Basel Er strahlt aus und leuchtet heim

Peter Ade
 Foto: Fotos: Michael Werndorff

Bauwerk: Sendeturm St. Chrischona wird 40 Jahre alt

Er strahlt aus und leuchtet heim: Der 250 Meter hohe Fernsehturm St. Chrischona wird heuer 40 Jahre alt. Der topographisch günstige Standort auf dem Basler Hausberg St. Chrischona auf Gemarkung Bettingen macht das imposante Gebäude zum wichtigsten Baustein in der Sendeversorgung der Nordwestschweiz. Seit Mitte der 1950er Jahre wird der Standort für Sendeanlagen genutzt.

Von Peter Ade

Bettingen. Humorvoll wird St. Chrischona oftmals als „Stimme der neutralen Schweiz zum Rest der Welt“ bezeichnet. Obendrein ist der Turm ein elektronischer Mittler – vergleichbar mit dem früheren Schweizer Landessender Beromünster in Gunzwil im luzernischen Hinterland. Nur eben größer, erhabener und technisch auf dem neuesten Stand.

Der Sprechfunk der Kantonspolizei Baselland wird über die Anlage ebenso abgewickelt wie der internationale Rheinfunk. Mithin sichert St. Chrischona den Bedienungsbereich für Schifffahrtsfunk zwischen Breisach und Rheinfelden.

An der Turmspitze sind Messinstrumente für Wettervorhersage und Lufthygiene installiert. Bei Katastrophen könnte der Turm als Notrufsender eingesetzt werden. Außerdem dient er als Wasserturm der Gemeinde Bettingen und ist einer von insgesamt 14 Pumpstationen und Reservoirs im Kanton Basel-Stadt. Mit überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt ist St. Chrischona auch der ideale Standort für eine Photovoltaikanlage. Für eine neue Anlage wurden am Turmschaft auf einer Fläche von 710 Quadratmetern insgesamt 435 Photovoltaik-Module montiert.

Auf drei Stelzen

Drei Stelzen stützen das Bauwerk bis auf eine Höhe von 24 Metern und tragen dessen Gewicht. Da am Standort des Turms zwei Schollen des Erdbebengebiets der Oberrheinischen Tiefebene zusammentreffen, musste dieser zusätzlich für Erdbebenlasten dimensioniert werden. Der Turm soll bei Beben bis zur Stärke 8 auf der Richterskala standsicher bleiben.

Die Hohlfundamente reichen bis 13 Meter in die Tiefe. Das Bauwerk gründet auf drei Flachfundamenten. Als der Fernsehturm 1984 in Betrieb genommen wurde, galt er als einer der modernsten in Europa. Knapp 50 Fernseh- und Radioprogramme werden von hier ausgestrahlt. Der Turm versorgt auch deutsche Konsumenten mit Rundfunkprogrammen: Seit 1984 gibt es ein Abkommen zwischen der Schweiz und Deutschland, das die Versorgung der Region Hochrhein mit den Sendern des Südwestrundfunks garantiert.

Exklusive Aussicht

Die Aussicht vom Fernsehturm ist bei klarer Sicht atemberaubend – und exklusiv. Denn der Turm ist nur nach vorheriger Anmeldung für Besichtigungen geöffnet. Zwar sah die ursprüngliche Planung zwei Restaurants und eine Aussichtsplattform vor, der Bauherr entschied sich dann allerdings bewusst dagegen. Man kam zu dem Schluss, dass eine zusätzliche Belastung durch eine Publikumsattraktion wie Aussichtsterrasse oder Restaurant dem Sinn und Zweck einer Erholungslandschaft widerspreche.

Autos sollen möglichst ferngehalten und Menschenansammlungen vermieden werden. Für den Bau des Turms wurden 50 Millionen Franken ausgegeben. Dort wo der Betonpfeiler endet, beginnt die 100 Meter hohe Antenne. Zwischen beiden ist der Turmkorb eingerichtet, der Sende- und Empfangseinrichtungen beherbergt. Der Korb kann über zwei Lifte oder das Treppenhaus erreicht werden.

Unter dem Korb sind zwei Wassertanks montiert. Sie nehmen je 100 Kubikmeter Trinkwasser zur Versorgung von St. Chrischona auf. Würde man sie leeren, dann neigte sich der Turm leicht nach Süden, da man das permanente Wassergewicht im Reservoir beim Bau mit einkalkulierte.

Auf dem Höhenzug bei Bettingen wurde bereits 1954 für Basel das „Fernsehzeitalter“ eingeläutet. Der damals aus einfachen Gerüststangen gefertigte Sendemast war 30 Meter hoch. Wachsendes Bedürfnis an Kommunikation und neue Technologien erforderten wenig später eine größere und leistungsfähigere Sendestation.

1963 wurde ein neuer, 136 Meter hoher Antennenträger errichtet, der 1984 durch den heutigen Sendeturm ersetzt wurde. Der weithin sichtbare Turm mit markanter Dreibeinkonstruktion und einem Schaft mit polygonalem Grundriss wurde von 1980 bis 1983 gebaut und gilt seither als höchstes freistehendes Bauwerk der Schweiz.

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