Basel „Eine für alle“ auf der Bühne

Die Oberbadische
Szene aus „Einer für alle“ Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

ex/ex-Theater Basel spielt Novelle von Guy de Maupassant

Von Jürgen Scharf

Basel. Guy de Maupassants Novelle „Boule de Suif“ ist ein Abbild der Gesellschaft, handelt von bürgerlicher Prüderie, verdrängtem Sexus und einem leichten Mädchen. In einer Kutsche sitzen Reisegefährten, die während des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 versuchen, aus der von Preußen besetzten Normandie zu flüchten.

Auf engstem Raum drängen sich zwei bigotte Nonnen, ein Demokrat, der nach Amerika will, ein Adliger, eine Comtesse, ein Weinhändler und die Dirne, genannt Boule de Suif (zu Deutsch etwa: Fettklößchen). Die Gruppe der Flüchtlinge bildet einen Querschnitt der Bevölkerung und zeigt, wie sich während der Reise das Verhältnis der verlogenen Bourgeoisie zu der Prostituierten entwickelt. Sie teilt den Proviant mit ihren Mitreisenden, wird aber von diesen verlacht und verachtet.

Ein preußischer Offizier hält die Kutsche an, lässt die Pferde nicht mehr anspannen, bevor das Freudenmädchen ihm nicht zu Diensten ist. Das erinnert von fern an Judith, die mit Holofernes schläft, und bringt die sozialen Diskrepanzen zwischen honorigen Bürgern und der Ausgestoßenen der Gesellschaft zur Sprache. Diese psychologische Studie des Gesellschaftslebens kann man sich gut auf der Bühne vorstellen.

In einer neuen Produktion des ex/ex-Theaters Basel, eines mobilen Theaters fahrender Spielleute, wurde die Geschichte von Grenzen und Ausgrenzung dramatisiert, eine im Wirtshaus spielende Rahmenhandlung dazu frei erfunden und kurz vor Ende der Freilichtsaison an mehreren Orten aufgeführt.

Auf dem Singeisenhof in Riehen, zuletzt auf dem Zähringerplatz im schweizerischen Rheinfelden baute die Truppe ihren umgebauten Bauwagen auf und spielte diese tragikomische Geschichte über eine Protagonistin, die ihre Haut zu Markte trägt.

„Eine für alle“ nennt sich diese Bühnenversion, eine Mischung aus Erzähltheater, kleinen gespielten Szenen und bewegten Bildern, mit Musik, französischen Chansons und Wirtshausambiente in der Regie von Sasha Mazzotti. Sie ist auch die Hauptdarstellerin, erzählt vom Leben dieser käuflichen Frau und Patriotin, die nicht mit dem Feind ins Bett will, und man merkt am Schluss, dass sie selber jene Frau war. u  Am heutigen Freitag um 19.30 Uhr macht das Theater unterwegs Halt im Kannenfeldpark Basel. Weitere Vorstellungen: Rodersdorf, Bahnhofplatz vom Mittwoch, 24. bis Samstag 27. September (Derniere), jeweils 19.30 Uhr. Erreichbar mit Tramlinie 10 ab Basel

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