Basel. Als Werbung noch für die Ewigkeit konzipiert wurde, schmückten Reklameschilder aus Blech und Email Fassaden und Wände. Heute sind die Werbeträger wertvolle Kunst- und Sammlerstücke. Das Spielzeug Welten Museum in Basel zeigt ab Samstag über 150 Reklameschilder aus der Zeit von 1890 bis 1970. Bis zu ihrem funktionellen Niedergang in den 1950er Jahren waren die bunten Emailschilder ab etwa 1890 farbige Merkmale in den düsteren Industriestädten, wie es in einer Mitteilung heißt. Allein in Deutschland gab es über 300 Emaillierwerke, welche die mit geschmolzenem Glaspulver überzogenen Blechschilder herstellten. Gegenüber anderen Werbemitteln punkteten die Emailschilder vor allem mit ihrer hohen Witterungsbeständigkeit und trugen so auch dazu bei, bei den Konsumenten ein Markenbewusstsein zu entwickeln. Unternehmen wie Coca-Cola, Nestlé oder Maggi strebten dies ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an. Die Gestaltung der Reklameschilder übertrugen Werbeagenturen meist namhaften Malern und Grafikern. Der Basler Niklaus Stoecklin entwarf 1926 etwa ein Schild für die Gaba/Wybert-Pastillen. Grafiker Herbert Leupin schuf in den 1940er Jahren das Pepita-Schild mit dem Papagei. Eine Ikone der Reklamewerbung ist gemäß Mitteilung auch die Weiße Dame von Persil, die ebenfalls in der Sonderausstellung des Spielzeug Welten Museums zu sehen ist. Das Schild wurde vom deutschen Künstler Kurt Heiligenstaedt gestaltet. Ein Schweizer Klassiker ist zudem die Werbung für Union-Briketts. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts nahmen die Werbeschilder so stark zu, dass oft von einer „Blechpest“ gesprochen wurde, wie es weiter heißt. Versuche von Behörden und Interessengruppen, durch Verbote Einschränkungen zu erreichen, stießen auf den Widerstand der Verbände der reklametreibenden Unternehmen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Emailschilder nach und nach aus dem Straßenbild verdrängt. Der Konsummarkt wurde schnelllebiger und die langlebigen Werbeträger wurden durch günstigere Papierplakate abgelöst. Heute sind Emailschilder begehrte Sammelobjekte. Auktionshäuser bieten absolute Spitzenschilder wie Kunstgegenstände an. Sie erzielen bisweilen fünfstellige Ergebnisse. Die im Spielzeug Welten Museum ausgestellten über 150 Schilder stammen aus der Sammlung von Michael Müller, der in der Region wohnt. Müller begann im Alter von 23 Jahren mit dem Aufbau seiner Sammlung, die inzwischen Hunderte Schilder zählt. n 16. April bis 9. Oktober