Basel Gnadenfrist für Hörnli-Rehe

Michael Werndorff
 Foto: Michael Werndorff

Tierschutz: Studie soll Alternativen zum Abschuss aufzeigen

Basel -  Der Rehbestand auf dem Friedhof Hörnli wurde zuletzt zu einem kostspieligen Problem. Der geplante Abschuss der überzähligen Tiere allerdings auch. Die gezielte Reduktion des Wildbestandes rief nämlich den Tierschutz und erboste Bürger auf den Plan mit dem Ergebnis, dass die Abschusspläne ruhen und eine Studie in Auftrag gegeben wurde. Diese soll Alternativen zum Abschuss aufzeigen.

Zartes und saftiges Grün, wohlschmeckende Blüten und Grabesruhe: Für Rehe ist der Hörnli-Friedhof ein Schlaraffenland. Der Basler Friedhof Hörnli ist mit 54 Hektar und rund 60 000 Gräbern der größte der Schweiz. Er liegt am Stadtrand, grenzt an den Wald und ist nicht nur Ruheort vieler bekannter Persönlichkeiten. Das parkähnliche Areal bietet Lebensraum für die einheimische Flora und Fauna, darunter auch Rehe.

Zwölf Jungtiere

„Zuletzt haben wir zwölf Jungtiere gezählt“, berichtet Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei Basel. Rehe leben schon seit der Eröffnung der Basler Ruhestätte im Jahr 1932 auf dem Friedhof. So herzig die Rehe aussehen: Sie verursachen große Schäden. Einerseits müssen die Gräber jeweils in Stand gebracht werden, andererseits versuchen die Verantwortlichen, die Rehe fernzuhalten.

„Die Schäden lassen sich nur ungenau abschätzen, denn die Schäden in den Waldbereichen, an Hecken und Gehölzen können nicht beziffert werden“, erklärt Trueb. Zur Zeit wende die Friedhofsverwaltung jährlich mehr als 100 000 Franken auf, um Rehwildschäden instand zusetzen.

Zudem litten die Tiere selber unter Dichtestress, sagte die Riehener Gemeinderätin und Tierärztin Christine Kaufmann vergangenes Jahr gegenüber dem SRF. Weil Vertreibungsaktionen wirkungslos geblieben seien, beantragte die Stadtgärtnerei den Abschuss, um den Bestand zu verkleinern. Dies bewilligte das Basler Justiz- und Sicherheitsdepartement im Mai 2020.

Als die Abschusspläne bekannt wurden, kochten die Emotionen weit über den Stadtkanton hinaus hoch. Tierschützer meldeten sich empört zu Wort, eine Petition wurde gestartet, und auch die Fondation Franz Weber und Helvetia Nostra schalteten sich ein, um die Rehe zu retten. An Christi Himmelfahrt 2020 vermeldete die Stiftung dann einen Erfolg mit der Anmeldung einer Beschwerde. Diese richtete sich gegen die von der Polizei erteilte Bewilligung zur Verringerung des Rehbestands.

Rehe auf Abstand halten

Laut Tierschützer hätten bestimmte Maßnahmen ergriffen werden müssen, bevor die Entscheidung zum Abschuss der Tiere getroffen wurde. Insbesondere hätten die Behörden eine Studie erstellen müssen, um bessere Informationen über die Rehgruppen auf dem Friedhof zu erhalten, argumentierte die Fondation Franz Weber.

„Die Studie ist noch nicht abgeschlossen“, berichtet jetzt Trueb. Ergebnisse lägen noch nicht vor. Derzeit würden Beobachtungen über das Wanderverhalten der Tiere ins angrenzende Waldgebiet gemacht. Zu diesem Zweck wurden an bestimmten Stellen Öffnungen in der Umzäunung eingerichtet, welche von den Tieren angenommen würden.

Derweil setzt die Stadtgärtnerei auf den Einsatz von Vergrämungsmitteln und Zäune, um die Rehe auf Abstand zu halten.

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