Basel Der Delta-Variante die Stirn bieten

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Zwangsmaßnahmen wie etwa eine Impflicht für das Pflegepersonal kommen für den Schweizer Gesundheitsminister nicht in Frage. Foto: Die Oberbadische

Pandemie: Schweizer Gesundheitsminister stellt weitere Lockerungen „in wenigen Wochen“ in Aussicht

Basel/Bern - Der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger sieht derzeit keinen Anlass, die Coronamaßnahmen angesichts steigender Fallzahlen zu verschärfen. Aber auch für Lockerungen ist es derzeit noch zu früh.  Derweil stellt der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset für den Fall einer günstigen Entwicklung der Pandemie eine baldige Lockerung der Maßnahmen in Aussicht.

So könnte beispielsweise die Maskentragpflicht eingeschränkt werden, wie Berset in einem Interview sagte. Wenn es gut laufe, seien in wenigen Wochen weitere Lockerungen wie zum Beispiel eine Einschränkung der Maskenpflicht möglich, sagte der Bundesrat in einem am Samstag online veröffentlichten Interview mit „SonntagsZeitung“ und „Le Matin Dimanche“.

Die Situation sei in diesen Tagen jedoch noch unübersichtlich. Damit war der Übergang in die Normalisierungsphase vorerst noch nicht absehbar.

„Wir haben die ansteckendere Delta-Variante. Und viele kommen aus den Ferien zurück, was das Risiko von Ansteckungen in der Schweiz erhöht“, erklärte Berset. Die Kinder und Jugendlichen würden sich bald wieder in der Schule treffen und könnten die Verbreitung beschleunigen. „Wir müssen jetzt schauen, wie sich das auf die Fallzahlen auswirkt.“

Schulstart im Blick

Während viele Basler sich noch in den Sommerferien befinden, bereiten sich die Schulen auf den Schulstart am 16. August vor. Die Covid-Situation ist laut Erziehungsdepartement weiterhin dynamisch. Nach heutigem Stand sei aber davon auszugehen, dass zum Schulstart im Stadtkanton auf eine generelle Maskentragpflicht an Schulen grundsätzlich verzichtet werden könne.

Derzeit planen die Verantwortlichen mit Szenarien, die bestimmen, welche Regeln und Maßnahmen zum Schulstart an den Schulen umgesetzt werden sollen. Dabei gelte es die Gesundheit der Schüler und ihrer Familien sowie der Lehr- und Fachpersonen gut zu schützen und gleichzeitig den Unterricht und das schulische Leben so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, heißt es weiter.

Keine Schließungen

Berset verteidigte „die nur noch sehr wenigen Beschränkungen wie die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Geschäften und die Zertifikatspflicht an Großveranstaltungen oder in Clubs“. Es sei noch zu früh, Covid wie eine Grippe laufen zu lassen. Dies könne erst geschehen, wenn die Gefahr einer Überlastung der Krankenhäuser ausgeschlossen werden könne. „Und das ist im Moment leider noch nicht der Fall.“

Bei einer erneuten Verschärfung der Lage will der Bundesrat auf Schließungen verzichten. Berset konnte sich vorstellen, dass die Zertifikatspflicht angepasst würde. So könnten an den Orten, an denen ein Zertifikat obligatorisch ist, zusätzlich neu auch Personendaten für die Kontaktverfolgung erhoben werden.

Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder hält es für nötig, über Zugangsbeschränkungen mit dem Covid-Zertifikat zu reden, „besonders für Veranstaltungen, Restaurants und Fitnesscenter“, wie er im Interview mit dem „SonntagsBlick“ sagte. Nicht in Frage komme „eine Art indirekter Impfzwang beim Zugang zu staatlichen Grundleistungen“.

Impfpflicht ist kein Thema

Zur Erhöhung der Impfquote kommen für Berset Zwangsmaßnahmen wie etwa eine Impflicht für das Pflegepersonal analog zu Frankreich nicht in Frage. Stattdessen stehen laut dem Gesundheitsminister mehr gezielte Informationen und niederschwellige Angebote im Vordergrund.

Laut Berset könnten die Kantone zum Beispiel bei Warenhäusern oder Läden mobile Impfstationen einrichten. „Leute, die nur ein paar Brötchen kaufen wollen, lassen sich dann vielleicht auch impfen.“ In der Schweiz waren laut Angaben des Bundesamts für Gesundheit vom Freitag zuletzt 48,9 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Die Quote war im Vergleich zu umliegenden Ländern unterdurchschnittlich.

Für Impfung motivieren

Mäder sagte zur Frage, ob Firmen die Impfung vorschreiben sollten, dass es Arbeitsverhältnisse gebe, „bei denen man das sehr genau anschauen sollte und wohl auch bejahen kann“. Er nannte dabei Krankenhäuser und Heime. Beim Motivieren fürs Impfen hätten Firmenchefs großen Einfluss, sagte Mäder zudem. „Und sie nehmen diese Möglichkeit auch wahr.“

Mäder kritisierte, dass der Bund beim Überzeugen für die Impfung noch zu stark Rücksicht nehme auf Bedenken wegen der individuellen Freiheit und der Menschenrechte. In der Krise müsse klar sein, dass Impfen die einzig richtige Reaktion sei.

Engelberger machte jüngst deutlich, dass der August entscheidend sein werde, um die Impfquote zu steigern. „Sollte dies nicht gelingen, dann werde ich sehr beunruhigt sein“, sagte der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz.

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