Basel Gaumenfreuden und Artistik

Die Oberbadische
Die Artisten überzeugten mit ihrer Körperbeherrschung und ihrem Können. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Gourmet-Theater: Palazzo Colombino beginnt seine neue Spielzeit / Premiere sorgt für Begeisterung

Trocken, ja geradezu staubtrocken kommt er daher, dieser Conférencier und Zauberer in einer Person: André Hieronymus. Der Berliner, der in diesem Jahr den mittlerweile 17. und erneut grandiosen Palazzo Colombino-Abend moderieren darf, ist ein spezieller Typ.

Von Gerd Lustig

Basel. Schon von den ersten Sätzen an wird klar: Dieser selbst ernannte „Kapitän der guten Laune mit preußischem Entertainment“ ist anders. Die „Berliner Schnauze“, die scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann, gibt sich als „coole Socke“ und gleichzeitig auch als schlecht gelaunter, motzender Miesling und Polterer mit frechen Sprüchen. Kurz: Hieronymus’ Magie ist kurz, aber schmerzhaft. Doch mit jeder Minute und seinen launig-stoischen Ansagen und scheinbaren Unfreundlichkeiten bringt er das Publikum im elegant-festlichen Spiegelzelt mehr und mehr hinter sich. Mit eisernem Charme, lustlos rauem Ton und penetrant schlechter Laune, dazu schrägen Zaubertricks mit Münzen, Karten, Tüchern und einer Tigerente, schafft er es, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen. Während er knappe vier Stunden lang für den „Roten Faden“ der Show sorgt, bleibt er mit seinem monotonen Grummeln und seiner unbeugsamen Grantigkeit stets auf dem Boden.

Das Abheben hat er anderen überlassen, jenen, die ihr jeweiliges Fach verstehen. Ein ums andere Mal heben exzellente und grandiose Artisten fulminant im Zelt ab – und sorgen so während der Menü-Gänge und abseits von Teller, Messer und Gabeln für Nervenkitzel, Glamour und atemberaubende Kunststücke. Das Duo Kiss (Ukraine) zeigt eine Hand-auf-Hand-Darbietung, Alena Ershova (Russland) glänzt mit Luftakrobatik und Hula-Hoops, Anna de Carvalho (Finnland) wartet mit Pole-Tanz auf, die Saly Brothers (Italien) bieten eine mitreißende Bola-Show. Geradezu eine Jonglage-Gala legt das Duo „Strahlemann & Söhne“ aus Berlin auf die Bretter. Es ist einfach nur grandios, wie die beiden sich bis auf die halblange Unterhose ausziehen und dabei fortwährend die Kegel weiterjonglieren.

Den Vogel abgeschossen hatte Derek Scott, der bereits im vergangenen Jahr kurzfristig für einen erkrankten Künstler eingesprungen war. Hinreißend komisch, scheinbar hilflos, aber pfiffig spielt er mit einer kleinen Tröte, dafür mit umso größerem Gestenvokabular, eine Hälfte des Publikums gegen die andere aus – köstlich.

Das i-Tüpfelchen – neben den Gesangseinlagen von Marisa Jüni (Schweiz) und Juan Ricondo (Spanien) sowie den Tänzen des Palazzo-Showballetts (Leitung: Julia Eseeva) – war das exzellente Vier-Gänge-Menü, wiederum kreiert von Gault Millot-Spitzenkoch Peter Moser. Eine fruchtige Rauchstör-Mousse mit schottischem Lachs-Ceviche sowie einer Butternut-Kürbissuppe, Kalbsrücken-Medaillons in Mandelkruste und eine Linsentrilogie und als Dessert Joghurt-Limonen-Geeistes nebst Banane mit Cassonade, Criollo-Schokolade und Mango-Kompott setzten dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. Und so ist es kein Wunder, dass Comedian Derek Scott im Stil von Louis Armstrong singt: „What a wonderful show.“ (Weitere Bilder finden Sie im Internet unter www.verlagshaus-jaumann.de.)

Der Palazzo Colombino gastiert noch bis zum 7. Januar 2018 auf der Basler Rosentalanlage Spielzeiten sind Dienstag bis Samstag 19.30 Uhr; Sonn- und Feiertage 18 Uhr; Silvester um 19.30 Uhr; montags ist spielfrei.

Tickets und Infos unter: www.palazzocolombino.ch sowie an allen Vorverkaufsstellen von Ticketcorner.

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