Basel Kämpfen gegen das Unrecht

Christoph Schennen
Boten aggressiven Punk und Wortgewitter: Diana Burkot, Anton Ponomarev, Maria Aljochina und Olga Borisova. Foto: Christoph Schennen

Kultur: „Pussy Riot“ geben kurzes, aber intensives Konzert in Basel

Die russische Band „Pussy Riot“ hat am Dienstagabend in der Basler Kaserne ein kurzes, aber sehr intensives Konzert gegeben. Die Show bot aggressiven Punk, Performances, nackte Brüste und eine in ein Priestergewand gekleidete Frau, die auf die Bühne urinierte.

Von Christoph Schennen

Basel. Schon vom ersten Ton an wird klar, dass „Pussy Riot“ eine politische Band ist, die viel zu erzählen hat. Maria Aljochina prangert mit ihrem Sprechgesang die Missstände in ihrer Heimat an. Dazu liefern Anton Ponomarev, Olga Borisova und Diana Burkot einen wilden musikalischen Background, der von Saxofon- und Schlagzeugklängen sowie elektronischen Beats geprägt ist. Die Bandmitglieder verbergen bei einigen Stücken ihr Gesicht hinter einer Sturmhaube. Aljochina genießt in der linken Szene Kultstatus, weil es ihr im Mai trotz polizeilicher Überwachung und Hausarrest gelungen ist, als Essenslieferantin verkleidet aus Russland zu fliehen. „Mein Leben ist wie ein Kinofilm“, kommentierte sie den Coup in einem Interview.

Im Hintergrund illustrieren Bilder das Gesungene – Bilder, die immer wieder auch den Mann zeigen, gegen den die Russinnen agitieren: Präsident Wladimir Putin. Und es sind Texte zu lesen, die gespickt sind mit Parolen wie „Ein bisschen Aufgeben bedeutet viel zu verzichten“, „Russland wird frei sein“ und „Wir müssen Russland verändern“. „Revolution ist ein Kampf zwischen der Vergangenheit und der Zukunft“, heißt es an einer Stelle. Es ist ein heftiges Wortgewitter, mit dem das junge Publikum, das schnell Gefallen am Rowdytum der Frauen findet, konfrontiert ist.

Kampf gegen Repressionen

Die jungen Musikerinnen verarbeiten in den Konzerten ihrer europaweiten „Anti-War“-Tour ihren Kampf gegen die Repressionen eines autoritären Regimes. Die musikalischen Darbietungen basieren auf dem Buch „Riot Days“, das Maria Aljochina geschrieben und Olga Borisova editiert hat. In der Show erinnern die „Randale-Mädchen“ zunächst an ihr „Punk-Gebet“ in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau vor zehn Jahren, welche die erste, große aufsehenerregende Aktion der Band war. Drei der Aktivistinnen wurden für die Aktion zu jeweils zwei Jahren Freiheitsentzug verurteilt, Nadeschda Tolokonnikowa kam in ein Arbeitslager.

In den weiteren Liedern werden unter anderem die Untersuchungshaft, die Gerichtsverhandlung, der Gefangenentransport und die Zeit im Straflager thematisiert. Ein Lied widmet die Band den inhaftierten Regimekritikern Russlands.

Öl- und Gasembargo

Das Schlussplädoyer hält Maria Aljochina: Sie fordert die Konzertbesucher auf, sich für ein Öl- und Gasembargo gegen Russland einzusetzen, denn jeder Tropfen der Energieträger finanziere Putins Krieg. Sie weist darauf hin, dass ein Teil des Konzerterlöses einem ukrainischen Krankenhaus zugute kommt.

Zu den Zuhörern gehört auch eine 93-jährige Frau aus Basel, die sich einen Schemel mitgenommen hat, auf dem sie vor der Bühne Platz nimmt. Nach dem Konzert erzählt sie, dass „wenn Pussy Riot schon mal in Basel ist, ich auch hingehen muss.“ Ihr war das Konzert zu laut, insbesondere die Schlagzeugerin. Sie bewundert es aber, dass die Band den Mut hat, Unrecht anzuprangern. „Und ich glaube, dass die Frauen nicht mehr nach Russland zurück können.“ Aber das wollen Aljochina, Borisova und Burkot auch gar nicht mehr – zumindest, solange der Präsident Wladimir Putin heißt.

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