Basel Entspannt über den Rhein

Denis Bozbag

„Fährimaa“: Überfahrt auf der St. Johann-Fähre mit Pächter Rémy Wirz ist ein ganz besonderes Erlebnis.

Basel - Es gibt in Basel viele Möglichkeiten, den Rhein zu überqueren: Mit Auto, Bus oder Tram – keine ist so entspannend und sinnstiftend wie eine Überfahrt auf der „Ueli“-Fähre an der Dreisrosenbrücke mit dem Pächter und „Fährimaa“ Rémy Wirz.

"Was wollt ihr heute an dem heißen Sommerabend trinken?“, fragt Wirz in die Runde und notiert die Wünsche: Mineralwasser, Kaffee oder Bier. Wirz verschwindet sogleich zum Ausschank an der Kleinbasler Uferpromenade in der Nähe der Dreirosenbrücke, wo die St. Johann Fähre „Ueli“ an- und ablegt.

Nicht nur für das Wohl der Touristen sorgt Wirz auf seinem Boot. Auch Basler schätzen die rund drei Minuten dauernde Überfahrt, die hier länger ist als an den anderen drei Anlegestellen der Rheinfähren. Auf der „Ueli“ läuft alles etwas gemächlicher ab, sehr zum Wohlgefallen der mitfahrenden Kundschaft.

Die Überfahrt ist spiritueller Luxus

„Ich kann nicht sagen, wie viele Male in der Stunde das Boot den Rhein überquert oder wie viele Leute ich dann befördere“, meint Wirz im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es ist interessiert mich auch herzlich wenig. Die Überfahrt ist für mich kein Profitgeschäft, sondern vielmehr ein spiritueller Luxus.“ Seit 15 Jahren genießt der ausgebildete Mediator (Streitschlichter) die einzigartigen Momente auf dem Rhein. Auf die Frage, warum er nach einem Leben in unterschiedlichen Berufen nun Fährimaa geworden sei, entgegnet Wirz kurz und knapp: „Wegen der Achtsamkeit.“

Anfangs kümmere man sich um die bis zu 34 Personen an Bord, für deren Sicherheit man verantwortlich sei. In den 15 Jahren habe er 19 Leute aus dem Rhein gerettet, ohne eine Lebensretterausbildung zu besitzen. „Wenn mit der Zeit die Routine kommt, richtet man die Achtsamkeit auch auf sich selbst.“ Die Arbeit erhalte dann bisweilen einen meditativen Charakter. „Man erlebt jede Überfahrt unwiderruflich als einzigartigen Augenblick.“

Diese schönen Momente teilt Wirz mit seinen Gästen, die er per Du anspricht. Für das Zuhören ihrer Geschichten und Sorgen bringt er alle Zeit der Welt mit.

Das Ankommen am Ufer ist zweitrangig

Die junge Dame im Sommerkleid bleibt nicht nur für eine Überfahrt auf der Fähre. Das Ankommen auf der anderen Uferseite ist für sie zweitrangig: „Ich habe einmal als Matrosin gearbeitet und liebe die Wasserschläge gegen den Rumpf. Die sind außerordentlich beruhigend.“

Als ehemaliges Mitglied einer Schiffsbesatzung zu hoher See müsse sie für die Fahrt nichts bezahlen. Wirz nehme jeden kostenlos mit, der auf dem Wasser arbeite oder gearbeitet habe.

Der Pächter ist an diesem Abend nicht alleine auf dem Schiff tätig. Eine junge Frau vertäut die Fähre beim Anlegen am Ufer und schaut nach dem Rechten. Die Ärztin möchte sich nebenberuflich zur „Fährifrau“ ausbilden lassen. Nicht die erste Person, die diesen Beruf erwählt. „Auf der ,Ueli’ habe ich bereits 13 Leute ausgebildet. Alle haben auf Anhieb bestanden“, erklärt Wirz stolz.

Während der Fährt werden viele „Selfies“ geschossen, und manch einer der Touristen kommt dabei ins Wanken, wenn Wellen auf die Fähre treffen.

Wirz greift oft zu einem Walkie-Talkie, mit dem er zu den Schiffsbesatzungen der Touristenboote spricht. „Kommunikation verhindert Kollision“, weiß Wirz. Einen Zusammenstoß habe es daher noch nie gegeben.

„Wie heißt das Schiff, das an uns vorbeifährt?“, fragt eine ältere Dame, und Wirz murmelt ihr zu: „Monet, wie der Künstler.“ Die Dame schaut etwas verwirrt  und meint: „Modet sagt mir nichts.“

Um zehn Uhr muss Wirz kurz weg, um einzukaufen, und die Anlegestelle wird geschlossen. Einem jungen Paar mit Kinderwagen am Ufer macht das nichts aus: „Rémy, kein Problem. Dann kommen wir ein anderes Mal wieder.“

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