Basel Geschmeidig durch Basel gleiten

Toni Kostic
Links vom SBB-Haupteingang befindet sich die Sharing Zone, wo nicht nur E-Scooter ausgeliehen werden. Foto: Martin Dolleschel

Verkehr: Die Stadt hat ihre Mobilitäts-Offerten mit E-Scootern zum Ausleihen ergänzt

Basel SBB: Arbeiter der örtlichen Verkehrsbetriebe genießen ein Feierabendbier in der Sonne. Über den Centralbahnplatz hasten Fußgänger, ihre Wege werden gekreuzt von Straßenbahnen, die in alle Richtungen fahren. Busse stoppen an ihren Haltestellen, Radfahrer suchen sich ihren Weg. Und vereinzelt sind Menschen zu sehen, die sich scheinbar schwebend fortbewegen: Sie haben einen E-Scooter ausgeliehen.

Von Toni Kostic

Basel. „Erstaunlich, dass gerade kein einziger E-Scooter dasteht“, sagt Martin Dolleschel, stellvertretender Leiter der Abteilung Mobilitätsstrategie in Basel. Links vom Eingang des SBB wurde kürzlich eine „Sharing Zone“ eingerichtet, an der normalerweise einige der batteriebetriebenen Kleinstfahrzeuge zur Ausleihe bereit stehen. Sie werden per App nach dem Free-Floating-Modell gebucht: Das heißt, Interessenten leihen den E-Scooter irgendwo aus, fahren damit und beenden die Fahrt an einem anderen Ort im Geschäftsgebiet. Und da steht er dann, bis er wieder ausgeliehen wird. Bleibt ein Scooter zu lange unbenutzt, wird er von einem Mitarbeiter des Sharing-Unternehmens eingesammelt.

Ziel des Sharings – des Teilens – sei auch die Stärkung des öffentlichen Verkehrs in Basel, indem die „Reisekette“ attraktiver wird. Neben Fahrten in der Freizeit werden die E-Scooter vor allem für die sogenannte „Erste“ beziehungsweise „Letzte Meile“ benutzt. Das sind die Wege vom Wohnort zur nächstgelegenen Haltestelle öffentlicher Verkehrsmittel beziehungsweise von der ÖV-Haltestelle zum Arbeitsplatz oder Freizeitangebot, erklärt Dolleschel.

Seit das Mobilitätsunternehmen „Tier“ im Kanton Basel-Stadt im Februar 2019 aktiv geworden ist, seien mit den E-Rollern des Anbieters 250 000 Fahrten gemacht worden, teilt Patrick Wiget, TIER-Betriebsleiter für den Raum Basel-Stadt, mit.

Jede Stadt habe ihre eigenen Regelungen zum Umgang mit Sharing-Verkehrsmitteln. In Basel dürfe jedes Unternehmen maximal 200 E-Scooter anbieten, sagte Dolleschel. Aktuell sei Basel sehr liberal, zeige sich als Stadt neuen Mobilitätsformen gegenüber offen. Die Einführung von neuen Verkehrsmitteln berge aber natürlich auch ein gewisses Stück Verantwortung, damit es im Straßenverkehr funktioniert, so dass möglichst wenig Probleme entstehen.

Biete man eine vielfältige Mobilitätspalette an, sagt der Projektleiter des Amts für Mobilität Basel-Stadt, wäre es eher möglich, aufs eigene Auto zu verzichten und auf ein umweltfreundliches Fahrzeug umzusteigen. „Die Nachfrage ist da, und die Fahrzeuge werden genutzt“, bestätigt Dolleschel. Man müsse die Situation aber in Relation setzen. Dass die „E-Trottis“, wie sie von den Schweizern genannt werden, die Verkehrswende auslösen, wäre wohl zu viel erwartet, aber sie als Ergänzung zu sehen, sei durchaus berechtigt.

Gerade befinde sich die Mobilitätsstrategie der Stadt Basel in der Überarbeitung, teilt Dolleschel mit. Von Verbänden und Bürgern wurden Stellungnahmen, Meinungen und Inputs eingeholt, so dass es nun an die Auswertung gehe. Die dann ausgearbeitete Strategie soll noch in der zweiten Jahreshälfte vom Regierungsrat beschlossen werden. Grundsätzlich werde es darum gehen, umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern und den privaten Pkw-Verkehr nicht anwachsen zu lassen, was bei einer steigenden Zahl an Einwohnern und Arbeitsplätzen eine große Herausforderung darstellt, sagt Dolleschel. Klima- und ressourcenschonend, emissionsarm und flächeneffizient sollen die Verkehrsmittel sein.

Von den Anbieterunternehmen höre man, dass es in Basel relativ wenig Vandalismus an den öffentlichen Fahrzeugen gibt, erzählt Dolleschel – wie in der Schweiz allgemein im Vergleich zu anderen Ländern Europas. Um zu verhindern, dass ein Trotti im Rhein landet, haben die Anbieter Abstellverbotszonen in der Nähe zu Gewässern eingerichtet, so dass die App hier das Abstellen verweigert. Ohnehin sind es laut Dolleschel selten die Fahrer, die die Trottis in einen Fluss werfen, sondern andere, die sich von ihnen gestört fühlen. Das bestätigt Patrick Wiget. Am Ufer des Rheins habe das Verleih-Unternehmen TIER daher eine „No-Go-Area“ eingerichtet, einen Raum, in den man mit dem Trotti nicht hineinfahren soll. Der Betriebsleiter erklärt, das Trotti lasse sich in solchen Zonen nicht parken, die kostenpflichtige Zeit laufe für fünf bis zehn Minuten schlicht weiter. Und es komme eine Gebühr von 21 Schweizer Franken auf die Benutzer zu. Der E-Scooter sende einem Mitarbeiter dann eine automatische Nachricht, damit dieser ihn einsammelt und an einem ausgewiesenen, definierten Ort wieder zur Ausleihe abstellt.

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