Drei Stockwerke über dem Keller der Hauptpost befindet sich auch ein provisorisches Büro, das das Grabungsteam der Archäologischen Bodenforschung mit Computern für die digitale Dokumentation für die Nachwelt nutzt. Hier, erklärt David Roth, Grabungstechniker in Bernasconis Team, erstelle man 3-D-Modelle der Grabungsstätten, weshalb man sie auch genauestens dokumentiert, vermisst und fotografiert. Habe man alles richtig gemacht, lasse sich jeder Abschnitt auf fünf Millimeter genau im Computer modellieren.
Der Experte präsentiert das Modell einer anderen Grabungsfläche, die vollständig erschlossen ist. „Man sieht, dass eine Dole, ein Abwasserkanal, leicht schräg durch den Raum führt. Interessanterweise haben wir festgestellt, dass sie bis heute in Betrieb ist. Als Hinterlassenschaft der einen oder anderen Basler Fasnacht haben sich in ihr ,Räppli’-Reste gefunden“, erzählt Roth.
Die Funde werden anschließend in die Räume der Archäologischen Bodenforschung am Petersgraben gebracht. Vor einer großen beschrifteten Zettel-Wand steht Sven Billo. Die Wand zeige visuell den aktuellen Stand von Projekten. „Fast jedes Baugesuch in Basel ist mit Auflagen versehen. Solche mit Bodeneingriffen erhalten auch eine Auflage der Archäologischen Bodenforschung“, erklärt der Projektleiter und stellvertretende Abteilungsleiter Ausgrabung. „Via Zirkulation des Bauinspektorats erhalten wir die Baugesuche. Je nachdem, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, in dem betreffenden Areal etwas zu finden, machen wir Kontrollgänge oder nehmen baubegleitend oder mittels vorgezogener Ausgrabung am Aushub teil.“
Triage findet im Keller statt
Unter den geschulten Augen von Mitarbeitern findet im Keller die Triage statt, die Funde werden hier von anderen Dingen getrennt, sortiert und etikettiert. Anschließend werden sie mit Wasser, Bürsten und feinem Werkzeug in allen Größen gewaschen und getrocknet.
Interesse habe man auch an den kleinsten und feinsten Resten, die man an den Grabungsorten findet. Dazu werden Bodenproben mit Wasser „aufgeschlemmt“ und dreifach gesiebt. Man versuche damit unter anderem Kleintier- und botanische Reste, wie Samen oder Pollen zu erhalten, die den Befund ergänzen. Schließlich inventarisiere man die Funde, bis man sie im Archiv einlagert.
Grundform seit der Antike beibehalten
Im Obergeschoss des Jugendstilhauses im Petersgraben präsentiert Billo eine Tonpfeife aus dem 17. Jahrhundert. „Manche Dinge verändern ihre Form praktisch nicht. Das trifft auf diese Pfeife zu, aber vor allem auf Werkzeuge. Ein Hammer hat seine Grundform schon seit der Antike“, sagt der Archäologe. Es fasziniere ihn jedes Mal aufs Neue, wenn Funde zu sprechen beginnen. „Weil wir ihn an diesem Ort, in dieser Schicht finden. Weil er unter Umständen einen Schriftzug trägt, und weil wir von anderen Fundorten vergleichbare Funde kennen. Oder weil wir eben keine Vergleiche kennen.“
Ein Fund, der bis heute nicht eindeutig zugeordnet werden konnte, sei der römische Dodekaeder – ein Teil eines Exemplars wurde 1982 in Basel gefunden. „Dieser Gegenstand regt die Phantasie an“, sagt Billo. „Er führt uns aber auch vor, dass wir dazu neigen, Funde immer mit unseren eigenen Augen, heißt, mit unserem eigenen Zeitkontext, zu betrachten. Für was der Dodekaeder benutzt wurde, lässt sich heute nicht mehr sagen.“