Die Titanwurz im neuen Tropenhaus der Universität Basel hat geblüht.
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Am Montagnachmittag hat sich die gigantische Regenwaldpflanze entfaltet. Die Universität Basel reagierte auf dieses Ereignis mit verlängerten Öffnungszeiten bis 23 Uhr im gerade erst neu eröffneten Tropenhaus. Am Dienstagmorgen konnte man das Spektakel bereits ab 6 Uhr bewundern. Diese verlängerten Öffnungszeiten wurden am Montagabend gut angenommen. Die Schlange an Interessierten vor dem Tropenhaus wuchs zusehends an.
Wie ein Müllsack im Sommer
Allerdings hat die Schönheit der riesigen Pflanze aus dem Regenwald in West-Sumatra ihren Preis. Wer sie bewundern will, muss auch ihren Gestank ertragen. Denn die Pflanze setzt in Sachen Bestäubung voll auf die Liebhaber von Kadavern – also Aaskäfer, Aasfliegen oder auch Aasbienen.
Am ehesten erinnert der Geruch an einen Müllsack, der zu lange in der Sonne stand. Dieser Duft hatte sich gegen 18.30 Uhr bereits entfaltet und zog den Besuchern immer wieder in Wellen in die Nase.
Die erste kleine Fliege
„Das wird noch besser“, prognostizierte einer der Mitarbeiter vor Ort. Zu erkennen waren die sachkundigen Begleiter des Ereignisses an ihren T-Shirts mit der selbstbewussten Aufschrift „Basel stinkt anders“. Einer von ihnen entdeckte dann schließlich auch die erste kleine Fliege, die auf dem Blütenrand nach dem vermeintlichen Kadaver suchte. „Das ist der Sinn der Sache“, erklärte er den faszinierten Besuchern.
47 Kilo schwere Knolle
Die gigantische Blume wächst aus einer unterirdischen Knolle. In Basel wog diese 47 Kilogramm und wurde im April umgetopft. Eine beheizbare Wanne aus Beton garantiert die bevorzugte Bodentemperatur von 24 Grad.
Der Kolben der Titanwurz heizt die Blume während der Blüte um bis zu zehn Grad über die Umgebungstemperatur auf, um die Bestäuber von weit her anzulocken. Dass das gut funktioniert, konnten die Besucher gegen 19.30 Uhr beobachten. Mittlerweile hatten auch die ersten Schmeißfliegen den Weg ins Tropenhaus gefunden. Einfach zu verführerisch war für sie der Duft, der sich bei einer Luftfeuchtigkeit von etwa 90 Prozent im Tropenhaus ausbreitete. Die Besucher nahmen es leicht angeekelt, aber durchaus interessiert zur Kenntnis.
Angesichts des seltenen Ereignisses hatte der unterstützende Verein Botanischer Garten Basel beim Spalentor seinen Infostand außer der Reihe vor dem Tropenhaus aufgebaut. Die Snacks wurden ein wenig teurer angeboten als sonst. Dafür war der spannende Rundgang durchs Tropenhaus kostenlos. Frühestens in zwei Jahren wird die Pflanze wieder blühen.
Die Titanwurz (Amorphophallus titanum) wurde 2018 als stark gefährdete Art eingestuft. 45 Wildstandorte mit jeweils weniger als zehn Pflanzen sind bekannt.
Gärtner lernen dazu
Allerdings nimmt das gärtnerische Wissen zu und die anspruchsvolle Zucht wird immer erfolgreicher. Die größte Titanwurzblume war mit 3,10 Metern im Jahr 2010 im Winnipesaukee Orchids Garden in New Hampshire, USA, zu sehen.