Basel Flieger bleiben am Boden

Michael Werndorff
 Foto: zVg/EAP

Luftfahrt: Passagierverkehr kommt zum Erliegen / Mehr Frachtflüge sorgen für Normalität am EuroAirport

Basel - Die Corona-Pandemie, Lockdown und Grenzschließungen haben den Flugverkehr weltweit fast zum Erliegen gebracht. Am Basler EuroAirport (EAP) brach der Passagierverkehr im April um 99 Prozent ein, wie Zahlen des Statistischen Amts Basel-Stadt zeigen. Derweil haben Frachtflüge Hochkonjunktur.

In normalen Zeiten zählt der EAP rund 100 Starts von Passagierflugzeugen. Mittlerweile sind es nur noch ein bis zwei Flüge, die am Rheinknie abheben. EasyJet, der größte Anbieter privater Flugreisen ab Basel, stellte Ende März seinen Flugbetrieb ein. Die ungarische Fluggesellschaft Wizz-Air hat in den vergangenen Wochen indes an Linienflügen von und nach Basel festgehalten, allerdings mit stark reduziertem Angebot. Gebucht werden konnte nur die Strecke Basel/Budapest.

Der lokale Passagierverkehr ist nach einem zunächst allmählichen, ab Mitte März dann drastischen Rückgang praktisch zum Erliegen gekommen, geht aus dem Zahlenwerk hervor. In der ersten Märzhälfte sind noch elfmal mehr Menschen von und nach Basel geflogen als nach der Monatsmitte.

Ab etwa Mitte Februar ist ein spürbarer Nachfragerückgang bei den Geschäftsreisen zu verzeichnen, während sich Wochenendflüge bis Ende Februar noch ungebrochener Beliebtheit erfreuten. Der Monat April offenbart dann das ganze Ausmaß des Lockdowns: So zählte das Statistische Amt noch 1085 Flugreisende. Das sind im Vorjahresvergleich nur noch 0,13 Prozent.

Frachtbereich im Aufwind

Derweil sorgen die Frachtflüge am sonst so geschäftigen EAP für ein Stück Normalität während dieser außerordentlichen Lage. Denn der internationale Verkehr von Waren bleibt auch zu Corona-Zeiten weiter bestehen. Dies aus gutem Grund, wie der EAP mitteilt: Die Frachtflüge transportieren häufig lebenswichtige Güter. So werden Schutzmasken und Schutzbekleidung für das Sanitätspersonal in der Region angeliefert und im Ausland benötigte Waren wie Pharmaprodukte von Basel ausgeliefert. Der Flughafen registrierte gar eine Zunahme von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dass sich das Transportvolumen am EAP von zehn auf rund 15 Frachtflüge pro Tag vergrößert hat, liegt unter anderem an dessen Hilfestellung gegenüber anderen Frachtflughäfen. Wenn diese aufgrund der Krisensituation nicht mehr über die für den Luftverkehr erforderlichen Kapazitäten verfügen, springt der EAP ein.

Langfristige Folgen

Der Weg zurück zur Normalität gestaltet sich schwierig. Die Corona-Krise hat immense Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche, und ihre Folgen werden möglicherweise lange spürbar sein. „Wir werden vermutlich noch lange nicht die Passagierzahlen von Ende 2019 erreichen“, ist sich EAP-Direktor Matthias Suhr bewusst: „Aber wir setzen alles daran, weiterhin ein solider, verantwortungsvoller und attraktiver Partner für unsere Kunden zu sein.“

Keine schnelle Rückkehr

Laut Bundesbern soll nach ersten Erleichterungen ab 15. Juni an den Grenzen zu Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz wieder weitgehend Normalität einkehren. Damit können Autos und der Warenverkehr zwischen den Ländern wieder einfacher verkehren. Für die Fluggesellschaften sind die Grenzöffnungen ebenfalls entscheidend für die Wiederaufnahme ihres Betriebs.

Mit einer schnellen Rückkehr zur Normalität und einem vollen Angebot ist laut EAP-Pressesprecher Stefan Wyer nicht zu rechnen, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte.

Zum einen halte sich die Reisefreudigkeit der Menschen derzeit noch in Grenzen, zum anderen lohne es sich für die Fluglinien nicht, mit Maschinen abzuheben, die nur zu einem Drittel oder Viertel gefüllt seien. So hat Platzhirsch Easyjet auch noch kein Datum für die Wiederaufnahme des Flugverkehrs am EAP bekannt gegeben. Das Unternehmen, das in den vergangenen Jahren den Standort Basel stark ausgebaut hat, stehe im engen Austausch mit Flugbehörden, um die Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen erfüllen zu können. Dazu gehöre auch das Training der Besatzung.

EuroAirport ist bereit

Vorbereitungen hat auch der EAP getroffen. Zusammen mit den Partnern für den Flughafenbetrieb werden derzeit die Organisation der Passagierflüsse und die konkreten Verhaltensmaßnahmen für das Wiederhochfahren des Betriebs vorbereitet. Durch eine Abstimmung der Verfahren soll die Ansteckungsgefahr am Flughafen möglichst ausgeschlossen werden, teilt der EAP mit.

Dieser Tage wurde einer von drei Bereichen für die Sicherheitskontrollen der Passagiere im Terminal geöffnet. Die weiteren sollen entsprechend der Entwicklung des Verkehrsaufkommens in Betrieb genommen werden. Check-in-Schalter, Gates, Lounges und Verkaufspunkte werden in Absprache mit den verschiedenen Partnern geöffnet.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading