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Basel Energie mit Zukunft

Die Oberbadische

Besichtigung: Birsfelder Wasserkraftwerk öffnete am Tag des Europäischen Denkmals seine Pforten

Nur ein leichtes Vibrieren deutet darauf hin, dass sich unter den Füßen der Besuchergruppe eine haushohe Turbine dreht – angetrieben von 400 000 Litern Rheinwasser, die pro Sekunde auf die riesigen Laufradschaufeln treffen. Im Birsfelder Wasserkraftwerk entsteht so jährlich Strom für rund 180 000 Haushalte beider Basel.

Von Michael Werndorff

Birsfelden. Ideen, das Rheingefälle bei Birsfelden zu nutzen, gab es schon in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, weiß Marc Rohr von der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt. Im Rahmen des Europäischen Tags des Denkmals in der Schweiz, der am Wochenende unter dem Motto „Den Rhein entlang – Basel und Birsfelden“ stattfand, führte er Besuchergruppen durch das imposante Bauwerk, dessen Architektur wegweisend für zukünftige Industriebauten wurde. In den Anfängen der elektrischen Energie ließen sich nicht genügend Abnehmer zur Sicherung der Investitionen finden. Auch verschiedene weitere Kraftwerkspläne blieben erfolglos, so Rohr.

Erst die starke Nachfrage nach elektrischer Energie wegen des Brennstoffmangels während des Zweiten Weltkriegs beschleunigte die Realisierung des Kraftwerks samt Schifffahrtsanlagen. Die beiden Basel führten deshalb im Jahr 1942 beim Bund ein Konzessionsgesuch ein, doch erst acht Jahre später brachte eine Volksabstimmung grünes Licht für den Bau, und die Kraftwerk Birsfelden AG wurde gegründet.

Das Kraftwerk ist das zwölfte Rheinkraftwerk zwischen dem Bodensee und der Landesgrenze bei Basel und zugleich das größte der Schweiz. Bevor es erstellt wurde, stand die Standortfrage im Raum, mit der sich verschiedene Studien beschäftigten. „Eine sogenannte Heimatschutz-Variante schlug vor, das Kraftwerk 300 Meter weiter oben zu erstellen, um den Blick auf den Hornfelsen nicht zu beeinträchtigen. Zugleich wollte man so den Birsfelder Hof schonen, ein historisch bedeutsames Bauerngut, welches sich im Bereich der heutigen Kraftwerksgebäude befand. Weil damit Gefälle verloren gegangen wäre, wurde die Verschiebung des Werks rheinaufwärts jedoch verworfen“, führte Rohr aus. Letztlich entschied man sich für die heutige Position bei Rheinkilometer 163,83. Bemerkenswert ist laut Rohr die Tatsache, dass fast die Hälfte des Stauseeufers deutsches Gebiet ist, die ganze Stromproduktion aber in die Schweiz fließt – eine Ausnahme unter den Grenzkraftwerken am Hochrhein.

Die Anlage wurde vom Zürcher Architekt Hans Hofmann entworfen und besteht im Einzelnen aus Stauwehr und dem Maschinenhaus mit vier Stromaggregaten, dem Dienstgebäude, dem Schalt- und Pumpenhaus sowie dem Wärmepumpengebäude.

Denkmaltag stößt auf großes Interesse

Zum Ensemble gehören auch die beiden Schleusenkammern, die von der Kraftwerk Birsfelden AG betrieben werden. Denn: Das Kraftwerk konnte nur unter der Auflage gebaut werden, dass gleichzeitig auch die nötigen Schifffahrtsanlagen realisiert wurden.

Das Besichtigungsangebot stieß auf großes Interesse: Der Basler Franz Möller, der beruflich im Energiesektor tätig ist, hat die Chance genutzt, um einmal hinter die Kulissen des Bauwerks zu blicken, das er bisher nur von außen kannte. „Wasserkraft ist schließlich die klassischste Form der regenerativen Energiegewinnung.“ Es sei interessant zu erfahren, wie auch noch bei Niedrigwasser Reserven vorhanden sein müssen, um zuverlässig Strom produzieren zu können, kommentierte er die ausgeklügelte Wasserführung.

Damit das Kraftwerk funktioniert, wird der Rhein flussaufwärts angestaut. „Der Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasser ist entscheidend. „In Birsfelden beträgt er – je nach Wasserstand – zwischen 3,90 und 9,30 Meter“, erläutert Kraftwerksangestellter Jürgen Rössler. Im Vergleich zu Kraftwerken in den Bergen sei das sehr gering. Deshalb handele es sich hier um ein sogenanntes Niederdruck-Laufkraftwerk. „Kompensiert wird die geringe Fallhöhe des Wassers auf die Turbine durch eine enorme Wassermenge.“

Der Kraftwerksbau brachte eine grundlegende Veränderung der einstigen Flusslandschaft mit sich. Ziel war es, das Bauwerk harmonisch einzufügen – erreicht wurde das unter anderem durch eine filigrane Bauweise und grüne Farbgebung –, gleichzeitig sollte der damals noch landwirtschaftlich genutzte Boden in ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung der wachsenden Agglomeration verwandelt werden. So wurde die durch Aufstauung und Schleusenbau entstandene Kraftwerksinsel vom damaligen Stadtgärtner Arioli als „Insel der Erholung“ konzipiert und gestaltet.

Umfangreiche Ausbaggerungen vom Kraftwerk bis zur Pfalz sorgten nicht nur für eine Erhöhung der Energieproduktion durch ein größeres Gefälle, sondern brachten auch eine Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse mit sich, wie die Besucher erfuhren.

 Infos zu Führungen erhalten Interessierte unter www.kw-birsfelden.ch.

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