Basel Große Träume auf kleiner Bühne

Die Oberbadische

Schauspiel: Das Junge Theater Basel macht seit 40 Jahren Theater von und für Jugendliche

Martina Proprenter

Vieles hat sich in den vier Jahrzehnten seit der Gründung geändert, doch der Grundanspruch des Jungen Theaters Basel ist gleich geblieben: das beste Theater für Jugendliche zu machen. Gemeinsam mit Profis erarbeiten 14- bis 24-Jährige sich Themen, die sie wirklich interessieren und präsentieren diese dann Gleichaltrigen. Zur offenen Bühne und den Theaterkursen sind alle willkommen, auch aus Deutschland.

Mundart statt Weltliteratur

Statt klassischen Texten der Weltliteratur wird im Kulturzentrum Kaserne, wo das Junge Theater seinen Sitz hat, lebensnah gespielt, in Mundart. „Wir versuchen die Jugendlichen dazu zu bringen, sich selbst zu repräsentieren“, erklärt Leiter Uwe Heinrich. Mit von Jugendlichen für Jugendliche produzierten Stücken, in deren eigener Sprache, werde so auch ein Beitrag zur Dialektpflege geleistet. „Das Theater wird als authentisch reflektiert“, erzählt Heinrich, was es aber gar nicht sein kann. Denn bis zur fertigen Produktion haben die Laien gemeinsam mit Profis acht Wochen lang geprobt, acht Stunden pro Tag an der Darstellung gefeilt und auch jeden einzelnen Satz analysiert. Trotz zahlreicher auf den ersten Blick extrem unterschiedlicher Produktionen, ist ein Thema immer wieder präsent: die Suche nach der eigenen Identität. „Diese Frage kann man immer wieder stellen und mit immer neuen Facetten beleuchten“, sagt Heinrich.

Neben dieser intensiven Arbei an Produktionen, gibt es noch die „Familie des Jungen Theaters und deren Freunde“, wie es der Leiter ausdrückt. Einmal im Moment kommen bis zu 100 Jugendliche zur offenen Bühne und probieren sich genreunabhängig aus.

Wer Lust auf Tanz hat findet dort ebenso einen Ansprechpartner als Moderator wie Jongleure oder Musiker. Wer danach noch intensiver in die Materie eintauchen will, kann an einem Theaterkurs teilnehmen, vier Kurse mit rund 50 jungen Menschen gibt es pro Jahr. „Im Idealfall erwischen wir die jungen Menschen in einem Zwischenjahr“, sagt Heinrich, denn keiner der Darsteller soll eine Ausbildung haben, weder schauspielerisch noch beruflich.

Talente entdecken

Durch das theaterpädagogische Angebot können die Jugendlichen sich nicht nur selbst besser kennenlernen, sondern auch neue Talente entdecken und daraus Selbstbewusstsein ziehen.

„Das Schöne und Schlimme am Theater ist das Vergängliche“, resümiert Heinrich. Sobald die Stücke gezeigt wurden, auf Einladung auch bei internationalen Festivals, verschwinden diese aus der öffentlichen Wahrnehmung. Was bleibt, sind kleine, beinahe unscheinbare Boxen mit einem Produktionsflyer beklebt, die ordentlich aufgereiht im Büro des Leiters stehen. Wanderten früher noch zahlreiche Papierstapel aus der Anfangszeit der jeweiligen Produktion hinein, würde heute ein Speicherstick genügen, wie Heinrich erzählt. Denn statt wie früher Artikel für die Jugendlichen auszudrucken, schicke er ihnen heute einfach einen Link per WhatsApp.

Monica Gschwind, Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion des Kantons Basel-Landschaft, lobt im Buch zum Jubiläum die vielfältige Arbeit der Theaterschaffenden, die in vier Jahrzehnten immer offen für neue Ansätze in der Arbeit für und mit Jugendlichen gewesen seien. Ein einzelnes Erlebnis will Heinrich aus seinen 17 Jahren bei und mit dem Jungen Theater gar nicht hervorheben. Vielmehr schwärmt er von der engen Arbeit mit den jungen Menschen, mit denen er zusammenwachse, die er aber nach dem Ende der Produktion weiterziehen lässt, hinein ins Erwachsenenleben.

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