Zeichen für Nachhaltigkeit
Sie habe die Erfahrung gemacht, dass gerade seit Beginn der Pandemie viele Leute in ihrem Alter ein Unternehmen gründen würden. „Man hat dann mehr Kontrolle über seine Entscheidungen“, sagt sie, das sei sicherlich einer der Beweggründe, der da mit hinein spiele. Diese Kontrolle hatte sie bei ihrer vorherigen Tätigkeit nicht. Sie war bereits zuvor für ein großes Modeunternehmen tätig, merkte aber, dass dies in dieser Form nichts für sie war. „Viele große Unternehmen scheren sich wenig um die Nachhaltigkeit“, sagt sie. Es sei ihr wichtig, hier zumindest im Kleinen ein Zeichen zu setzen und Kleider zu verkaufen, die bereits ein Vorleben hatten und die nicht eigens produziert werden mussten. „Man kann jedes Teil, das man will, auch gebraucht finden“, ist sie überzeugt.
Zugleich aber hat sie Verständnis dafür, dass auch kostengünstig produzierte Ware, die meist in Niedriglohnländern produziert und dann etwa nach Deutschland oder in die Schweiz verschifft wird, ihre Käufer findet. „Wenn jemand ein niedriges Einkommen hat und sich trotzdem modisch kleiden will, wird er bei Billiganbietern kaufen“, sagt sie. Daraus solle man niemandem einen Vorwurf machen. Aber es sei ihr wichtig, zu zeigen, dass es auch nachhaltiger geht. Ja, auch sie verschicke ihre Stücke international, was nicht emissionsfrei ablaufen könne. „Aber ich verkaufe Kleidung, die es schon gibt und die nicht eigens produziert worden ist“, sagt Tamar.
Etwa 150 Bestellungen im Monat
Derzeit gehen bei Tamar, die ihre Ware unter anderem von Lieferanten in Frankreich erhält und mittlerweile eine Assistentin beschäftigt, etwa 150 Bestellungen im Monat ein. Sie könne mittlerweile davon leben, sagt sie. Dass sie dabei 14 Stunden und mehr in ihrem Studio verbringt und praktisch kein freies Wochenende hat, nimmt sie für ihre Leidenschaft gerne in Kauf. „Ein wenig kurios ist es ja schon, dass ich einen Nine to Five-Job gegen einen 24/7-Job eingetauscht habe“, sagt sie schmunzelnd. Sie sei aber zugleich froh, dass sie etwas tun könne, das sie liebe: Kleidern ein zweites Leben spendieren.