Basel Flut an grünen Zettel eindämmen

Die Oberbadische
Ab kommendem Jahr soll erst bei einem Einkauf über der Summe von 50 Euro die Rückerstattung der Mehrwertsteuer für Schweizer möglich sein. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Umfrage: Bagatellgrenze findet beidseits der Grenze Zustimmung / Einkaufstourismus wird weitergehen

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch in Berlin der Einführung einer Bagatellgrenze in Höhe von 50 Euro bei der Mehrwertsteuerrückerstattung für Schweizer Einkaufstouristen zugestimmt. Denis Bozbag befragte Einwohner beidseits der Grenze, ob sie diese Maßnahme für sinnvoll erachten und ob sich damit die Flut der grünen Zettel eindämmen lassen wird.

Regio. Für Tamara Ciprioni aus Basel erscheint die Wertgrenze als nicht sehr hoch: „Da liegt man beim Einkauf schnell drüber. Ich kann die Entscheidung von Deutschland verstehen, weil damit der administrative Aufwand eingeschränkt werden soll. Der Grund, warum ich in Deutschland einkaufe, sind aber die niedrigeren Preise und nicht die Rückerstattung der Mehrwertsteuer.“

Die Baslerin Cecilia Ladic sagt zu diesem Thema: „Ich arbeite im Einzelhandel und sehe dort die Auswirkungen des Einkaufstourismus. Deshalb wäre mir ein höherer Betrag lieber gewesen. 50 Euro werden kaum jemanden davon abhalten, sein Geld in Deutschland auszugeben. Aber es ist immerhin ein guter Anfang.“

Wolfgang Klauke aus Basel findet ebenfalls, dass mit 50 Euro ein guter Ansatz vorliegt. Er persönlich würde sich für einen niedrigen Geldbetrag nie in die lange Schlange vor dem Zollhaus einreihen.

Für Hannah Hardtmann aus Biel ist die Bagatellgrenze kein Hindernis, in Deutschland einzukaufen. „Ich gehe vor allem wegen der besseren Auswahl von Drogerieprodukten über die Grenze. Dann kaufe ich gleich etwas mehr auf Vorrat ein, weil ich weiter weg wohne, und die Anfahrt auch Aufwand für mich bedeutet.“

Rico Weiss aus Riehen hält den Betrag von 50 Euro für maßvoll, denkt aber darüber nach, seine Einkäufe in Zukunft an einem Ort zu bündeln: „Wenn ich in unterschiedlichen Läden verschiedene Produkte – Lebensmittel und Hygiene-Artikel getrennt – einkaufe, kann es durchaus vorkommen, dass ich nicht überall die 50 Euro erreiche. Daher kann ich mir vorstellen, zukünftig nur noch in Einkaufszentren mit Vollsortiment shoppen zu gehen.“

Erika Uelimann aus Basel findet den Grenzwert sinnvoll, weil dadurch administrative Kosten beim Zoll eingespart werden können. Ob dies den Einkaufstourismus beeinflusse, weiß sie jedoch nicht.

Volker Schmied aus Basel meint: „Solange die Preise in der Schweiz hoch bleiben, werde ich weiterhin in Deutschland einkaufen. Es kann durchaus sein, dass ich weniger oft über die Grenze gehe und jedesmal mehr einkaufe, damit ich immer über der Wertgrenze liege.“

Die Baslerin Petra Fund führt neben dem hohen Preisniveau in der Schweiz einen weiteren Grund auf, warum ihr Mann auch in Zukunft mit dem Fahrrad zum Einkaufen nach Deutschland kommen wird: „Er fühlt sich mit Deutschland sehr verbunden.“

Bagatellgrenze wird Staus an der Grenze reduzieren

Auf deutscher Seite zeigt man Verständnis für die Entscheidung, die Flut an grünen Zetteln durch die Bagetellgrenze eindämmen zu wollen: „Dann wird es an der Grenze weniger Stau geben, und ich komme schneller über den Zoll“, freut sich Larissa Krämer aus Lörrach.

Dem stimmt Benjamin Kranz aus Schopfheim zu: „Ich weiß zwar nicht, wie viele Schweizer sich am Zoll wegen niedriger Beträge die Zettel abstempeln lassen, aber ich hoffe, dass der Verkehr an den Grenzübergängen abnimmt. Samstags ist es besonders schlimm. Dann parken vorm Zollamt in Lörrach viele einfach mitten auf der Straße.“

Herbert Lohfink aus Weil am Rhein kann sich nicht vorstellen, dass die beschlossene Bagatellgrenze etwas bewirkt: „Für unter 50 Euro holt sich schon jetzt kein Schweizer die Mehrwertsteuer zurück. Deshalb hätte man den Betrag höher setzen sollen.“

Julia Meyer aus Lörrach empfindet die Bagatellgrenze als sehr gute Maßnahme, da „das lange Anstehen an der Kasse sehr nervig ist“. Ob im kommenden Jahr weniger Einkaufstouristen aus der Schweiz nach Lörrach kommen, wisse sie aber nicht: „Vielleicht kommen sie dann seltener und kaufen mehr ein, damit sie stets über dem Grenzbetrag liegen. Ich kann mir zudem gut vorstellen, dass der Handel davon profitiert, wenn manche mehr einkaufen müssen, als sie eigentlich vorhatten.“

Kein Blumenkohl für unter fünf Franken

„Ich finde 50 Euro kann man noch akzeptieren“, meint Martha Heinrich aus Lörrach und fügt hinzu: „Ich finde es schon etwas dämlich, sich wegen zehn oder 20 Euro die Mehrwertsteuer zurückzuholen.“ Die Wirtschaft werde daran keinen großen Schaden nehmen, ist sie sich sicher. „Der Schaden für die hiesige Wirtschaft ist vielmehr, dass wir kaum noch produzierendes Gewerbe haben und nur noch Dienstleistungen anbieten. Viele ortsansässige Unternehmen sind nach Osteuropa abgezogen, weil sie dort billiger ihre Waren herstellen können.“

Ingrid Vogt aus Lörrach hat die Diskussion über die Einführung der Bagatellgrenze mitverfolgt: „Eine Wertgrenze von 175 Euro habe ich als zu hoch empfunden. Mit 50 Euro kann man leben. Die Schweizer kommen eher wegen der guten Preisen zu uns einkaufen. In der Schweiz ist alles dreifach so teuer, und einen Blumenkohl bekommt man nicht unter fünf Franken.“

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