Basel Hoffnung und Klage – Licht im Dunkel

Die Oberbadische
Glanzvolles geistliches Konzert in der Martinskirche Basel Foto: Dorothea Gebauer Foto: Die Oberbadische

Konzert: Basler Gesangsverein brilliert in der Basler Martinskirche / Belebende und provozierende geistliche Musik

Von Dorothea Gebauer

Basel. Darf man ein Konzert der sogenannten E-Musik als kurzweilig bezeichnen? Eines, das musikalischen Schwergewichten wie Pärth, Mozart oder Zelenka Raum gibt? Nun, wenn es mit dieser knisternden Spannung, mit dieser Begeisterung und Schwung gestaltet ist, dann schon.

Adrian Stern hält Orchester und Sänger des Basler Gesangsverein vom ersten bis zum letzten Atemzug bei Laune, fordert es heraus und es geht diszipliniert und souverän mit. Die eineinhalb Stunden verfliegen im Nu. Wo nur ist die Zeit geblieben?

Geschmeidiger Wohlklang wechselt auf dramatische Geste, flehendes Gebet auf inbrünstige Klage. Die Programmleitung legte dabei das Requiem von Mozart ans Ende und lässt Avo Pärt mit dem „Magnifikat“ auf das „Miserere“ von Jan Dismas Zelenka (1679 – 1745) folgen.

Das von Pärt 1989 komponierte Stück avanciert unter den Händen von Stern zum fein geschliffenen Kleinod. Der Chor erarbeitet das Schlichte der Komposition so, dass es wie ein eindringliches und subversives Manifest daherkommt. Eines, in dem eine „niedrige Magd“ erhoben und die „hoffärtigen Mächtigen“ vom Thron gestoßen werden.

Die für das Stück so wichtigen Dissonanzen werden nuanciert herausgearbeitet. Sie werden nicht oberflächlich gestreift, sondern sind sehr gut herauszuhören.

In dunkle Atmosphäre sind heller Klang über leuchtende Obertöne verwoben. Diesen nähert sich der Chor einfühlsam, dabei jedoch sehr entschieden.

„Er zerstreut“, „er richtet auf“, wirken durch abweichende Tonalität dabei wie Kanten, die den Diamanten zum Funkeln bringen.

Ein Glücksfall ist der Sopran in der Besetzung von Nuria Rial, deren Beiträge sowohl bei Zelenka als auch bei Mozart mit beseelter Hingabe, glockenreiner Stimme und weichem Timbre immer wieder Aufmerksamkeit binden.

Die vier Sänger mit Christina Daletska (Mezzosopran), Jakob Pilgram (Tenor) und Jérémie Brocard (Bass) bilden eine gut gestimmte, aufeinander hörende Einheit. Das „Benedictus“ bei Mozart wird so zum Beitrag von hinreißender Innigkeit. Die vier Künstler lassen das Konzert zu einem einzig gesungenen Gebet und für den, der will zu einer tiefen spirituellen Erfahrung werden.

Das „Orchestre Musique des Lumières“ unter der Leitung von Facundo Agudin ist hellwacher, und fröhlich tänzelnder Begleiter. Das wird besonders deutlich im „Gloria Patri“ des „Misere“ von Jan Dismas Zelenka. Luzide Leichtigkeit und souveräne Spielfreude kennzeichnen ihr musikalisches Tun.

Die Martinskirche in Basel, in die man sich bis in den allerletzten freien Platz hineingequetscht hatte, ist schließlich gefüllt mit Achtung und Begeisterung.

Das kann geistliche Musik: sie belebt und provoziert. Sie inspiriert und erbaut. Für diese von Musikern, Dirigat und Sängern geleistete Arbeit dankt das Publikum lange und anhaltend.

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