den Bundesrat Mitte 2020 erwartet wird, Baubeginn ist nach aktuellem Stand im Jahr 2029. Die Bauzeit beträgt etwa acht bis zehn Jahre.

Der Tunnel soll auch eine entlastende Wirkung auf die A98 haben: So soll sich der Umweg über die A98 nicht mehr lohnen, da der Verkehr in Basel flüssig bleibt, indes wird mit einer leichten Verkehrszunahme auf der Bundesautobahn in Richtung Basel gerechnet.

Schänzli:

Das Erhaltungsprojekt Schänzli auf der A18 ist derzeit in Ausführung. Von 2017 bis 2021 werden die Tunnels instandgesetzt und einer neu gebaut sowie die gesamten Straßenanlagen inklusive Umweltschutzmaßnahmen auf den neuesten Stand gebracht.

Ausbau Hagnau-Augst:

Das Engpassbeseitigungsprojekt 8-Spurausbau Hagnau – Augst soll den Engpass auf dieser stark belasteten Strecke, auf der es täglich zu mehrstündigen Staus kommt, entlasten, erläuterte Kocherhans. Die Strecke ist heute sechsspurig und soll auf acht Spuren und beidseitige Pannenstreifen ausgebaut werden. Die beiden Anschlüsse Pratteln und Liestal sollen mit einer direkten Spur verbunden werden, sodass der Querschnitt dort zehn Spuren aufweisen wird.

Dieses Projekt wird rund 800 Millionen Franken kosten. Es ist vorgesehen, dass der Rheintunnel und der Streifenausbau gleichzeitig in Betrieb gehen: „Nur so kann die verkehrsentlastende Wirkung optimal erreicht werden“, sagte der Experte. Die Realisierung soll ab dem Jahr 2034 beginnen.

Pannenstreifenumnutzung:

Weil es heute zwischen Pratteln und Rheinfelden-Ost täglich zu mehrstündigen Staus kommt, ist als kurzfristige Maßnahme vorgesehen, die Pannenstreifen umzunutzen und dem Verkehr zur Verfügung zu stellen. Allerdings kommt es bei der Umsetzung zu Verzögerungen aufgrund eines Einspruchs des Schweizer Verkehrsclubs, wie weiter zu erfahren war. Die großräumige Entlastungswirkung der Umnutzung sei marginal, sie verbessere jedoch den Verkehrsablauf auf der A2/A3 zwischen Pratteln und Rheinfelden, so Kocherhans.

Osttangente:

Die Nord-Süd-Hauptverkehrsachse A2-Osttangente Basel ist eine der am stärksten befahrenen Autobahnen der Schweiz. Die 140 Millionen Franken teuren Baumaßnahmen müssen unter der Aufrechterhaltung des Verkehrs geschehen, was hohe Anforderungen an die Ausführung stellt. Acht Brückenbauten zählen bis zum Gellertdreieck zur Osttangente, konkret wurde Kocherhans an der 1980 in Betrieb genommenen und 1,5 Kilometer langen Grenzbrücke, die dringend saniert werden muss. Die Bauarbeiten beginnen im August und dauern bis Januar 2022. Gleichzeitig mit der Instandsetzung der Brücke soll eine Parkspur für Lastwagen Richtung Deutschland geschaffen werden, die vor dem Zoll warten müssen. Hierzu werden die Fahrspuren neu angeordnet und die Brücke baulich verstärkt. Wie Kocherhans erklärte, soll die Parkspur mit Raum für etwa 80 Lkw die provisorisch erweiterte Zollanlage (PEZA) ersetzen, welche im Jahr 2004 geschaffen wurde, um einen Warteraum für die zu verzollenden Lastkraftwagen zu schaffen. Der Grund: Der geplante Bau des trimodalen Hafenterminals in Kleinhüningen führt zur Auflösung der PEZA.

A98 wird Ausweichstrecke:

Die Bauarbeiten werden so vorgenommen, dass immer vier Fahrspuren zur Verfügung stehen, zwei in jede Richtung. Die Bauarbeiten auf der Osttangente sollen trotz der flankierenden Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Verkehrs zu einer Verschlechterung der Kapazität auf der Osttangente und damit zu mehr Staus und Ausweichverkehr führen.

In Absprache mit dem RP sind folgende flankierende Maßnahmen vorgesehen, die auch die A98 und A861 auf deutscher Seite umfassen, da diese in begrenztem Umfang als Ausweichstrecke eingeplant sind. Das Verlagerungspotenzial wird mit 4000 Fahrzeugen pro Tag veranschlagt und soll überwiegend aus Pkw-Verkehr bestehen, sagte Kocherhans auf Nachfrage von CDU-Kreisrat Paul Renz. „Von einer wesentlichen Verlagerung des Lkw-Verkehrs gehen wir nicht aus“, erklärte der Referent.

Insbesondere im Bereich der Grenzzollanlage Rheinfelden sollen Verbesserungen bei der Verkehrssteuerung im Lkw-Zollhof sowie in der Beschilderung und Verkehrsführung erfolgen. Damit soll erreicht werden, dass die Pkw-Fahrspuren frei bleiben. Mehr Abfertigungs- und Fahrstreifen an der Zollanlage Richtung Deutschland sind vorgesehen, wie auch Wegweisungen in Weil am Rhein und der Schweizer Seite während der Bauzeit der Osttangente. Mit Reisezeitanzeigen soll den Verkehrsteilnehmern gezeigt werden, welche Route aktuell die schnellste ist. Laut Kocherhans würden jene Maßnahmen derzeit geprüft und konkretisiert, über den Zeitpunkt der Umsetzung könne derzeit noch keine Aussage gemacht werden.

Diskussionsrunde:

In der anschließenden Diskussion warben Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Landrätin Marion Dammann um Akzeptanz für die langwierigen Baumaßnahmen. „Wir sind überzeugt, das Projekt miteinander tragen zu können“, erklärte Schäfer und plädierte gemeinsam mit der Landrätin für veränderte Abfertigungszeiten am Zoll. Seitens der Speditionsbranche wurde gefordert, hier deutlich flexibler zu werden und auch samstags abzufertigen.

Dass die Sanierung der Verkehrs-Infrastruktur auch im Interesse der Grenzgänger und der heimischen Wirtschaft seien, machte Dammann deutlich. Für den Zeitraum bis 2025 muss aber dafür gesorgt werden, dass der Verkehrsfluss die Funktionsfähigkeit der A861 als Scharnier zwischen den West-Ost-Autobahnen nicht beeinträchtigt. Vor allen Dingen müsse zudem die Erschließung der Gewerbeflächen im Einzugsgebiet der Ausfahrten Rheinfelden-Mitte und -West sichergestellt sein, forderte die Landrätin. Außerdem forderte sie, vor dem Hintergrund eines sich verändernden Verkehrsszenarios bei den flankierenden Maßnahmen nachjustieren zu können.

Die Anregung, neue Park+Ride-Plätze einzurichten, sei laut Schäfer zeitlich nicht umsetzbar, vielmehr seien hauptsächlich Schweizer Unternehmen gefragt, ihre Angestellten zu sensibilisieren und für den Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr zu werben.

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