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Basel Messegruppe sucht Geldgeber

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 Foto: Die Oberbadische

Wirtschaft: Umsatz des Messebetreibers MCH bricht um mehr als die Hälfte ein / Bis zu 270 Millionen Franken Verlust für dieses Jahr befürchtet/ Veranstalter der Art Basel sucht nach Rettungsplan

Basel - Der Umsatz der Basler Messegruppe MCH ist wegen Corona in der ersten Jahreshälfte wenig überraschend deutlich eingebrochen. Das Messegeschäft steht seit Ausbruch der Pandemie still und noch ist nicht klar, ob James Murdoch wie geplant bei der finanziell angeschlagenen Gruppe einsteigt.

In den Monaten Januar bis Juni schrumpfte der Umsatz der MCH Gruppe um 55 Prozent auf 121,6 Millionen Franken, wie es gestern in einer Mitteilung heißt. Das war absehbar, schließlich mussten wegen Corona Messen wie die Baselworld für Uhren und Schmuck oder die Art Basel für Kunst abgesagt werden. Die Messehallen in Basel und Zürich standen leer.

Der Umsatzschwund schlug trotz Einsparungen auf die Ergebnisse der Gesellschaft durch. Das operative Ergebnis rutschte mit minus 21,7 Millionen Franken in den roten Bereich, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 7,7 Millionen eingefahren worden war. Das Halbjahresergebnis fiel unter dem Strich mit minus 24,4 Millionen ebenfalls tiefrot aus.

Bereits Ende Juli hatte MCH davor gewarnt, dass sich der Umsatz im Gesamtjahr stark zurückbilden dürfte und mit einem hohen Verlust zu rechnen sei. An diesen Aussichten hält man fest: Die Basler rechnen für das laufende Jahr nach wie vor mit einem Umsatzeinbruch von 230 bis 270 Millionen Franken und einem Jahresverlust im höheren zweistelligen Millionenbereich.

Art Basel in Miami wurde abgesagt

Zwar darf MCH in der Schweiz nun wieder kleinere Veranstaltungen durchführen, doch musste etwa die Art Basel in Miami im Dezember abgesagt werden. Erst ab dem zweiten Quartal im nächsten Jahr sei mit einer deutlichen Entspannung zu rechnen, wenn es wieder große Publikumsveranstaltungen geben werde, heißt es weiter.Vor diesem Hintergrund bleibt die finanzielle Lage der MCH-Gruppe angespannt. Ende Juni lagen noch flüssige Mittel in Höhe von 98 Millionen Franken in der Kasse nach 138 Millionen am Ende des vergangenen Jahres. Um das Überleben zu sichern, hat MCH ein Sanierungspaket geschnürt.

Investoren werden dringend gebraucht

Die Gruppe sucht Geldgeber und ist eigentlich fündig geworden: James Murdoch, Sohn von Medienmogul Rupert Murdoch, will sich mit seiner Gesellschaft Lupa Systems über die von den Aktionären abgesegnete Kapitalerhöhung am Unternehmen mit maximal einem Drittel beteiligen und rund 75 Millionen Franken investieren.

Mit seinem Netzwerk und Wissen im Mediengeschäft sowie im Technologiesektor will Murdoch viel zur Weiterentwicklung der Gruppe beitragen. Im Fokus steht dabei die Art Basel. Die öffentlich-rechtlichen Hauptaktionäre rund um den Kanton Basel-Stadt sind von dieser Lösung überzeugt. Auch sie schießen Geld ein.

Bei anderen Aktionären stößt das Vorgehen auf Widerstand. Vor allem der langjährige Investor Erhard Lee kritisiert die durch die Kapitalerhöhung drohende Verwässerung seiner Anteile. Lee hat sich bei der Übernahmekommission (UEK) gegen die Pläne gewehrt und zumindest teilweise Recht erhalten.

Verwaltungsrat sucht intensiv nach Lösung

Die UEK verlangt, dass Murdoch bei einem Überschreiten der Schwelle von einem Drittel allen Aktionären ein Angebot vorlegen muss. Gegen diesen Beschluss hat MCH vor rund einem Monat bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) eine Beschwerde eingereicht, die den Fall nun prüft.

Der Verwaltungsrat arbeitet intensiv mit allen Anspruchsgruppen an Lösungen, um rasch die notwendigen Kapitalmaßnahmen durchführen zu können, schreibt MCH zu der verworrenen Lage.

MCH-Aktie legte gestern wieder zu

An der Börse legen die Aktien der MCH-Group gestern gegen 11.15 Uhr bei relativ dünnen Volumen um 4,5 Prozent auf 14 Franken zu. Die Titel hatten jedoch seit Jahresbeginn und bereits in der Zeit davor massiv an Wert verloren. Anfang dieses Jahres kosteten sie in etwa das Doppelte von heute und vor gut drei Jahren war der Kurs mit mehr als 80 Franken auf ein Rekordhoch geklettert.

Gleichzeitig sei mit Blick auf die Pandemie unklar, wann der Messebetrieb wieder aufgenommen werden könne und sich eine Normalisierung einstelle. Insgesamt dürften aber digitale Formate in der Messelandschaft weiter an Bedeutung gewinnen und physische Anlässe verdrängen. Diese Entwicklung dürfte die Pandemie gar noch beschleunigt haben.

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