Basel Im Ernstfall gibt es Jodtabletten

Die Oberbadische
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Sicherheit: Regierungspräsidium Freiburg vergrößert Evakuierungszonen um Atomkraftwerke Beznau, Fessenheim und Leibstadt

Das Regierungspräsidium Freiburg hat die Sicherheitszonen um die grenznahen Atomkraftwerke Fessenheim (unser Bild), Leibstadt und Beznau vergrößert. Statt wie bisher für einen Umkreis von zehn Kilometern gibt es jetzt Pläne für einen Radius von bis zu 100 Kilometern um die betreffenden AKW. Das betrifft auch zahlreiche Gemeinden im Landkreis Lörrach.

Von Adrian Steineck

Regio. Zwar liegen Kommunen wie Kandern, Bad Bellingen oder Grenzach-Wyhlen nicht in der sogenannten Kernzone. Diese umfasst den Radius von fünf Kilometern um ein Atomkraftwerk und bezeichnet das Gebiet, das im Falle einer atomaren Katastrophe auf jeden Fall unverzüglich evakuiert werden muss. Aber auch für diese Städte gelte es, Pläne für den Notfall zu erstellen, wie Hermann Ringhof, Leiter des Referats für Katastrophenschutz beim Regierungspräsidium Freiburg, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. So liegen sie in der äußeren Schutzzone, die jetzt von 25 auf 100 Kilometer erweitert wurde.

Umsetzung dauert wohl bis ins Jahr 2019

Konkret heißt das: Kommt es zur Katastrophe, arbeitet das Regierungspräsidium Freiburg als Obere Katastrophenschutzbehörde eng mit den Landratsämtern und den Gemeinden selbst zusammen. „Es geht dann etwa darum, die Ausgabe von Jodtabletten an die Bevölkerung zu organisieren“, beschreibt Ringhof die Vorgehensweise im Ernstfall.

Der Radius von 20 Kilometern im Umkreis eines AKW, der im Notfall evakuiert werden muss – bisher waren es zehn Kilometer – ist nicht in Stein gemeißelt. „Die Mitarbeiter der Strahlenschutzkommission haben diesen Umkreis errechnet, wobei die Zone, die evakuiert werden muss oder in der wir Schutzmaßnahmen ergreifen müssen, durchaus in eine Richtung auch weiter sein kann“, erklärt der Referatsleiter. Da würden auch das Wetter, der Wind und die Beschaffenheit der Landschaft eine Rolle spielen.

Bisher ist auch noch unklar, welche Maßnahmen das Referat für Katastrophenschutz im Ernstfall tatsächlich ergreifen wird. Die Fragen, die sich im Ernstfall stellen würden, sind komplex: Welche Straßen müssen gesperrt werden? Sind Krankenhäuser, Gefängnisse oder Schulen betroffen? Kann sich ein Teil der Bevölkerung im Notfall auch selbst in Sicherheit bringen? So sollen die jetzt geschaffenen Planungsgrundlagen laut Ringhof zwar zügig umgesetzt werden. Zugleich aber rechnet der Referatsleiter damit, dass die Feinarbeiten bis ins kommende Jahr hinein dauern werden.

BUND sieht Pläne nicht als ausreichend an

Kritik gibt es von Seiten des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund). So begrüßt Markus Wursthorn, Regionalvorsitzender beim Bund-Regionalverband Hochrhein, die Pläne grundsätzlich als Schritt in die richtige Richtung. Aber die tatsächlichen Ausmaße eines Atomunfalls seien auch nach der Erweiterung der Evakuierungszonen nicht abgedeckt. „Es kann bei einem Atomunfall eine radioaktive Wolke geben, und je nachdem, wie der Wind weht, kann diese sich sehr weit bewegen.“ Außer Acht gelassen würde auch die Gefahr durch radioaktive Isotope, die etwa durch die Nahrung oder das Trinkwasser aufgenommen werden können. Auch stelle sich die Frage, wo im Ernstfall radioaktiver Regen falle.

Die Erweiterung der Evakuierungszone auf 20 Kilometer bezeichnet Wursthorn als willkürlich. „Wenn jemand in 25 Kilometern Entfernung von einem Atomkraftwerk wohnt, wird er im Ernstfall vielleicht nicht mit Jodtabletten versorgt“, legt Wursthorn dar. Aus diesem Grund sollten Jodtabletten im Haushalt gelagert werden.

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