Basel Grenzenlos mobil sein

Michael Werndorff
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Nahverkehr: RVL, TNW und Distribus setzen Tarifkooperation fort

Mehr Nutzer, weitere Angebote und die Förderung der Zusammenarbeit: Die Verkehrsverbünde RVL, TNW und Distribus setzen ihre grenzüberschreitende Tarifkooperation fort, wie am Samstag im Rahmen der Sitzung des Districtsrats des Trinationalen Eurodistricts Basel deutlich wurde.

Von Michael Werndorff

Basel. „Das Prinzip muss Einfachheit sein“, beschrieb Adrian Brodbeck, Geschäftsführer des Tarifverbunds Nordwestschweiz (TNW), das grenzüberschreitende Angebot im öffentlichen Personennahverkehr. Gemeinsam mit Frank Bärnighausen, Geschäftsführer des Regio Verkehrsverbunds Lörrach, und Hubert Vaxelaire, Verkehrsverantwortlicher beim Gemeindeverbund Saint Louis Agglomeration, zog er Bilanz. Die gegenseitige Abo-Anerkennung bedeute für den Kunden einen Mehrwert. Es sei ein sehr großzügiges Angebot der drei Verbände, stellte Brodbeck fest. Das Basler U-Abo ist auf deutscher Seite in den RVL-Zonen 1, 2 und 3 gültig, das RVL-Abo umgekehrt in den TNW-Tarifzonen 10 und 40. Das Nachsehen haben derweil die Distripass-Inhaber, die nur über einen eingeschränkten Zugang verfügen. Sollte der erfahrbare Perimeter nicht genügen: Die Regiocard Plus bildet alle drei Verbundgebiete komplett ab, so Brodbeck weiter.

Vorteile für Nutzer

Die Vorteile der gegenseitigen Anerkennung lägen auf der Hand: Der Nutzer benötige keine Anschlussfahrkarten, ebenso seien weder Tarifkenntnisse noch eine weitere Währung im Ausland erforderlich. Zudem führte der Testlauf 2020/2021 zu einer Kundenbindung für TNW und RVL.

Seit vergangenem Juni sind U-Abo, RegioCardPlus, Distripass TNW und Abo Presto combiné trinational gültig, berichtete Bodbeck.

„Es gab keine negativen Kundenrückmeldungen an den Verkaufsstellen; das sehr einfache und grenzenlose Angebot wird verstanden und genutzt“, war von Bärnighausen zu erfahren. „Wir fühlen uns auf unserem Weg bestätigt.“ Laut ihm registrierte der TNW eine Stabilisierung der Jahresabo-Einnahmen im Januar 2020, der RVL verbuchte sogar Abo-Zuwächse – allerdings auf Kosten des Absatzes anderer grenzüberschreitender Tickets wie Regiocard Plus light, Anschlusstickets und Triregio-Tickets. Die Corona-Pandemie sorgte dann für einen Einbruch der Nachfrage. Die pandemiebedingten Ausfälle konnten dank finanzieller Unterstützung durch Bund und Land größtenteils kompensiert werden. Weil der RVL auch in diesem Jahr noch nicht über den Berg sei, hoffe man auf weitere Finanzhilfe, betonte Bärnighausen.

Den Blick nach vorne richtend, stehe die Rückgewinnung von Fahrgästen auf der Agenda sowie der Ausbau digitaler Ticketlösungen. Der Triregio-Tarif ist in der TNW-Ticket-App sowie im RVL-Handyticket Deutschland App vorhanden, in Nova (Schweiz) umgesetzt, in der App Fairtiq, die den Ticketverkauf am Automaten unnötig macht, derweil geplant, erklärte Bärnighausen. Noch müsse man sich beim Grenzübertritt neu einloggen, denn das System erkenne die Tarife nur einzeln und nicht im Verbund, wie weiter zu erfahren war. „Wir arbeiten an einer Lösung“, kündigte Bärnighausen an, der als ein weiteres Ziel die Konkretisierung der Regiobus-Linie von Lörrach zum EuroAirport nannte.

In Frankreich herrscht derweil noch ein bescheidenes grenzüberschreitendes Angebot vor: „Wir haben nicht dieselbe Dichte wie in Basel“, verwies Vaxelaire im Rahmen der Online-Sitzung auf die Distribus-Linien 603, 604 und 608 sowie die Tram 3. Dass man nur ab Saint Louis, Kembs oder Sierentz ins Zentrum von Basel fahren könne, sei nicht optimal.

Keine Einigung mit SNCF

Bisher habe man es noch nicht geschafft, mit der französischen Bahn SNCF eine Einigung zu erzielen, um das vorhandene Angebot zu erweitern. „Wir stecken noch in den Kinderschuhen, wollen Reisenden aber mehr bieten“, kommentierte Vaxelaire den Stand der Dinge. Für ein besseres Angebot brauche man die SNCF. Laut Bärnighausen leiste das Triregio-Tagesticket, das auch in den Zügen der SNCF bis Mulhouse gültig sei, Abhilfe. Besagzes Tagesticket sei auch für Touristen sehr attraktiv, so Brodbeck.

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