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Basel Im „Tram-Spital“ der BVB

Toni Kostic

Reportage: 52 Mitarbeiter kümmern sich um die Instandhaltung von Straßenbahnen

Zu Heavy-Metal-Klängen wird geschraubt, geschliffen und neu verkabelt. Ein Besuch im „Tram-Spital“/Instandhaltungszentrum der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), wo die Fahrzeuge ihre Revision erhalten und aufbereitet werden.

Von Toni Kostic

Basel. Unweit des gut erkennbaren Service-Zentrums am Wiesenplatz befindet sich das Instandhaltungszentrum der BVB, das scherzhaft so bezeichnete „Hauptspital“, etwas unauffälliger in der Klybeckstraße um die Ecke. Tramschienen führen über den Hof in den „Bau 4“ der Werkshallen. Seine Türen stehen offen und geben den Blick auf zwei sattgrüne Basler Trams frei. 28 Straßenbahnen des Typs Combino, 61 des Typs Flexity und weitere 26 des Typs Cornichon besitzen die BVB, die, wenn es nötig wird, in die großen Hallen einfahren. Hinzu kommen 116 Busse.

Die Instandhaltung betreffe vor allem die Tram, sagt Pirmin Motschi-Lapeta, Leiter des Industriezentrums. Man müsse zwischen der Wartung, die im Verlauf des Jahres regelmäßig vorgenommen wird, und den Revisionen und Arbeiten nach Kollisionen unterscheiden. Schon die schwerere Ausrüstung, die man für Revisionen brauche, unterscheide sich von jener, die für die leichteren Wartungstätigkeiten eingesetzt wird.

So wenig Standzeiten wie möglich

In der Werkstatt herrscht die Maxime: „So wenig Standzeiten wie möglich!“ Man brauche jedes Fahrzeug auf der Straße, weshalb es nicht darum gehe, jedes Fahrzeug komplett zu betrachten, sondern effektiv seine defekten Komponenten auszutauschen. „Früher habe ich das die Formel-1-Strategie genannt“, sagt der Betriebsleiter. „Mittlerweile ist das aber schon der Stand der Technik.“ Alles, was an einem Tag repariert werden kann, wird nicht in der Werkshalle in der Klybeckstraße angegangen, sondern in den Service-Zentren Wiesenplatz und Allschwil. Sollte ein größerer Eingriff aber notwendig sein und komplexer, wird die jeweilige Komponente von den 52 Mitarbeitern Motschi-Lapetas ausgetauscht.

Ein schwarzes Combino-Getriebe liegt im Erdgeschoss einer der Werkstätten in seine Einzelteile auseinandergebaut.

„Nach rund 16 Jahren im Einsatz steht jeweils die große Revision an“, sagt Motschi-Lapeta. Dafür werde das Getriebe komplett zerlegt. Insgesamt liegen hier 240 Kilogramm auf dem Boden ausgebreitet und warten auf ihre ausführliche Inspektion. Auch Fertigungsarbeiten werden vorgenommen, einige Ersatzteile und die für sie benötigten Werkzeuge teilweise selbst hergestellt.

Oldtimer wird zum Party-Wagen umgebaut

In der Richtkabine der Werkshallen steht ein Oldtimerfahrzeug. Motschi-Lapeta erklärt, dass es sich hierbei um einen künftigen Partywagen handelt, an dem gerade vor allem Schreinerarbeiten vorgenommen werden. „Man muss ja auch schauen, dass der Kühlschrank in der richtigen Größe eingebaut werden kann“, erklärt er grinsend. Insgesamt sollen 40 Personen in ihm Platz finden – mit Musik und Getränken.

Ein Radio spielt „Born to be Wild“, später werden in der Fahrwerkhalle, in der Radsätze und Achsen aufgearbeitet werden, auch harte Heavy-Metal-Klänge zu hören sein. Pro Tag schaffe man es hier, ein bis zwei Tramfahrwerke zu demontieren, sie zu inspizieren und die zu ersetzenden Teile auszutauschen, einzubauen und am Fahrzeug zu montieren.

Ein Mitarbeiter schraubt gerade die sogenannte Bandage auf die Radfelge. Der Name ist passend gewählt, denn bei ihr handelt es sich – analog zum Autoreifen – um den Straßenbahnreifen aus Stahl, der auf die Schiene trifft.

Die Legierung ist so gewählt, dass sich der weichere Stahl nach und nach abnutzt, bis das Profil nach rund 240 000 Kilometern endgültig abgefahren ist und neu bandagiert werden muss. „Der Verschleiß soll auf der Bandage stattfinden“, erklärt Motschi-Lapeta. „Lieber wechseln wir die Bandage, als die Schiene wechseln zu müssen, was mehr Aufwand mit sich bringt und den Verkehr in den betreffenden Abschnitten unterbricht.“

Ist die Felge am Rad montiert, dieses wiederum in das Fahrwerk integriert und an der Tram angebracht, geht es für das Fahrzeug – sofern es keine Elektronik- oder Karosserieschäden gibt – wieder in den Regelbetrieb. Schließlich gibt es in Basel genug Fahrgäste, die das öffentliche Verkehrsmittel beanspruchen.

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