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Kreis Lörrach Damit die Landschaft offen bleibt

Michael Werndorff
 Foto: Michael Werndorff

Biosphärensymposium: Biosphärengebiet Schwarzwald rückt Landschaft und Mensch in den Fokus

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Die Kulturlandschaft des südlichen Schwarzwalds ist geprägt von Allmendflächen und strukturreichen Weidbergen. Damit das charakteristische offene Landschaftsbild erhalten bleibt, hat das Biosphärengebiet Schwarzwald das Projekt Allmende 2.0 auf den Weg gebracht. Dieses stand jetzt im Zentrum des Biosphärensymposiums im Lörracher Landratsamt.

Der südliche Schwarzwald lockt Ausflügler und Touristen. Das Gebiet ist besonders geschützt – und von der Kulturorganisation Unesco anerkannt, wie Landrätin Marion Dammann am Internationalen Tag der Biosphären im Rahmen eines Symposiums erinnerte. „Es ist ein wichtiger Tag, um auf die Belange der Kulturlandschaft hinzuweisen“, betonte die Landrätin vor Gästen und Akteuren des 630 Quadratkilometer großen Biosphärengebiets Schwarzwald, das vor fünf Jahren etabliert worden war. Davon entfällt knapp ein Sechstel auf die Allmendflächen, wie Geschäftsführer Walter Kemkes berichtete.

Mensch und Natur

Es sei ein Schutzgebiet, in dem Mensch und Natur gleichwertig in den Fokus gerückt werden, sagte Dammann. Sie erinnerte auch daran, dass die Gründung angesichts intensiv geführter Diskussionen nicht ganz einfach gewesen sei. Denn: „Menschen wollen in dem Gebiet leben und sich weiterentwickeln – das muss uns die Biosphäre ermöglichen“ so die Landrätin weiter.

Anfänglich sei die Skepsis von Seiten der Landwirtschaft groß gewesen, blickte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer zurück. „Unser Anliegen war es aber, die Landwirte mitzunehmen, was uns auch gelungen ist.“

Projekt Allmende 2.0

Um die Besonderheiten der Kulturlandschaft im südlichen Schwarzwald zu schützen, wurde im Jahr 2019 das auf drei Jahre angelegte Projekt Allmende 2.0 begonnen. Aufgabe ist es, Konzepte und Strategien zu erarbeiten, die eine zukunftsfähige und nachhaltige Offenhaltung unter Berücksichtigung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten befördern, kommentierte Florian Brossette vom Biosphärengebiet das Projekt. Er zeigte auf, wie stark sich die Landschaft seit Beginn der Industrialisierung verändert hat. Waren vor 130 Jahren noch zwei Drittel der Fläche im Oberen Wiesental offen, ist es derzeit noch ein Drittel, verursacht durch die Aufgabe des Ackerbaus, der Hütehaltung von Vieh und Aufforstungsmaßnahmen. Indes: „Es ist wichtig, dass Anstrengungen unternommen werden, um die Kulturlandschaft offenzuhalten“, sagte Brossette.

Die wichtigste Rolle spielen hierbei die Nebenerwerbslandwirte. Allerdings habe die Anzahl der Bewirtschafter zwischen 1979 und 2016 um die Hälfte abgenommen, wie auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen, wenn auch letztere in geringerem Maße.

Die für die Region typischen Allmendweiden mit einem großen Artenreichtum sind üblicherweise im Besitz der Gemeinden und werden an Landwirte verpachtet, wie Kemkes berichtete. Damit Ziegen und Rinder auf den Flächen weiden können, fließen Gelder aus der EU-Agrarförderung sowie aus Bundes- und Landestöpfen. Im Schnitt seien dies rund 800 Euro pro Hektar und Jahr. Und: Der Erhalt der Bergweiden bis in höchste Lagen sei für die bei Touristen beliebte Region sehr wichtig.

Nur ein Randthema

Derweil würde die finanzielle Förderung für die Offenhaltung der Landschaft nicht ausreichen, merkte Heinz Kaufmann vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) bei der anschließenden Podiumsrunde an. „Wir kommen da auf keinen grünen Zweig.“ Dass die Allmendflächen auf höherer Ebene ein Randthema seien, ergänzte Michael Kauffmann, Dezernent für den ländlichen Raum.

Dabei hätten die Landwirte eine Schlüsselrolle, erklärte Kaufmann. In Sachen Offenhaltung sei die weitere finanzielle Unterstützung wichtig, denn: „Die Landwirte können das nicht alleine leisten.“ Ein Hauptproblem ist, dass es derzeit immer weniger Landwirte gebe, die Arbeit zugleich aber mehr werde. „Im Nebenerwerb ist das fast nicht mehr zu schaffen.“

Laut Kaufmann gibt es aber auch gute Aussichten: Das Interesse an der Landwirtschaft sei vorhanden, wie volle Ausbildungsklassen zeigten. Man wolle helfen, dass Betriebe weitergeführt werden können, kündigte der BLHV-Kreisvorsitzende an.

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