Basel Frieden, Liebe und ein kleiner Hund

Toni Kostic
Beim Bummel durch die Altstadt wird das Wunschbuch von Touristen gerne genutzt. Foto: Toni Kostic

Wunschbuch: Tradition zur Weihnachtszeit im Basler Rathaus / Einträge werden für Nachwelt aufbewahrt

Es ist ja gerade die Zeit im Jahr, in der sich viele fragen: Was schenke ich? Was möchte ich geschenkt bekommen? Und was wünsche ich mir und anderen für die Zukunft? Ein Zeugnis von solchen Gedanken liegt im Innenhof des Basler Rathauses aufgeschlagen auf einem großen Holztisch – das diesjährige Wunschbuch.

Von Toni Kostic

Basel. Passanten laufen vorüber, ein junger Mann fragt auf Englisch, ob man den Turm besteigen kann, um einen Blick von oben über Basel zu erhaschen. Das Wunschbuch, das schon seit 30 Jahren in der Vorweihnachtszeit im Innenhof des Basler Rathauses ausgelegt wird, zieht dagegen nur wenig Aufmerksamkeit auf sich.

Mehr Menschen zieht es weiter zum sehr schön geschmückten Tannenbaum, sie machen Bilder von den aufwendig illustrierten, roten Sandstein-Wänden des Rathauses und posieren selbst vor Urlaubsmotiven.

Ein paar jedoch bleiben am großen Holztisch stehen und inspizieren die meist sehr kurzen Texte und drollig gezeichneten Bildchen, die auf einigen Seiten zu finden sind, andere schreiben etwas dazu.

In den meisten Einträgen wünschen die Autoren frohe Weihnachten, Gesundheit und Glück, beruflichen Erfolg und eine gute Zeit im neuen Jahr. Einige Zeilen sind auch dem Frieden gewidmet. „M“ schreibt: „Mein Wunsch ist, dass Russland die Ukraine so schnell wie möglich verlässt + gib das gestohlene Land zurück!“

Auch an die denken, denen es nicht gut geht

Zum Nachdenken regen auch folgende Zeilen an: „Dänk an D’Ukraine, d’r Iran und allne Lüt, wo’s weniger guet goht als dir, wenn de s negschte Kerzli azündisch!“

Mehr Frieden für die Welt wünschen sich auch Saja und Saad Barhom aus Palästina. Die beiden sind über die Weihnachtszeit in Basel zu Besuch und ihr Wunsch hat noch eine zweite Komponente: Im Sommer werden sie Eltern, erzählen die beiden, und wünschen sich daher, dass es ihrem Kind gut gehen wird und es gesund ist.

Andersherum verhält es sich beim Wunsch von Nunzia. „Ich wünsche mir, dass meine Mama von ihrer Krankheit befreit wird“, steht auf einer Seite des Buchs, „und viele Jahre – mindestens 100! – mit uns verbringen kann“.

Eher materieller Art sind oftmals die Wünsche von Kindern. Noemi wünscht sich einen kleinen Hund. In einem weiteren Eintrag bittet der Schrift zufolge wohl ebenfalls ein Kind den Weihnachtsmann um ein Koch-Set, und für das Brüderchen Ken um „Hot Wheels“-Spielzeugautos.

Dass sie stolz auf sich ist, so weit gereist zu sein, hat Anna Bongalon ins Wunschbuch geschrieben. Drei Jahre zuvor sei sie schon einmal in Zürich gewesen, musste dann aber aufgrund von familiären Zwischenfällen wieder in die Heimat zurück, erzählt sie, nachdem sie sich im Buch verewigt hat.

Wunsch nach Zuversicht, Mut und Gelassenheit

Nun ist Bongalon mit drei Jahren Verspätung in Basel angekommen. Die junge Frau stammt ursprünglich von den Philippinen. Ihr Beitrag zeugt von der Dankbarkeit, endlich hier zu sein.

Viele Leute sehnen sich nach Liebe. So wünscht sich ein anonymer Autor, dass ihn die „eini Person findet, wo’s eifach klick macht, alles einfach isch und sich’s guet anfühlt...“. Andere wünschen sich Akzeptanz, Gelassenheit, Mut und Selbstvertrauen, Zuversicht, Achtsamkeit und Hoffnung.

Mit den Festtagen verschwindet das Wunschbuch nicht einfach. Laut Angaben des SRF wird es im Staatsarchiv aufbewahrt, wo es der Nachwelt zur Verfügung steht. Irgendwann in der Zukunft wird also vielleicht mal jemand nachschauen, was sich die Menschen im ausgehenden Jahr 2022 zur Weihnachtszeit gewünscht haben.

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