Basel Im Zeichen der düsteren Weltlage

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Martinu-Festtage: Angesehene Künstler kommen nach Basel

Basel. Bereits seit 1995 gelingt es dem Pianisten Robert Kolinsky zusammen mit seinem Team, angesehene Künstler für die Martinu-Festtage einmal im Jahr im Herbst nach Basel zu bringen. Dabei bleibt er seiner ursprünglichen Idee treu, nationale und internationale Größen von der Musik des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu zu begeistern und sie zu motivieren, sie weltweit auf Reisen mitzunehmen, heißt es in einer Mitteilung. Das diesjährige Festival findet vom 23. Oktober bis 6. November in Basel statt.

„Künstler können sich nicht von der Politik fernhalten“, schrieb Bohuslav Martinu 1944 in einem Essay. In dieser Tradition bringen die Martinu-Festtage 2022 im Eröffnungskonzert ein hochaktuelles Werk auf die Bühne: Die achte Sinfonie von Miloslav Kabelác. Mit der Schweizer Erstaufführung setzen die Festtage damit ein bedeutendes Zeichen für die Wiederentdeckung des verkannten tschechischen Komponisten, der mit seinem Schaffen immer auch im Schatten von Bohuslav Martinu stand.

Kabelács Sinfonie ist die Antwort auf den gewaltsamen Einmarsch russischer Truppen in die Tschechoslowakei 1968, malt ein düsteres Bild von der Menschheit – und endet hoffnungsvoll. Die Uraufführung fand 1971 in Straßburg statt, nur zwei Kilometer vom Europarat entfernt. Für die Schweizer Erstaufführung stehen die Percussions de Strasbourg (die damals auch Teil der Uraufführung waren) auf der Bühne, gemeinsam mit der Zürcher Singakademie und dem ukrainischen Rundfunkchor unter der Leitung von Manuel Nawri.

„Künstler können sich nicht von der Politik fernhalten“

Den Auftakt des Eröffnungskonzerts (23.10.) in der Kulturkirche Paulus bildet Kabelács „Zwei Fantasien für Orgel op. 32“. Als Kontrapunkt zur 8. Sinfonie steht „Der Berg der drei Lichter“ von Bohuslav Martinu. Das 1955 in Bern uraufgeführte Spätwerk für Männerchor und Orgel ist eine Art Kantate über die Einsamkeit Jesu Christi kurz vor seiner Kreuzigung. Neben Martinus „Vier Lieder über Maria“ steht außerdem seine „Vigilie“ auf dem Programm: eine stille Orgelandacht, die er nur wenige Monate vor seinem Tod in Schönenberg bei Basel begonnen und nicht mehr vollendet hat.

Den bedeutenden Teil an der Orgel spielt der 25-jährige Sebastian Heindl. Den anspruchsvollen Gesang in der 8. Sinfonie übernimmt die griechische Sopranistin Aphrodite Patoulidou.

Das Eröffnungskonzert verschafft Martinus Appell Raum, dass Künstlerinnen und Künstler in erster Linie Bürger sind, welche die Flamme der Hoffnung hochhalten müssen. In diesem Licht stehen auch die vier weiteren Programmpunkte des Festivals:

Unter Mitwirkung des Ensemble le raid merveilleux und Schülern kommt am Familienkonzert (26.10.) im Museum Tinguely die musikalische Erzählung „Betuska und die Waldfee“ von Božena Nemcová mit Werken von Kabelác und Martinu auf die Bühne.

Der Jazzabend (30.10.) im Bird’s Eye Jazz Club ehrt Burt Bacharach, einen der erfolgreichsten Songschreiber des 20. Jahrhunderts und Martinus berühmtester Schüler.

Das Stadtkino Basel zeigt im Rahmen des Festivals den Film „Mein Leben mit Bohuslav Martinu“ aus dem Jahr 2021 im Beisein des Regisseurs Jakub Sommer (1.11.).

Das Schlusskonzert (6.11.) im Hans-Huber-Saal im Stadtcasino Basel steht ganz im Zeichen der Kammermusik. Es spielen Steven Isserlis (Cello) und Connie Shih (Klavier). Neben Werken von Robert Schumann, Bohuslav Martinu und Vítezlava Kaprálová, wird eine Uraufführung von Miloslav Kabelac erklingen, die 80 Jahre auf sich warten lassen musste.

Im Patronatskomitee der Martinu-Festtage folgt auf die verstorbene Madeleine Albright mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputová erneut eine namhafte Persönlichkeit.

 3. Oktober bis 6. November; www.martinu.ch

Bohuslav Martinu (geboren 1890) gehört zu den herausragenden Komponisten des 20. Jahrhunderts. Der Autodidakt studierte kurz bei Josef Suk in Prag und bei Albert Roussel in Paris, wo er von 1923 bis 1940 lebte. 1940 emigrierte er in die USA und lehrte bis 1953 Komposition an verschiedenen Musikhochschulen und Universitäten. Die Jahre danach verbrachte er abwechselnd in Frankreich, Italien und in der Schweiz. 1959 starb er in Liestal. Bohuslav Martinus vielfältiges Werk umfasst mehr als 400 Kompositionen. (Quelle: Paul Sacher)

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