Basel Kein Anlass für weitere Lockerungen

(sda)
 Foto: Michael Werndorff

Pandemie: Neuer Lockdown ist unwahrscheinliches Szenario.

Bern/Basel - Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) und Vorsteher des Basler Gesundheitsdepartements, sieht trotz steigender Fallzahlen keinen Anlass für Verschärfungen der Corona-Maßnahmen. Aber auch für Lockerungen gebe es keinen Anlass, sagte er in einem Zeitungsinterview.

Möglicherweise stehe die Schweiz am Anfang einer vierten Welle, sagte Engelberger in einem gestern veröffentlichten Interview mit den Tamedia-Zeitungen zu den derzeit steigenden Fallzahlen. „Die aktuelle Situation in den Schweizer Krankenhäusern ist nicht alarmierend.“ Die Intensivstationen sind zurzeit zu 67 Prozent ausgelastet. 6,40 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten besetzt.

Für Engelberger ist die Vorstellung, mit einer gewissen Durchimpfung „alle Einschränkungen sofort aufheben zu können, naiv“, wie er sagte. Es brauche sicher weiterhin Schutzmaßnahmen, die phasenweise gelockert oder eben verschärft werden könnten.

Mit Impfen Maßnahmen verhindern

Ein neuer Lockdown sollte, da Impfstoffe verfügbar seien, ein „unwahrscheinliches Szenario“ sein. Es gelte die Impfkampagne zu verstärken, sagte Engelberger. Er geht davon aus, dass viele die Impfung wegen der Ferien hinausgezögert haben, sich aber im August impfen lassen. Und weiter: „Der Monat August wird entscheidend sein, um die Impfquote zu steigern. Sollte dies nicht gelingen, dann werde ich sehr beunruhigt sein.“

Anders wäre es, wenn sich eine Überlastung des Gesundheitswesens abzeichnen würde, weil die Zahl der Ansteckungen und Krankenhauseintritte, aber nicht jene der Impfungen steige. „Dann müsste man über weitere Maßnahmen nachdenken.“ Mit der Impfung habe es jeder und jede in der Hand, einschneidende Maßnahmen zu verhindern.

„Ein Risiko“ nennt Engelberger die Abschaffung der Quarantänepflicht für Reiserückkehrer. „Als Gesundheitsdirektor wäre es mir lieber gewesen, man hätte die Quarantänepflicht für Einreisende aus Ländern mit einer hohen Inzidenz beibehalten.“

Der Kanton Aargau etwa meldete am Donnerstag einen hohen Anteil von Reiserückkehrern unter den positiv Getesteten. Die noch bestehende Quarantäne-Pflicht für aus Ländern mit Virusvarianten Eingereiste ist laut Engelberger „heute praktisch bedeutungslos“. Die Schweiz sei inzwischen selbst ein „Delta-Land“; die Delta-Variante dominiere das Infektionsgeschehen hierzulande.

Die wissenschaftliche Task Force des Bundes ruft derweil zum Impfen gegen das Coronavirus auf, um die Epidemie bald zu beenden. Auch Testen und Contact Tracing bleiben entscheidend bei der Eindämmung von Neuansteckungen.

Coronavirus wird nicht verschwinden

„Das Coronavirus wird nicht verschwinden, wir hätten es in der Hand, die Epidemie durch Impfen in zwei Monaten zu beenden“, sagte Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Task Force des Bundes, am Dienstag vor den Medien in Bern. Drei Millionen Menschen in der Schweiz seien aber noch nicht gegen das Coronavirus geimpft. Wenn alle noch nicht Geimpften an Covid-19 erkranken würden, könnte es erneut zu Engpässen im Gesundheitswesen kommen, sagte Ackermann.

Wichtig sei daher ein Frühwarnsystem. Durch Impfen könnten Szenarien mit schweren Erkrankungen verhindert werden. „Lassen Sie sich sobald wie möglich impfen“, appellierte er an die Bevölkerung.

Die Anzahl täglich verabreichter Impfdosen ist in der Schweiz laut der Task Force seit Anfang Juni um mehr als 70 Prozent zurückgegangen. Die Kantone haben daher die Impfkapazitäten heruntergefahren.

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